Blutgruppen
Blutgruppen bei Hauskatzen
Genau wie wir Menschen haben auch Hauskatzen verschiedene Blutgruppen. Diese Blutgruppen sind wichtig, wenn eine Katze eine Bluttransfusion braucht. Wenn eine Katze Blut bekommt, das nicht zu ihrer Blutgruppe passt, kann das zu gefährlichen Reaktionen führen, weil ihr Körper das fremde Blut angreift.
Außerdem ist es für Katzenzüchter wichtig, die Blutgruppen ihrer Tiere zu kennen. So können sie eine gefährliche Krankheit bei neugeborenen Kätzchen verhindern, die man Neonatale Isoerythrolyse (NI) nennt. Es ist also sehr wichtig für Tierärzte und Züchter, sich mit den Blutgruppen bei Katzen auszukennen, um Bluttransfusionen sicher zu machen und Probleme beim Züchten zu vermeiden.
Das wichtigste Blutgruppensystem bei Katzen ist das AB-System. Es ist ähnlich wie das ABO-System bei Menschen, aber es gibt ein paar Unterschiede bei den Stoffen im Blut. Dieses System teilt die Katzen in verschiedene Blutgruppen ein und hilft dabei, herauszufinden, welches Blut für eine Transfusion geeignet ist. Obwohl es Ähnlichkeiten zum menschlichen System gibt, funktionieren die genauen Abläufe bei Katzen anders. Das ist wichtig zu wissen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Im AB-System gibt es bei Katzen drei Hauptblutgruppen: A, B und AB. Früher nannte man die Blutgruppe AB manchmal Typ C. Dieser Name wird aber heute kaum noch benutzt, kann aber in älteren Büchern oder Artikeln vorkommen. Der Name "C" entstand, weil man am Anfang nicht genau wusste, wie diese Blutgruppe vererbt wird. Sie passte nicht einfach zu den Regeln, die für die Blutgruppen A und B galten. Neuere Forschungen haben aber gezeigt, wie die Vererbung funktioniert. Es ist gut zu wissen, dass es den Namen "C" früher gab und dass heute "AB" der übliche Name ist, falls man in verschiedenen Quellen unterschiedliche Bezeichnungen findet.
Die Blutgruppen A, B und AB genauer erklärt
Katzen mit der Blutgruppe A haben einen bestimmten Stoff, das A-Antigen, auf ihren roten Blutkörperchen. Dieses Antigen ist eine spezielle Form einer Zuckerart. Typ A ist die häufigste Blutgruppe bei Hauskatzen, aber wie oft sie vorkommt, hängt von der Katzenrasse und der Region ab. Manche Rassen, wie Siamkatzen, Burma-Katzen und Orientalisch Kurzhaar, haben fast immer die Blutgruppe A.
Katzen mit Blutgruppe A haben auch natürliche Abwehrstoffe, sogenannte Anti-B-Antikörper, in ihrem Blutplasma. Diese sind normalerweise in geringer Menge vorhanden. Obwohl Typ A am häufigsten ist, können diese Anti-B-Antikörper trotzdem zu Problemen führen, wenn eine Katze Blut vom Typ B bekommt, auch wenn die Reaktion meist nicht so stark ist wie umgekehrt. Das zeigt, dass "am häufigsten" nicht bedeutet, dass es für alle anderen Blutgruppen sicher ist.
Katzen mit der Blutgruppe B haben das B-Antigen auf ihren roten Blutkörperchen. Dieses Antigen ist eine andere Form der gleichen Zuckerart wie beim Typ A. Typ B ist nicht so häufig wie Typ A, kommt aber bei bestimmten Rassen öfter vor, zum Beispiel bei Britisch Kurzhaar, Cornish Rex, Devon Rex, Birma, Perser und Maine Coon. Wie oft Typ B vorkommt, kann je nach Rasse zwischen 1 und 45 % liegen. Katzen mit Blutgruppe B haben viele natürliche Anti-A-Antikörper in ihrem Blutplasma. Diese Abwehrstoffe bilden sich in den ersten Lebensmonaten, auch wenn die Katze noch nie mit Blut vom Typ A in Kontakt gekommen ist.
