William S. Burroughs
William S. Burroughs und seine Katzen
William S. Burroughs (1914–1997), bekannt als provokanter Autor der Beat-Generation (Naked Lunch u. a.), war auch ein leidenschaftlicher Katzenliebhaber. In seinem Buch The Cat Inside (1986) erklärt Burroughs seine Liebe zu Katzen – er nennt sie darin „Seelengefährten“ und sogar „intuitive Staatsfeinde“.
Schon diese ungewöhnlichen Bezeichnungen deuten an, dass Katzen für ihn unabhängige, fast mystische Gefährten sind. Anders als Hunde, die er teils abwertend als selbstgerecht bezeichnet, sieht er in Katzen gleichberechtigte, unbestechliche Gefährten.
Gleich zu Beginn von The Cat Inside spricht Burroughs von Katzen als „psychic companions“ (etwa seelische Begleiter) und als angeborene „enemies of the state“. Für ihn symbolisieren Katzen Intuition, Freiheit und Widerstand gegen Unterordnung. Er lobt sie als „practical animals“ („praktische Tiere“) und betont: „The cat does not offer services. The cat offers itself.“ Damit unterstreicht er: Eine Katze fordert Pflege und Schutz, doch im Gegenzug bietet sie dem Menschen nichts außer ihrer bloßen Gegenwart – Liebe kann man bei ihr nicht erkaufen.
Auch alltägliche Verhaltensweisen faszinieren Burroughs. Er schildert etwa, wie Katzen nach dem Fressen ihren Pelz putzen, und merkt scherzhaft an, dass Katzen lieber andere das Futter liefern lassen – ein Zeichen ihrer Unabhängigkeit. In einer Passage spekuliert er über den Ursprung der Katze: „Cats didn’t start as mousers... I postulate that cats started as psychic companions, as Familiars...“ Damit führt Burroughs aus, dass Katzen ursprünglich nicht als Mäusefänger gezüchtet wurden, sondern von Anfang an als geistige Gefährten des Menschen galten.
Bild oben: William S. Burroughs mit seiner Katze Ginger im Garten seines Hauses in Lawrence, Kansas (1985). Burroughs zog 1981 nach Lawrence (Kansas) um und wohnte dort sechzehn Jahre lang – seine längste Wohnphase an einem Ort. In dieser Zeit wurde er zum regelrechten „Hirten von 20 Katzen“. Mehrere Dutzend Katzen lebten zeitweise in seinem Haus und Garten; Burroughs pflegte sie fürsorglich, rief sie beim Namen und gab ihnen ein liebevolles Zuhause.
Auch in seinen persönlichen Notizen stehen Katzen immer wieder im Mittelpunkt. In seinem letzten Tagebucheintrag schreibt Burroughs: „Only thing can resolve conflict is love, like I felt for Fletch and Ruski, Spooner, and Calico... What I feel for my cats present and past. Love? What is it? Most natural painkiller what there is. LOVE.“ Frei übersetzt heißt dies: „Nur Liebe kann Konflikte lösen, so wie ich sie für Fletch und Ruski, Spooner und Calico empfinde... Was ist Liebe?
Das natürlichste Schmerzmittel, das es gibt. LIEBE.“ Als Allen Ginsberg ihn zum Lebensende fragte, ob er geliebt werden wolle, antwortete Burroughs trocken: „Kommt darauf an... von meinen Katzen ganz bestimmt.“ In einem Gespräch über einen möglichen Atomkrieg fügte er scherzhaft hinzu, dass er sich vor allem darum sorge, was nach einem Fallout mit seinen Katzen würde.
Viele Jahre lang bezog Burroughs das Magazin Cat Fancy und hortete Hunderte von Ausgaben in seinem Arbeitszimmer. 2010 schickte er – vermittelt über seinen Verwalter – sogar einen Artikelvorschlag an die Katzenspezialisten von Cat Fancy, in dem er seine unerschütterliche Liebe zu seinen Kätzchen schilderte. Die Redaktion zeigte allerdings kein Interesse. Scherzend bemerkte Burroughs danach, dass die Zentrale des Magazins in einer „Burroughs Drive 3“ liege – einer Adresse, der er magische Bedeutung zuschrieb.
Wichtige Zitate aus The Cat Inside (Auswahl)
Burroughs hinterließ in seinem Katzenbuch viele denkwürdige Formulierungen, die seine Einstellung verdeutlichen:
- „My relationship with cats has saved me from a deadly, pervasive ignorance.“ – Seine eigene Erkenntnis, dass ihn die Liebe zu Katzen vor einer gefährlichen Unwissenheit bewahrt hat.
- „Cat hate reflects an ugly, stupid, loutish, bigoted spirit.“ – Er verurteilt Katzenhass als Ausdruck niederer, bigotter Gesinnung.
- „Cats didn’t start as mousers... I postulate that cats started as psychic companions, as Familiars...“ – Die These, dass Katzen von Anfang an als geistige Gefährten des Menschen gedacht waren.
- „Like all pure creatures, cats are practical.“ – Für Burroughs sind Katzen reine Wesen, die auf das Wesentliche fokussiert sind.
- „The cat does not offer services. The cat offers itself... You don't buy love for nothing.“ – Die Katze schenkt ihre Liebe unentgeltlich; man kann Zuneigung bei ihr nicht erkaufen.
William S. Burroughs’ Blick auf Katzen offenbart eine überraschend sanfte Seite dieses oft rauen Schriftstellers. Für ihn waren Katzen tatsächlich Seelengefährten, denen er bedingungslos vertraute. Seine Worte klingen bis heute wie eine Ode an die Katzenwelt: „My relationship with cats has saved me from a deadly, pervasive ignorance.“ In seinen Anekdoten und Schriften wird deutlich, dass Katzen sein Leben erhellten und ihm Liebe sowie Trost spendeten. Burroughs’ Katzenphilosophie hebt stets die Unabhängigkeit der Katzen und die Kraft bedingungsloser Liebe hervor – Gedanken, die ihm tiefe Erfüllung schenkten.