Hauskatzen im Wandel – 1950er
Die 1950er-Jahre stellten für die Hauskatzenhaltung einen entscheidenden Einschnitt dar. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und dem wirtschaftlichen Aufschwung begann eine Zeit, in der Komfort und Modernität zum neuen Ideal wurden.
Auch die Katze als Haustier profitierte von dieser Entwicklung – sie rückte vom praktischen Mäusefänger immer stärker zum vollwertigen Familienmitglied auf und wurde in vielen Haushalten nun erstmals bewusst als Gefährte wahrgenommen. Damit begann eine Epoche, in der die Grundlage für die moderne Katzenhaltung gelegt wurde.
Der Beginn der Wohnungskatze
Noch um 1900 lebten Katzen in erster Linie im Freien oder in den Nebengebäuden von Bauernhöfen und Handwerksbetrieben. In den 1950ern setzte sich nun zunehmend die Haltung innerhalb der Wohnung durch. Entscheidenden Anteil daran hatte die 1947 entwickelte Erfindung von Edward Lowe – das Katzenstreu. Dieses unscheinbare Granulat machte es erstmals möglich, Katzen in geschlossenen Räumen hygienisch zu halten. Gerüche wurden gebunden, die Reinigung erleichtert, und so wurde die Katze für viele Stadtbewohner überhaupt erst zu einem praktikablen Haustier. Ohne diese Innovation wäre die Ausbreitung der Wohnungskatze in dieser Form kaum denkbar gewesen.
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Whiskas und die neue Futterkultur
Neben der Haltung veränderte sich auch die Ernährung der Katzen grundlegend. Bis dahin war es üblich, Küchenreste oder gelegentliches Dosenfutter für Hunde auch den Katzen zu geben.
In den 1950er-Jahren trat mit Whiskas eine Marke auf den Plan, die Katzenfutter in Dosen speziell auf den Markt brachte und aktiv bewarb. Die Produkte standen für Modernität, Bequemlichkeit und einen gewissen Wohlstand.
Sie passten zum neuen Lebensstil einer Generation, die Kühlschränke, Fernseher und Autos als Symbole des Fortschritts schätzte.
Whiskas knüpfte damit an die Tradition von Spratt’s Patent Pet Food an, setzte aber neue Maßstäbe in der Vermarktung.
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Die Katze im Wohnzimmer
Mit diesen praktischen Neuerungen änderte sich auch das Bild der Katze im Alltag. Sie wurde mehr und mehr zu einem Teil des Familienlebens: Sie lag auf Sesseln, spielte im Kinderzimmer oder schnurrte abends beim Radioprogramm neben ihren Haltern. In Zeitschriften erschienen Artikel über Katzenhaltung, und auch in der Werbung tauchten sie häufiger auf – als elegante, anmutige Tiere, die Behaglichkeit und Harmonie symbolisierten. Das Tier, das früher vor allem nützlich war, gewann nun einen emotionalen Wert.
Gesellschaftlicher Spiegel
Die neue Rolle der Katze spiegelte zugleich den Wandel der Gesellschaft wider: vom Mangel hin zum Konsum, vom Pragmatismus hin zur Bequemlichkeit. Katzen wurden zunehmend als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen, deren Wohlbefinden zum Thema wurde. In vielen Haushalten diskutierte man nun über das „richtige“ Futter oder die beste Art, das Katzenklo zu reinigen – Fragen, die zuvor undenkbar schienen. Auch die Werbeindustrie erkannte diesen Trend und setzte Katzen als Symbole für Eleganz, Geborgenheit und modernen Lebensstil ein. Dadurch festigte sich ihr Platz im kollektiven Bewusstsein einer ganzen Generation.
Fazit
Die 1950er markieren den Übergang von der traditionellen zur modernen Katzenhaltung. Mit Edward Lowes Katzenstreu und der Einführung von Whiskas waren die Grundlagen gelegt, die es Millionen von Menschen ermöglichten, Katzen als echte Familienmitglieder in ihren Wohnungen zu halten. Die Weichen für das heutige Verständnis von Katzenhaltung wurden in diesem Jahrzehnt gestellt – ein Wendepunkt in der langen Geschichte von Mensch und Katze.