Die hohe Anzahl an Anti-A-Antikörpern bei Katzen vom Typ B ist der Grund, warum selbst eine kleine Menge Blut vom Typ A eine sehr heftige und möglicherweise tödliche Reaktion auslösen kann. Deshalb ist es so wichtig, bei diesen Katzen die Blutgruppe genau zu bestimmen. Katzen mit der Blutgruppe AB haben sowohl das A- als auch das B-Antigen auf der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen. Sie haben also Merkmale von beiden Blutgruppen. Typ AB ist im Allgemeinen sehr selten bei allen Rassen und kommt oft bei weniger als 1 % der Katzen vor. Höhere Häufigkeiten wurden jedoch bei bestimmten Rassen wie Ragdolls und in bestimmten geografischen Regionen beobachtet.
Katzen mit Blutgruppe AB besitzen typischerweise keine natürlich vorkommenden Alloantikörper gegen A- oder B-Antigene in klinisch signifikanten Mengen. Dies macht sie zu potenziellen Universalempfängern für Bluttransfusionen, insbesondere für Erythrozytenkonzentrate. Bei Vollbluttransfusionen können jedoch aufgrund von Antikörpern im Spenderplasma weiterhin Risiken bestehen. Das Fehlen starker Anti-A- und Anti-B-Antikörper bei Katzen vom Typ AB macht sie in der Transfusionsmedizin als potenzielle Empfänger wertvoll. Ihre Seltenheit erschwert jedoch die Suche nach geeigneten AB-Spendern.
Es ist auch wichtig zu wissen, dass es einen Unterschied macht, ob man nur rote Blutkörperchen oder das ganze Blut transfundiert, um die Transfusion so sicher wie möglich zu machen.
Wie werden die Blutgruppen bei Katzen vererbt?
Die Blutgruppen A und B werden hauptsächlich durch ein einzelnes Gen mit zwei Hauptvarianten (Allelen) bestimmt: A und b. Die Variante A ist stärker (dominant) als die Variante b. Das bedeutet, dass Katzen mit den Genkombinationen A/A oder A/b die Blutgruppe A haben. Die Variante b ist schwächer (rezessiv). Nur wenn eine Katze zweimal die Variante b hat (Genkombination b/b), hat sie die Blutgruppe B.
Diese einfache Vererbung von A und B ist sehr wichtig für die Zucht, besonders um die Blutgruppen der Kätzchen vorherzusagen. Züchter müssen diese Regeln kennen, um Probleme zu vermeiden, die zu NI führen können. Die Vererbung der Blutgruppe AB ist komplexer und beinhaltet eine dritte Variante, die oft als c oder a<sup>b</sup> bezeichnet wird. Es wurden verschiedene Vererbungsmodelle vorgeschlagen. Ein Modell besagt, dass das AB-Allel (c) rezessiv gegenüber A, aber dominant über b ist. In diesem Fall führen die Genotypen c/c oder c/b zur Blutgruppe AB.
Ein anderes Modell legt nahe, dass das AB-Allel (a<sup>b</sup>) kodominant mit b und rezessiv gegenüber A ist. Die Genotypen a<sup>b</sup>/a<sup>b</sup> oder a<sup>b</sup>/b würden zur Blutgruppe AB führen. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Typ AB unabhängig vererbt werden könnte. Katzen vom Typ AB werden typischerweise in Rassen gefunden, in denen auch Typ B vorkommt, was auf eine genetische Verbindung hindeutet.
Die unterschiedlichen vorgeschlagenen Vererbungsmuster für die Blutgruppe AB verdeutlichen die laufende Forschung und die Komplexität beim vollständigen Verständnis der Genetik dieser seltenen Blutgruppe. Dies könnte als ein Bereich fortgesetzter wissenschaftlicher Untersuchung dargestellt werden.
Ein bestimmtes Gen (CMAH) ist dafür verantwortlich, ein Enzym herzustellen, das eine bestimmte Zuckerart (NeuAc) in eine andere (NeuGc) umwandelt. Rote Blutkörperchen vom Typ A haben hauptsächlich NeuGc (A-Antigen), während rote Blutkörperchen vom Typ B hauptsächlich NeuAc (B-Antigen) haben. Rote Blutkörperchen vom Typ AB haben sowohl NeuAc als auch NeuGc auf ihrer Oberfläche. Das könnte daran liegen, dass das CMAH-Enzym bei ihnen weniger aktiv ist oder dass es einen anderen genetischen Grund dafür gibt.
