Nekogami

Das Mystische Katzenwesen Nekogami: Eine Tiefenanalyse der japanischen Folklore und Kulturellen Bedeutung

1. Einleitung: Die vielschichtige Rolle der Katze in der japanischen Kultur und Mythologie

Die Katze, ein scheinbar gewöhnliches Tier, nimmt in der japanischen Kultur und Mythologie eine außergewöhnlich vielschichtige und mystische Rolle ein. Ihre Geschichte in Japan ist eng mit der Entwicklung der Gesellschaft und des Glaubens verbunden, was zu einer reichen Folklore über feline Wesen geführt hat, die von wohlwollenden Gottheiten bis zu gefürchteten Dämonen reicht.

1.1 Historische Bedeutung von Katzen in Japan

Die Einführung von Katzen in Japan erfolgte um das Jahr 500 n. Chr., hauptsächlich aus China, parallel zur Verbreitung des Buddhismus. Ihre ursprüngliche Funktion war dabei von pragmatischer Natur: Sie dienten als effektive Schädlingsbekämpfer, die wertvolle buddhistische Schriften vor Nagetieren schützten. Diese nachweisliche Nützlichkeit führte schnell zu einer hohen Wertschätzung der Tiere. Katzen wurden zu seltenen Schätzen, die nur der kaiserlichen Familie und dem Adel vorbehalten waren. Historische Aufzeichnungen belegen sogar, dass einigen Katzen Hofämter verliehen wurden, was ihren außergewöhnlich hohen Status in dieser Ära unterstreicht.

Besonders während der Edo-Zeit (1603-1868) spielten Katzen eine entscheidende Rolle im Schutz der Nahrungsmittelversorgung und der lebenswichtigen Seidenraupenzucht vor Mäusen und Ratten. Diese praktische Funktion trug maßgeblich zu ihrer Verehrung bei. Die Fähigkeit, Ernten und Seidenraupen – die Grundlagen der damaligen Wirtschaft – zu schützen, wandelte Katzen von bloßen Tieren zu "dankbaren Existenzen" und schließlich zu "Objekten der Anbetung". Im Jahr 1602 verdeutlichte die japanische Regierung die weitreichende Bedeutung von Katzen für die Wirtschaft des Landes, indem sie anordnete, alle Hauskatzen freizulassen, um die Seidenraupenindustrie vor Nagetieren zu schützen. Diese Entwicklung von der anfänglichen Nützlichkeit zur Verehrung und später zur Entstehung übernatürlicher Erzählungen spiegelt eine tiefgreifende kulturelle Beziehung wider. Die staatliche Maßnahme, Katzen freizulassen, dürfte zur weiteren Verbreitung der Folklore beigetragen haben, da mehr Menschen mit freilaufenden Katzen interagierten und deren "ungewöhnliche Eigenschaften" beobachteten. Dies zeigt, wie die praktische Bedeutung der Katze den Weg für mystische Interpretationen ebnete.

1.2 Einführung in die Kategorie der "Kaibyō" (übernatürliche Katzen)

Der Oberbegriff für übernatürliche Katzen in der japanischen Folklore ist "Kaibyō" (怪猫), was wörtlich "seltsame Katze" bedeutet. Diese breite Kategorie umfasst eine Vielzahl von Wesen, darunter die bekannten Bakeneko, Maneki-Neko und Nekomata. Die mystische Wahrnehmung von Katzen in Japan rührt von ihren einzigartigen und oft rätselhaften Eigenschaften her. Dazu gehören die Fähigkeit ihrer Pupillen, ihre Form je nach Tageszeit zu ändern, ihr lautloser Gang, die statische Elektrizität, die sich manchmal in ihrem Fell zeigt, und die gelegentliche Beobachtung, wie sie Blut lecken. Diese Merkmale, die für den Menschen unerklärlich oder unheimlich wirkten, befeuerten die Vorstellung, dass Katzen eine Verbindung zur übernatürlichen Welt besitzen könnten.

1.3 Positionierung des Nekogami im Spektrum der japanischen Katzenwesen

Innerhalb dieses Spektrums der übernatürlichen Katzen nimmt der Nekogami (猫神) eine besondere Position ein. Der Begriff "Nekogami", wörtlich "Katzengott" oder "Katzengeist", beschreibt ein spirituelles Wesen, das Mysterium und Agilität verkörpert und oft als Beschützer von Haushalten und den dort lebenden Katzen fungiert. Eine entscheidende Unterscheidung, die seine einzigartige Stellung hervorhebt, ist die Tatsache, dass Nekogami traditionell nicht als Yokai gezählt werden, da sie als "nicht dämonisch genug" angesehen werden. Dies hebt ihre wohlwollende oder göttliche Natur hervor, im Gegensatz zu den oft unheilvollen und schelmischen Bakeneko und Nekomata, die eindeutig als Yokai klassifiziert werden.

