B.A.R.F. & Frankenprey für Hauskatzen
Warum Rohfütterung im Fokus steht
Rohfütterung fasziniert viele Katzenhalter. Die Vorstellung, die Katze so naturnah wie möglich zu ernähren – ähnlich wie ihre wilden Vorfahren – ist attraktiv. Gleichzeitig wächst das Misstrauen gegenüber industriell hergestelltem Futter mit seinen Zusatzstoffen und Verarbeitungsprozessen. B.A.R.F. („Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“) und die Frankenprey-Methode sind die beiden bekanntesten Ansätze, die dieses Bedürfnis aufgreifen. Beide haben das Ziel, Katzen artgerecht zu ernähren, unterscheiden sich jedoch deutlich in Philosophie, Umsetzung und Anspruch.
Ein kurzer Blick in die Geschichte
Das B.A.R.F.-Konzept entstand in den 1990er-Jahren zunächst für Hunde, maßgeblich geprägt durch die australische Tierärztin Dr. Ian Billinghurst. Schon bald griffen Katzenhalter die Idee auf und passten sie an die besonderen Bedürfnisse von Fleischfressern an. Frankenprey stammt aus den USA und ist ein jüngerer Ansatz. Der Name („Frankenstein-Prey“) verdeutlicht das Ziel: ein komplettes Beutetier aus verschiedenen Einzelteilen zusammenzusetzen. Während B.A.R.F. stärker berechnungsorientiert ist, setzt Frankenprey auf instinktnahe Nachbildung.
B.A.R.F. – Struktur und Berechnung
Beim B.A.R.F.-Modell orientieren sich die Mahlzeiten an festgelegten Anteilen:
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ca. 70–80 % Muskelfleisch
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ca. 10–15 % Innereien (Leber, Herz, Niere, Milz)
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ca. 5–10 % rohe, fleischige Knochen oder Knochenmehl
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dazu Zusätze wie Taurin, Mineralmischungen, Öle (z. B. Lachsöl für Omega-3-Fettsäuren)
Diese Anteile lassen sich leicht in Rationspläne umrechnen und bieten Haltern eine klare Struktur. Typisch ist die Zugabe von Supplementen, die gezielt bestimmte Nährstoffe abdecken sollen. Beispiele:
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Taurin – lebensnotwendig für Katzen, in Fleisch enthalten, aber beim Einfrieren oder Erhitzen teilweise abgebaut
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Calcium-Phosphor-Verhältnis – Knochen oder Knochenmehl liefern Calcium, Fleisch Phosphor, das Verhältnis muss ausgewogen sein
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Fettsäuren – Öle wie Lachs- oder Krillöl bringen Omega-3, die Fell und Immunsystem stärken
Vorteile: hohe Kontrolle, exakte Anpassung möglich, für Allergiker oder kranke Katzen planbar. Nachteile: Fehler bei der Supplementierung können gravierende Folgen haben, und die Planung ist zeitaufwendig.
Frankenprey – das Beutetier nachbauen
Frankenprey verfolgt einen radikaleren Ansatz. Ziel ist es, eine komplette Maus oder einen Vogel so genau wie möglich nachzustellen. Da nicht jeder Halter ganze Beutetiere verfüttern kann oder möchte, werden Fleisch, Knochen, Innereien und Blut verschiedener Tiere kombiniert. Typisch sind:
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ein hoher Anteil Muskelfleisch
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ganze Herzen (Taurinquelle)
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Leber (Vitamin A)
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rohe Knochenstücke oder Eintagsküken für Calcium
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Blut oder Blutmehl für Eisen
Zusätze spielen hier eine geringere Rolle. Stattdessen vertraut man auf die Nährstoffdichte der Bestandteile. Vorteile: naturnaher, abwechslungsreich, weniger künstliche Zusätze. Nachteile: schwer planbar, aufwendiger in der Beschaffung, größere Gefahr von Nährstofflücken.
Nährstoffkunde – was bei beiden Methoden kritisch ist
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Taurin: Katzen können es nicht selbst bilden, Mangel führt zu Blindheit und Herzproblemen.
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Calcium-Phosphor: Ungleichgewichte verursachen Knochenschäden oder Nierenprobleme.
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Vitamin A: lebensnotwendig, Überdosierungen (v. a. durch zu viel Leber) sind gefährlich.
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Fette: wichtig für Energie, Fell und Haut, aber Übermaß macht dick.
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Eiweiß: Hauptenergielieferant für Katzen, muss hochwertig und tierisch sein.
Gerade hier zeigen sich die Unterschiede: B.A.R.F. setzt auf Zusätze, Frankenprey auf Vielfalt.
Wissenschaftliche Sichtweise
Die Tiermedizin ist in diesem Bereich gespalten. Befürworter sehen in der Rohfütterung eine artgerechte, gesunde Alternative. Studien zeigen, dass Katzen bei ausgewogenem Rohfutter gute Blutwerte und glänzendes Fell entwickeln. Kritiker verweisen auf Risiken: Salmonellen oder Campylobacter im Fleisch, unsichere Nährstoffversorgung ohne Fachwissen und das Risiko für Halter (v. a. Kinder oder immungeschwächte Menschen). Einige Tierärzte warnen daher ausdrücklich vor unkontrollierter Rohfütterung.
Alltag – Aufwand, Kosten, Fehler
Rohfütterung bedeutet deutlich mehr Arbeit:
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Fleisch einkaufen, portionieren, einfrieren, auftauen
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Zusätze abwiegen oder Beutetiere beschaffen
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Küche hygienisch sauber halten
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regelmäßige Tierarztkontrollen durchführen
Kostenmäßig liegt BARF über Trockenfutter, aber je nach Fleischquelle unter Premium-Nassfutter. Frankenprey ist oft teurer, da spezielle Fleisch- und Knochenstücke benötigt werden.
Typische Anfängerfehler: zu viel Leber, falsches Calcium-Phosphor-Verhältnis, Zusätze vergessen, Hygiene vernachlässigen oder auf zu einseitige Fleischsorten setzen.
Tipps für den Einstieg
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langsam umstellen: kleine Portionen Rohfleisch unter das gewohnte Futter mischen
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Fleisch anfangs leicht anbraten, um den Geruch attraktiver zu machen
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immer mit sauberen Utensilien arbeiten, Napfmaterial Glas, Keramik oder Edelstahl verwenden
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auf mehrere Fleischsorten setzen, um Nährstoffbreite zu sichern
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Rationspläne von Fachleuten oder Tierärzten nutzen
Fazit
B.A.R.F. und Frankenprey sind die anspruchsvollsten Fütterungsmethoden für Katzen. Beide bieten naturnahe Ernährung, maximale Kontrolle und den Verzicht auf industrielle Zusätze. B.A.R.F. punktet mit klaren Strukturen und planbarer Supplementierung, Frankenprey mit größtmöglicher Nähe zur Natur. Beide erfordern Wissen, Konsequenz und Zeit. Wer sich darauf einlässt, sollte gut vorbereitet starten, Hygieneregeln streng beachten und regelmäßig tierärztlich überprüfen lassen, ob die Ernährung ausgewogen ist. Richtig umgesetzt, können B.A.R.F. und Frankenprey Katzen ein gesundes, artgerechtes Leben ermöglichen – falsch umgesetzt bergen sie erhebliche Risiken.
Hier wird es etwas später zu ein paar B.A.R.F. & Frankenprey - Rezepten gehen (aber nur Beispiele)