Das Wissen über die Rolle dieses Gens und der verschiedenen Zuckerarten erklärt, warum es unterschiedliche Blutgruppen gibt und was sie biochemisch voneinander unterscheidet. Es gibt Gentests, die verschiedene Varianten des CMAH-Gens erkennen können. So kann man herausfinden, welche Genkombination eine Katze hat (z. B. A/A, A/b, b/b, c/c, c/b). Dies ist besonders nützlich für Züchter, um Katzen vom Typ A zu finden, die aber die Variante b in sich tragen (A/b-Katzen). Diese sehen aus wie Typ A, können aber bei der Paarung mit einer anderen Trägerkatze oder einer Katze vom Typ B Kätzchen vom Typ B bekommen.
Gentests sind für Züchter hilfreich, weil sie zwischen Katzen vom Typ A unterscheiden können, die reinerbig sind (A/A) und solchen, die mischerbig sind (A/b). Das ist sehr wichtig, um NI zu vermeiden.
Wie häufig sind die verschiedenen Blutgruppen bei Hauskatzen?
Die Blutgruppe A ist weltweit die häufigste bei Katzen. Man schätzt, dass sie bei 40 % bis 90 % aller Katzen vorkommt.
Die Blutgruppe B ist weniger verbreitet und liegt normalerweise zwischen 10 % und 30 %.
Die Blutgruppe AB ist am seltensten und kommt im Allgemeinen bei weniger als 10 % der Katzen vor, oft sogar viel seltener (z. B. etwa 0,14 % in den USA und Kanada).
Die breite Schwankung der Prävalenz in verschiedenen Quellen spiegelt wahrscheinlich den signifikanten Einfluss von Rasse und geografischer Lage auf die Verteilung der Blutgruppen wider. Dies unterstreicht die Notwendigkeit spezifischerer Daten, anstatt sich ausschließlich auf Durchschnittswerte zu verlassen.
Bestimmte Rassen haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für die Blutgruppe B. Dazu gehören:
- Britisch Kurzhaar (ca. 36 %)
- Cornish Rex (ca. 33 %)
- Devon Rex (ca. 41 %)
- Exotic Shorthair (ca. 27 %)
- Abessinier (ca. 14-20 %)
- Birma (ca. 18-30 %)
- Perser (ca. 14-25 %)
- Scottish Fold (ca. 19 %)
- Somali (ca. 18 %)
- Maine Coon (ca. 3 %)
- Norwegische Waldkatze (ca. 7 %)
- Himalayan (ca. 6 %)
Rassen, die fast immer (nahe 100 %) die Blutgruppe A haben, sind Siamkatzen, Burma-Katzen, Tonkanesen, Russisch Blau und Orientalisch Kurzhaar. Die Blutgruppe AB ist im Allgemeinen selten, wurde aber bei Ragdolls (18-24 % in einigen Studien) und in bestimmten Gegenden wie Israel, Japan, Portugal und England häufiger gefunden. Wie häufig die Blutgruppen vorkommen, kann sich auch innerhalb derselben Rasse und bei normalen Hauskatzen je nach Region unterscheiden. So ist beispielsweise die Prävalenz von Typ B in den USA im Nordosten geringer als an der Westküste.
Spezifische Erhebungen in verschiedenen Ländern haben ebenfalls Variationen in der Gesamtprävalenz der Blutgruppen gezeigt. Geografische Variationen deuten darauf hin, dass Faktoren wie Gründereffekte, genetische Drift oder möglicherweise sogar Umwelteinflüsse eine Rolle bei der Gestaltung der Verteilung der Blutgruppen in verschiedenen Katzenpopulationen spielen könnten. Dies könnte ein Bereich für weitere epidemiologische Forschung sein.
Warum sind Blutgruppen bei Bluttransfusionen wichtig?
Ein wesentliches Merkmal des AB-Blutgruppensystems bei Katzen ist das Vorhandensein natürlich vorkommender Alloantikörper (Antikörper gegen fremde Blutantigene) bei Katzen, denen das entsprechende Antigen fehlt.
Dies bedeutet, dass Katzen keine vorherige Exposition gegenüber Fremdblut benötigen, um diese Antikörper zu entwickeln.
Katzen vom Typ A haben niedrige bis moderate Konzentrationen an natürlich vorkommenden Anti-B-Antikörpern.