Diese explizite Aussage, dass Nekogami "traditionell nicht als Yokai gezählt werden, weil sie nicht dämonisch genug sind", ist ein zentraler Aspekt der japanischen Folklore. Während "Yokai" ein breiter Begriff für übernatürliche Wesen ist, impliziert der Begriff "Nekogami" durch die Verwendung von "kami" (Gott) einen wohlwollenden oder göttlichen Status. Dies steht im scharfen Kontrast zur oft bösartigen oder tricksterhaften Natur von Bakeneko und Nekomata, die als Yokai gelten. Diese Differenzierung deutet auf ein nuanciertes Klassifizierungssystem in der japanischen Folklore hin, bei dem nicht alle übernatürlichen Wesen unter dem Oberbegriff "Yokai" zusammengefasst werden, insbesondere wenn ihre Hauptrolle schützend oder göttlich und nicht dämonisch oder störend ist. Die Unterscheidung zwischen "Kami" und "Yokai" bildet ein Spektrum der Übernatürlichkeit. "Kami" sind im Allgemeinen wohlwollende oder neutrale Kräfte, während "Yokai" oft schelmische, bösartige oder beunruhigende Aspekte verkörpern. Nekogami fallen aufgrund ihrer schützenden Rolle eindeutig auf die "Kami"-Seite, selbst wenn sie "mystische" Eigenschaften besitzen. Diese Unterscheidung ist entscheidend, um die vielfältigen Rollen zu verstehen, die übernatürliche Wesen in der japanischen Weltanschauung spielen – nicht alle "mystischen Kreaturen" sind von Natur aus bedrohlich. Der Begriff "Katzengott" selbst signalisiert diese göttliche und nicht dämonische Klassifizierung.

2. Nekogami: Definition, Ursprung und traditionelle Rolle

Der Nekogami stellt eine faszinierende Facette der japanischen Volksglauben dar, die tief in der Geschichte und den praktischen Bedürfnissen der Gesellschaft verwurzelt ist.

2.1 Etymologie und grundlegende Bedeutung

Der Name "Nekogami" ist eine Zusammensetzung aus zwei japanischen Wörtern: "Neko" (猫), was "Katze" bedeutet, und "Kami" (神), was "Gott" oder "Geist" bedeutet. Wörtlich übersetzt bedeutet Nekogami also "Katzengott" oder "Katzengeist". Diese einfache Zusammensetzung offenbart bereits die grundlegende Natur dieses Wesens als eine verehrte oder spirituelle feline Entität.

2.2 Traditionelle Zuschreibungen und Funktionen

Traditionell werden Nekogami mit Eigenschaften wie Mysterium und Agilität in Verbindung gebracht. Ihre primäre Rolle in der Folklore ist die eines Beschützers. Sie gelten als Wächter von Haushalten und insbesondere der dort lebenden Katzen. Diese Schutzfunktion ist ein wiederkehrendes Thema, das den wohlwollenden Charakter des Nekogami unterstreicht.

2.3 Frühe Verehrung und die Rolle im Edo-Zeitraum

Die Verehrung von Katzen als Götter hat tiefe historische Wurzeln in Japan. Im Edo-Zeitraum (1603-1868) festigten Katzen ihren Ruf als Götter und Beschützer. Dies geschah insbesondere aufgrund ihrer entscheidenden Rolle bei der Abwehr von Ratten und Mäusen, die eine ernsthafte Bedrohung für Nahrungsvorräte und die damals florierende Seidenraupenzucht darstellten. In einigen Regionen Japans wurden Katzen aufgrund dieser lebenswichtigen Schutzfunktion explizit als Götter verehrt.