Katzen vom Typ B haben hohe Konzentrationen an natürlich vorkommenden Anti-A-Antikörpern, die sich innerhalb der ersten Lebensmonate entwickeln.
Katzen vom Typ AB haben typischerweise keine klinisch signifikanten Mengen an Anti-A- oder Anti-B-Antikörpern.
Das Vorhandensein dieser natürlich vorkommenden Antikörper ist der Hauptgrund, warum Blutgruppenbestimmung und Kreuzprobe bei Katzen vor jeder Bluttransfusion absolut kritisch sind.
Im Gegensatz zu einigen anderen Tierarten kann eine erstmalige inkompatible Transfusion sofort lebensbedrohlich sein.
Katzen vom Typ A sollten idealerweise Blut von Spendern des Typs A erhalten.
Eine Transfusion mit Blut vom Typ B kann aufgrund der Anti-B-Antikörper im Plasma des Empfängers zu einer Transfusionsreaktion führen, obwohl diese im Allgemeinen weniger schwerwiegend ist als die umgekehrte Reaktion.
Eine Transfusion mit Blut vom Typ AB könnte ebenfalls eine Reaktion hervorrufen, da möglicherweise Anti-A-Antikörper im Spenderplasma vorhanden sind.
Katzen vom Typ B müssen Blut von Spendern des Typs B erhalten.
Eine Transfusion mit Blut vom Typ A führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer schweren und potenziell tödlichen akuten hämolytischen Transfusionsreaktion aufgrund der hohen Konzentration an Anti-A-Antikörpern im Plasma des Empfängers.
Selbst eine kleine Menge Blut vom Typ A kann tödlich sein. Blut vom Typ AB ist ebenfalls inkompatibel.
Katzen vom Typ AB gelten als Universalempfänger für Erythrozytenkonzentrate, da sie keine starken Anti-A- und Anti-B-Antikörper besitzen.
Bei der Verwendung von Vollblut können jedoch aufgrund von Antikörpern im Spenderplasma von Blut des Typs A oder B weiterhin Transfusionsreaktionen auftreten.
Daher ist Vollblut vom Typ AB ideal, aber oft schwer zu beschaffen.
Vollblut vom Typ A könnte als Alternative in Betracht gezogen werden, wenn Typ AB nicht verfügbar ist, da es im Vergleich zu den starken Anti-A-Antikörpern im Plasma von Vollblut vom Typ B relativ niedrige Konzentrationen an Anti-B-Antikörpern enthält.
Das Konzept des "Universalempfängers" für Katzen vom Typ AB hat Nuancen in Bezug auf die Art des verwendeten Blutprodukts (Erythrozytenkonzentrat vs. Vollblut) und das Potenzial für Reaktionen aufgrund von Antikörpern im Spenderplasma. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung auch in scheinbar kompatiblen Situationen.
Transfusionsreaktionen können als akut (innerhalb von Minuten bis Stunden auftretend) oder verzögert (Tage später auftretend) klassifiziert werden.
Akute Reaktionen beinhalten oft die schnelle Zerstörung der roten Blutkörperchen (Hämolyse) durch die Antikörper des Empfängers, die die roten Blutkörperchen des Spenders angreifen.
Dies kann sich als Fieber, Erbrechen, Lethargie, Kollaps, Gelbsucht und möglicherweise Tod äußern.
Verzögerte Reaktionen beinhalten typischerweise eine langsamere Zerstörung der transfundierten roten Blutkörperchen, was zu einer verkürzten Lebensdauer der Spenderzellen führt. Diese Reaktionen sind möglicherweise weniger klinisch offensichtlich, können aber die Wirksamkeit der Transfusion dennoch beeinträchtigen.
Reaktionen können auch immunologisch (aufgrund von Antikörper-Antigen-Inkompatibilität) oder nicht-immunologisch (z. B. transfusionsassoziierte Kreislaufüberlastung) sein.
Die Möglichkeit sowohl akuter als auch verzögerter Reaktionen betont die Bedeutung einer sorgfältigen Überwachung der Empfängerkatze während und nach einer Bluttransfusion, unabhängig von der Übereinstimmung der Blutgruppen.
Aufgrund des hohen Risikos schwerer Transfusionsreaktionen durch inkompatibles Blut und des Potenzials für Inkompatibilitäten in anderen Blutgruppensystemen (wie Mik und FEAs) ist eine genaue Blutgruppenbestimmung sowohl des Spenders als auch des Empfängers vor jeder Transfusion obligatorisch.
Eine Kreuzprobe, bei der auf Agglutination zwischen den roten Blutkörperchen des Spenders und dem Serum des Empfängers (Hauptkreuzprobe) und umgekehrt (Nebenkreuzprobe) getestet wird, sollte ebenfalls wann immer möglich durchgeführt werden, um das Risiko einer Inkompatibilität weiter zu minimieren.
Die Betonung der absoluten Notwendigkeit sowohl der Blutgruppenbestimmung als auch der Kreuzprobe unterstreicht die kritischen Sicherheitsprotokolle in der felinen Transfusionsmedizin. Die Erwähnung anderer Blutgruppensysteme untermauert die Bedeutung der Kreuzprobe zusätzlich, selbst wenn die AB-Blutgruppen kompatibel sind.
Warum sind Blutgruppen bei der Zucht wichtig (Neonatale Isoerythrolyse)?
Die Neonatale Isoerythrolyse (NI) ist eine potenziell tödliche Krankheit bei neugeborenen Kätzchen. Sie tritt auf, wenn eine Katze mit Blutgruppe B mit einem Kater mit Blutgruppe A oder AB gepaart wird.
Die natürlich vorkommenden hohen Konzentrationen an Anti-A-Antikörpern der Katze (die in ihrem Kolostrum, der ersten nach der Geburt produzierten Milch, vorhanden sind) werden von den Kätzchen aufgenommen.
Wenn die Kätzchen diese Milch trinken und vom Kater die Blutgruppe A oder AB geerbt haben, greifen diese Antikörper die roten Blutkörperchen der Kätzchen an und zerstören sie. Das führt zu schwerer Blutarmut.
NI ist also eine direkte Folge der Unverträglichkeit der Blutgruppen zwischen der Mutter und ihren Kätzchen und zeigt, wie wichtig es ist, die Blutgruppen in der Zucht zu kennen.
NI tritt nur bei Kätzchen mit Blutgruppe A oder AB auf, die von Müttern mit Blutgruppe B geboren wurden.
Kätzchen mit Blutgruppe B, die von Müttern mit Blutgruppe A geboren wurden, sind normalerweise nicht betroffen. Das liegt daran, dass Katzen vom Typ A nur wenige Anti-B-Antikörper haben, die normalerweise nicht ausreichen, um die roten Blutkörperchen von Kätzchen vom Typ B stark zu schädigen.
Wenn eine Katze vom Typ B mit einem homozygoten Kater vom Typ A (Genotyp A/A) verpaart wird, erben alle Kätzchen mindestens ein A-Allel und sind somit vom Typ A, wodurch sie dem Risiko von NI ausgesetzt sind.
Wenn der Kater heterozygot für Typ A ist (Genotyp A/b oder A/ab), werden voraussichtlich etwa 50 % der Kätzchen vom Typ A oder AB sein und somit gefährdet sein.
Das Verständnis der elterlichen Genotypen ermöglicht es Züchtern, die Wahrscheinlichkeit von NI in einem Wurf vorherzusagen. Gentests bei Zuchttieren können Träger des b-Allels identifizieren und so fundiertere Zuchtentscheidungen ermöglichen.
Von NI betroffene Kätzchen werden in der Regel gesund geboren, können aber innerhalb der ersten Stunden bis Tage nach dem Säugen Anzeichen zeigen.
Diese Anzeichen können Schwäche, Lethargie, Gedeihstörung ("Fading Kitten Syndrome"), Gelbsucht (gelbliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten), dunkelroter oder brauner Urin (aufgrund des Abbaus roter Blutkörperchen) und möglicherweise plötzlicher Tod sein.
Die Diagnose basiert oft auf klinischen Anzeichen in Verbindung mit den bekannten Blutgruppen der Katze und der vermuteten Blutgruppe der Kätzchen (basierend auf der Blutgruppe des Katers). Blutuntersuchungen der Kätzchen können die Diagnose bestätigen.
Das verzögerte Auftreten von Symptomen nach der Geburt unterstreicht die Bedeutung des Bewusstseins der Züchter und einer frühzeitigen Intervention in Würfen, bei denen NI ein Risiko darstellt. Das rechtzeitige Erkennen klinischer Anzeichen kann die Überlebenschancen betroffener Kätzchen verbessern.