Die Deifizierung von Nekogami während der Edo-Zeit ist direkt mit ihrem konkreten Nutzen beim Schutz von Nahrungsmitteln und der Seidenraupenzucht vor Nagetieren verbunden. Diese Verknüpfung zeigt eine starke kausale Beziehung: Die praktische Nützlichkeit der Katzen als Schädlingsbekämpfer führte zu ihrer Verehrung als Götter und Beschützer. Dies deutet darauf hin, dass die japanischen Volksglauben oft Elemente oder Wesen deifizierten, die direkt zum menschlichen Wohlbefinden und Überleben beitrugen, und nicht nur abstrakte Konzepte. Der Rückgang der Verehrung von Mäusewächtern, der mit dem Rückgang von Landwirtschaft und Seidenraupenzucht einherging, bestätigt diese pragmatische Verbindung zusätzlich. Es verdeutlicht, dass die spirituelle Anerkennung oft Hand in Hand mit dem materiellem Nutzen ging.

2.4 Die Unterscheidung: Warum Nekogami nicht immer als "Yokai" klassifiziert werden

Ein zentraler Aspekt, der den Nekogami von vielen anderen übernatürlichen Katzenwesen unterscheidet, ist seine traditionelle Klassifizierung. Im Gegensatz zu Inugami (Hundegöttern oder -geistern), die oft in rachsüchtige Handlungen verwickelt sind und als Yokai gelten, werden Nekogami traditionell nicht als Yokai gezählt, da sie als "nicht dämonisch genug" angesehen werden. Diese Unterscheidung betont ihre wohlwollende und schützende Natur.

Die wiederholte Betonung, dass Nekogami "nicht dämonisch genug" sind, um Yokai zu sein, weist auf ein Spektrum übernatürlicher Wesen in der japanischen Folklore hin, anstatt einer strengen binären Klassifizierung. "Kami" (Götter) sind im Allgemeinen wohlwollende oder neutrale Kräfte, während "Yokai" (Dämonen/Geister) oft schelmische, bösartige oder beunruhigende Aspekte verkörpern. Nekogami fallen aufgrund ihrer schützenden Rolle eindeutig auf die "Kami"-Seite, selbst wenn sie "mystische" Eigenschaften besitzen. Diese Unterscheidung ist entscheidend, um die vielfältigen Rollen zu verstehen, die übernatürliche Wesen in der japanischen Weltanschauung spielen – nicht alle "mystischen Kreaturen" sind von Natur aus bedrohlich. Der Begriff "Katzengott" selbst signalisiert diese göttliche und nicht dämonische Klassifizierung.

3. Das Spektrum der übernatürlichen Katzen: Nekogami im Vergleich zu Bakeneko und Nekomata

Die japanische Folklore ist reich an übernatürlichen Katzenwesen, die unter dem Sammelbegriff "Kaibyō" zusammengefasst werden. Während der Nekogami eine wohlwollende Gottheit darstellt, gibt es andere, oft furchterregendere feline Entitäten wie Bakeneko und Nekomata, die das breite Spektrum der kätzischen Mystik in Japan aufzeigen.

3.1 Allgemeine Einordnung: Kaibyō

Bakeneko und Nekomata sind spezifische Arten von "Kaibyō" (怪猫), was "übernatürliche Katze" bedeutet. Die besonderen Eigenschaften von Katzen, die zur Wahrnehmung ihrer übernatürlichen Natur beitrugen, sind vielfältig: die Veränderung der Pupillenform, ihr lautloser Gang, statische Elektrizität im Fell und die Beobachtung, dass sie gelegentlich Blut lecken. Diese Merkmale, die im Alltag als ungewöhnlich oder geheimnisvoll empfunden wurden, bildeten die Grundlage für die Entwicklung komplexer folkloristischer Erzählungen.

3.2 Bakeneko (化け猫): Die verwandelnde Katze

Eine Bakeneko, wörtlich "verwandelte Katze", sieht äußerlich aus wie eine gewöhnliche Hauskatze. Ihr primäres Unterscheidungsmerkmal zu einer Nekomata ist ihr einziger Schwanz. Sie entsteht der Folklore nach aus Katzen, die ein "ungewöhnlich langes Leben" geführt haben. Geschichten über Bakeneko tauchten ab dem 17. Jahrhundert, während der Edo-Zeit, auf.

Die Fähigkeiten einer Bakeneko sind vielfältig und oft beunruhigend:

  • Gestaltwandlung: Sie kann sich in Menschen verwandeln, häufig um ihre Besitzer nach deren Tötung zu imitieren. Dabei können jedoch katzenähnliche Manierismen ihre wahre Identität verraten.
  • Sprache: Bakeneko sind in der Lage, menschliche Sprachen zu sprechen.
  • Tanzen: Sie sind als hervorragende Tänzer bekannt und können auf den Hinterbeinen stehen. Oft werden sie in Darstellungen mit einem Handtuch oder einer Serviette auf dem Kopf tanzend gezeigt.
  • Übernatürlicher Verzehr: Eine Bakeneko kann Nahrung fressen, die viel größer ist als sie selbst, und giftige Substanzen leicht konsumieren. Lampenöl ist eine ihrer Lieblingsspeisen, was sich aus der historischen Verwendung von Fischöl in Lampen erklärt.
  • Verfluchen: Sie kann Flüche über Menschen legen, die zu großem Unglück oder sogar zum Tod führen können.
  • Pyrokinese: Bakeneko können Feuer entfachen, indem sie Feuerbälle beschwören oder brennbare Gegenstände mit ihren Schwänzen entzünden.
  • Kontrolle von Leichen: Sie besitzen die Fähigkeit, tote Körper für kurze Zeit zu reanimieren und sie zu ihren Zwecken einzusetzen. Dies führte zur Superstition, dass Katzen niemals in die Nähe einer Leiche gelassen werden sollten.

Die Persönlichkeit der Bakeneko wird oft als neutral und schelmisch dargestellt, kann aber auch freundlich sein, wenn die Katze zu Lebzeiten gut behandelt wurde. Sie repräsentiert die dualistische Natur der Katzen-Yokai.

3.3 Nekomata (猫又): Die gegabelte Katze

Die Nekomata, oft als "gegabelte Katze" bezeichnet, unterscheidet sich von der Bakeneko durch ihre zwei Schwänze. Die Anzahl der Schwänze korreliert dabei direkt mit ihrer Macht: mehr Schwänze bedeuten mehr Kraft. Der Schwanz spaltet sich, wenn die Katze ein hohes Alter erreicht, typischerweise zwischen 7 und 20 Jahren.

Es gibt zwei Haupttypen von Nekomata:

  • Berg-Nekomata: Diese Kreaturen sind groß, oft von der Größe eines Hundes bis zu der eines Löwen, mit stechenden Augen und scharfen Krallen. Sie erschienen bereits in der Kamakura-Zeit (1185-1333) und ernährten sich der Legende nach von Menschen.
  • Haus-Nekomata: Diese entwickelten sich aus gewöhnlichen Hauskatzen, die übernatürliche Kräfte erlangten und Menschen quälten.

Die Nekomata ist deutlich mächtiger als die Bakeneko und besitzt eine Reihe furchterregender Fähigkeiten:

  • Nekromantie: Sie kann Tote durch rituelle Tänze kontrollieren und sogar wiederbeleben.
  • Feuererzeugung: Nekomata werden mit seltsamen Feuern und unerklärlichen Ereignissen in Verbindung gebracht.
  • Gestaltwandlung: Sie können menschliche Erscheinungen annehmen, oft als ältere Frauen oder verführerische Kurtisanen.
  • Sprache: Nekomata sind fähiger, menschliche Sprache zu sprechen als Bakeneko.
  • Quälen: Sie finden Vergnügen daran, Menschen zu quälen und Chaos zu stiften. Sie können Menschen mit Visionen verstorbener Angehöriger heimsuchen, oft um Rache für früheres Unrecht zu nehmen.

Die Persönlichkeit der Nekomata ist überwiegend bösartig, gehässig und sie genießt die Zerstörung von Leben und Eigentum.

Die Anzahl der Schwänze ist ein konsistentes Unterscheidungsmerkmal zwischen Bakeneko (ein Schwanz) und Nekomata (zwei Schwänze). Die zugrunde liegende mythologische Logik besagt, dass "mehr Schwänze gleich mehr Macht". Dies weist auf eine direkte Korrelation zwischen physischer Transformation, insbesondere der Schwanzspaltung oder -länge, und der Akkumulation übernatürlicher, insbesondere bösartiger, Kräfte hin. Der Glaube, dass das Kürzen von Schwänzen die Transformation verhindern könnte, deutet auf einen menschlichen Versuch hin, diese gefürchtete Entwicklung zu kontrollieren oder zu verhindern, und unterstreicht die tief verwurzelte Angst vor dem übernatürlichen Potenzial von Katzen. Dies verbindet sich auch mit der Vorstellung, dass Alter Tieren in der Folklore Macht verleiht.