Die effektivste Methode zur Vorbeugung von NI besteht darin, dass Züchter die Blutgruppen ihrer Zuchttiere kennen, insbesondere bei Rassen mit einer hohen Prävalenz von Typ B.
Katzen vom Typ B sollten idealerweise nur mit Katern vom Typ B verpaart werden, um das Risiko der Produktion von Kätzchen vom Typ A oder AB zu eliminieren.
Wenn eine Katze vom Typ B mit einem Kater vom Typ A oder AB verpaart werden muss, sollten Züchter darauf vorbereitet sein, zu verhindern, dass die Kätzchen in den ersten 16-24 Stunden nach der Geburt von der Katze säugen.
Während dieser kritischen Zeit können die Kätzchen mit künstlicher Muttermilch aufgezogen oder einer Katze vom Typ A untergelegt werden, die Milch produziert.
In Risikowürfen können neugeborene Kätzchen anhand von Nabelschnurblut blutgetypt werden.
Kätzchen vom Typ A oder AB sollten für den ersten Tag von der Katze vom Typ B getrennt werden, um die Aufnahme von Kolostrum mit Anti-A-Antikörpern zu vermeiden.
Proaktive Managementstrategien von Züchtern, basierend auf Kenntnissen der Blutgruppen der Eltern, sind entscheidend für die Verhinderung der oft verheerenden Folgen von NI. Einfache Maßnahmen können die Überlebensraten von Kätzchen in Risikoverpaarungen deutlich verbessern.
Wie bestimmt man die Blutgruppe einer Hauskatze?
Die serologische Blutgruppenbestimmung beinhaltet die Untersuchung einer Blutprobe der Katze auf das Vorhandensein von A- und B-Antigenen auf den roten Blutkörperchen mithilfe kommerziell erhältlicher Reagenzien, die monoklonale Anti-A- und Anti-B-Antikörper enthalten.
Eine Agglutination (Verklumpung) der roten Blutkörperchen zeigt das Vorhandensein des entsprechenden Antigens an.
Point-of-Care-Tests (In-House-Kits) sind für sofortige Ergebnisse in Tierarztpraxen praktisch und umfassen:
- Kartenagglutinationstests: Ein Tropfen Blut wird auf einer Karte mit spezifischen Antikörpern vermischt. Eine Agglutination zeigt ein positives Ergebnis an.
- Immunochromatographische Tests: Blut wandert entlang eines Streifens, der Antikörper enthält. Eine sichtbare Linie zeigt das Vorhandensein des Antigens an.
Es ist Vorsicht geboten, da einige Studien Ungenauigkeiten bei bestimmten In-House-Kits, insbesondere bei Katzen mit FeLV, berichtet haben. Es ist ratsam, die Anweisungen des Herstellers sorgfältig zu befolgen und bei unsicheren oder unerwarteten Ergebnissen eine Laborbestätigung in Betracht zu ziehen. Obwohl Point-of-Care-Tests praktisch sind, haben sie Einschränkungen, und Tierärzte sollten sich der potenziellen Ungenauigkeiten bewusst sein, insbesondere in bestimmten klinischen Szenarien.
Die Untersuchung in einem Referenzlabor bietet oft genauere und umfassendere Blutgruppenbestimmungen, insbesondere zur Bestätigung von Ergebnissen oder wenn In-House-Tests nicht schlüssig sind. Diese Labore verwenden möglicherweise empfindlichere Methoden wie Röhrchenagglutinationstests. Gentests sind verfügbar, die spezifische genetische Varianten (Allele) im CMAH-Gen identifizieren, die für die verschiedenen Blutgruppen (A, B und AB) verantwortlich sind. Diese Tests können den Genotyp der Katze bestimmen, was für Züchter besonders nützlich ist, um Träger des rezessiven b-Allels bei Katzen vom Typ A zu identifizieren.
Gentests bieten Züchtern einen Vorteil, da sie zwischen homozygoten (A/A) und heterozygoten (A/b) Katzen vom Typ A unterscheiden können, Informationen, die für die Vermeidung von NI entscheidend sind.