3.4 Nekogami (猫神): Der göttliche Beschützer

Im scharfen Kontrast zu den oft bösartigen Yokai wie Bakeneko und Nekomata steht der Nekogami. Seine Rolle konzentriert sich auf Schutz und Segen. Er wird als "guter Katzengeist" angesehen und war historisch wichtig für den Schutz von Nahrung und Seidenraupen.

Die klare Unterscheidung zwischen Maneki-neko (Glücksbringer, Beschützer), Nekogami (Beschützer, Gott) und den oft bösartigen Bakeneko und Nekomata offenbart einen tiefgreifenden Dualismus in der japanischen Wahrnehmung von Katzen. Sie werden gleichzeitig verehrt und gefürchtet. Diese Dualität rührt wahrscheinlich von ihrer inhärenten Geheimnisvolle, Unabhängigkeit und ihren nächtlichen Gewohnheiten her, die sie "überirdisch" erscheinen ließen. Der Übergang von nützlicher Schädlingsbekämpfung zu potenziell gefährlichen übernatürlichen Wesen spiegelt eine kulturelle Auseinandersetzung mit ihrer Präsenz wider, die sowohl ihren Nutzen als auch ihre rätselhafte Natur anerkennt. Die Fähigkeit der Bakeneko, "neutral" zu sein, unterstreicht dieses Spektrum zusätzlich und deutet darauf hin, dass die Behandlung einer Katze durch Menschen ihre übernatürliche Veranlagung beeinflussen könnte.

Mehrere spezifische Attribute von Bakeneko und Nekomata sind direkt an Beobachtungen des realen Katzenverhaltens oder des täglichen Lebens im historischen Japan gebunden. Zum Beispiel wird die Vorliebe der Bakeneko für Lampenöl durch die Verwendung von Fischöl in Lampen erklärt. Der Aberglaube über Katzen in der Nähe von Leichen entstand wahrscheinlich aus der natürlichen Anziehungskraft von Katzen auf den Geruch von Verwesung. Die Tanzfähigkeit könnte eine Übertreibung ihrer agilen Bewegungen sein. Diese Verbindungen zeigen, wie Folklore oft eine interpretative Linse ist, durch die Menschen die Welt um sich herum verstehen, indem sie alltägliche Beobachtungen in übernatürliche Erklärungen und Warnungen verwandeln.

3.5 Wertvolle Tabelle: Vergleich der übernatürlichen Katzenwesen: Nekogami, Bakeneko und Nekomata

Wesen

Bedeutung

Typ (Kami, Yokai, etc.)

Anzahl der Schwänze

Ursprung/Transformation

Charakter/Persönlichkeit

Schlüsselfertigkeiten

Traditionell als Yokai klassifiziert?

Nekogami (猫神)

Katzengott / Katzengeist

Kami (Gott)

Nicht spezifiziert (impliziert 1)

Verehrung aufgrund praktischer Nützlichkeit (Schädlingsbekämpfung)

Wohlwollend, Beschützer von Haushalten und Katzen

Schutz, Agilität, Mysterium

Nein ("nicht dämonisch genug")

Bakeneko (化け猫)

Verwandlungs-Katze

Kaibyō (Yokai)

1

Katze, die ein ungewöhnlich langes Leben führt (ab 17. Jh.)

Neutral, schelmisch; kann freundlich sein, wenn gut behandelt

Gestaltwandlung (Mensch), Sprache, Tanzen, übernatürlicher Verzehr (Lampenöl), Verfluchen, Pyrokinese, Kontrolle von Leichen

Ja

Nekomata (猫又)

Gegabelte Katze

Kaibyō (Yokai)

2 (Schwanz spaltet sich im Alter)

Katze, die ein hohes Alter erreicht (7-20 Jahre); auch Bergwesen

Überwiegend bösartig, gehässig, zerstörerisch

Nekromantie (Tote kontrollieren/wiederbeleben), Feuererzeugung, Gestaltwandlung (Mensch), überlegene Sprachfähigkeit, Quälen

Ja

Diese Tabelle bietet einen klaren, prägnanten und strukturierten Überblick über die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen oft verwechselten Entitäten. Sie synthetisiert komplexe Informationen, macht sie leicht verständlich und hebt die Nuancen der Folklore jedes Wesens hervor. Visuell verstärkt sie die Idee des "Spektrums" und die einzigartige Position des Nekogami.

4. Orte der Verehrung und Rituale für Katzenwesen in Japan

Die Verehrung von Katzenwesen in Japan manifestiert sich in verschiedenen Formen und an spezifischen Orten, die die tiefe spirituelle und kulturelle Verbindung zwischen Menschen und Katzen widerspiegeln.