Was gibt es außer dem AB-System noch? (Mik-Antigen und Feline Erythrozytenantigene)
Das Mik-Antigen wurde früher auf den roten Blutkörperchen der meisten Katzen identifiziert. Katzen, denen das Mik-Antigen fehlt, können natürlich vorkommende Anti-Mik-Antikörper entwickeln, die auch bei Kompatibilität der AB-Blutgruppen Transfusionsreaktionen verursachen können. Testreagenzien für das Mik-Antigen sind derzeit nicht kommerziell erhältlich. Die Existenz des Mik-Antigens und der entsprechenden Antikörper verdeutlicht, dass das AB-System nicht der einzige Faktor ist, der die Blutverträglichkeit bei Katzen bestimmt. Dies unterstreicht die Bedeutung der Kreuzprobe, selbst wenn die AB-Blutgruppen übereinstimmen.
Jüngste Forschung hat fünf neue feline Erythrozytenantigene (FEA 1-5) identifiziert. Katzen, die diese Antigene nicht exprimieren, können ebenfalls natürlich vorkommende Alloantikörper gegen sie haben, was potenziell zu Transfusionsreaktionen führen kann. FEA 1 könnte dem zuvor identifizierten Mik-Antigen entsprechen.
Die Entdeckung dieser neuen FEAs zeigt, dass unser Verständnis der felinen Blutgruppen sich noch weiterentwickelt. Diese zusätzlichen Antigene betonen die Komplexität der felinen Blutverträglichkeit und die Bedeutung gründlicher Vortransfusionstests, einschließlich der Kreuzprobe.
Die Anwesenheit von Antikörpern gegen Mik und FEAs unterstreicht die Bedeutung der Durchführung von Kreuzproben, selbst wenn Spender und Empfänger bezüglich ihrer AB-Blutgruppe übereinstimmen, da diese Antikörper dennoch signifikante Transfusionsreaktionen verursachen können.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das AB-Blutgruppensystem bei Katzen sehr wichtig ist. Es umfasst drei Hauptblutgruppen: A, B und AB, die jeweils durch bestimmte Stoffe (Antigene) auf den roten Blutkörperchen gekennzeichnet sind.
Die Genetik dieser Blutgruppen ist komplex, wobei die Blutgruppen A und B primär durch ein dominantes bzw. rezessives Allel bestimmt werden, während die Vererbung der seltenen Blutgruppe AB komplexer ist und möglicherweise mehrere Allele oder unabhängige genetische Mechanismen beinhaltet.
Die Prävalenz dieser Blutgruppen variiert erheblich je nach Rasse und geografischer Lage, was für Züchter und Tierärzte gleichermaßen wichtige Informationen darstellt. Die klinische Bedeutung der felinen Blutgruppen ist zweifach. Erstens ist die genaue Blutgruppenbestimmung vor jeder Bluttransfusion unerlässlich, um potenziell tödliche Reaktionen zu vermeiden, die durch natürlich vorkommende Alloantikörper verursacht werden.
Zweitens spielt das Wissen über die Blutgruppen eine entscheidende Rolle in der Katzenzucht, um die Neonatale Isoerythrolyse zu verhindern. Diese Krankheit entsteht durch die Unverträglichkeit der Blutgruppen zwischen einer Katze vom Typ B und ihren Kätzchen vom Typ A oder AB.
Es gibt verschiedene Methoden, um die Blutgruppe zu bestimmen, darunter serologische Tests, die in der Praxis oder in spezialisierten Labors durchgeführt werden können, sowie genetische Tests, die zusätzliche Informationen über den Genotyp der Katze liefern, was insbesondere für Züchter von Vorteil ist. Obwohl das AB-System das wichtigste ist, ist es wichtig zu erkennen, dass andere Blutgruppenantigene wie Mik und die kürzlich entdeckten FEAs ebenfalls eine Rolle bei der Blutverträglichkeit spielen können. Dies unterstreicht die Bedeutung umfassender Vortransfusionstests, einschließlich der Kreuzprobe, um das Risiko von Transfusionsreaktionen weiter zu minimieren.
Die laufende Forschung erweitert kontinuierlich unser Verständnis der felinen Blutgruppen und ihrer klinischen Bedeutung. Daher ist es für Tierärzte und Katzenzüchter unerlässlich, sich über die neuesten Erkenntnisse auf diesem Gebiet auf dem Laufenden zu halten, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Katzen bestmöglich zu gewährleisten.