4.1 Omatsu Daigongen Schrein (Tokushima Präfektur)

Der Omatsu Daigongen Schrein in der Präfektur Tokushima ist ein prominentes Beispiel für die Verehrung einer Katze. Dieser Shinto-Schrein ist einer Katze gewidmet, die der Legende nach ihre tragisch verfolgte Herrin rächte. Die Legende des Schreins ist eine der "Drei Großen Monsterkatzen-Legenden Japans", zusammen mit denen von Arima und Nabeshima. Die Geschichte erzählt, wie Omatsus Hauskatze sich in einen Yokai verwandelte, um den Tod ihrer Herrin zu rächen, indem sie die Häuser von Magistraten heimsuchte. Diese über 300 Jahre alte Legende ist bis heute sehr populär.

Obwohl die Ursprungsgeschichte des Omatsu Daigongen Schreins eine Katze beinhaltet, die sich in einen Yokai verwandelt, um ihren Meister zu rächen, ist der Schrein selbst dem "Gott des Erfolgs" (Omatsu Daikongen) gewidmet und bei katzenliebenden Touristen beliebt. Dies deutet auf einen kulturellen Prozess der Neuinterpretation oder "Domestizierung" einer potenziell bösartigen Entität hin. Ein rachsüchtiger Geist (Yokai) wird durch den Akt der Anbetung und den Lauf der Zeit in einen wohlwollenden "Kami" (Nekogami-san) umgewandelt. Dies zeigt, wie Folklore sich anpasst und wie selbst gefürchtete Entitäten in eine schützende Rolle integriert werden können, möglicherweise durch Beschwichtigung oder durch die Betonung des "Gerechtigkeitsaspekts" der Rache. Dies unterstreicht auch die kulturelle Bedeutung von Loyalität und Rache bei der Gestaltung dieser Erzählungen.

Der Schrein ist besonders als "Gott des Erfolgs" bekannt und zieht während der Prüfungszeit viele Gläubige an, die um Erfolg beten. Der "Nekogami-san" (Katzengott) ist zudem bei katzenliebenden Touristen sehr beliebt. Eine Besonderheit des Schreins ist die beeindruckende Sammlung von etwa 10.000 Maneki-Neko (winkende Katzenfiguren), darunter Jumbo-Katzen, Jizo-Katzen, Komaineko (Wächterkatzen) und Katzen, die zur Abwehr böser Geister oder zum Reiben für Glück und Heilung dienen. Ein 300 Jahre alter Inumaki-Baum, der zum Gedenken an Omatsu-san gepflanzt wurde, ist ein ausgewiesenes Naturdenkmal auf dem Schreingelände.

4.2 Weitere Schreine und Praktiken

Neben dem Omatsu Daigongen Schrein gibt es weitere Orte und Praktiken, die die Verehrung von Katzen in Japan belegen:

  • Neko Jinja auf Tashirojima (Katzeninsel): Auf dieser Insel werden Katzen als Schutzgeister verehrt. Historisch schützten sie Seidenraupen vor Ratten und brachten Fischern Glück, indem ihr Verhalten zur Wettervorhersage genutzt wurde. Der Schrein wurde gebaut, nachdem ein Fischer versehentlich eine Katze verletzt hatte, als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit der Inselbewohner. Es handelt sich hierbei um eine allgemeine Verehrung von Katzen, nicht unbedingt einer spezifischen Nekogami-Gottheit.
  • Nekogami Jinja in Kagoshima: In diesem Schrein schreiben Katzenbesitzer Gebete für ihre Katzen – sei es für verstorbene, vermisste oder lebende Tiere – auf Ema (hölzerne Gebetsplaketten).
  • Nanbu Schrein (Präfektur Niigata): Dieser Schrein beherbergt eine Katzenskulptur und eine mythische, katzenähnliche Kreatur, die als Nekomata Gongen bekannt ist. Er wird für den Schutz vor Ratten verehrt, was besonders für die Seidenraupenzucht in der Region wichtig war.

Die Beispiele von Tashirojima (Seidenraupenzucht, Fischerei) und dem Nanbu-Schrein (Seidenraupenzucht, Rattenschutz) veranschaulichen eine tiefe, praktische Verbindung zwischen Katzen und dem Lebensunterhalt der Gemeinschaft. Die Verehrung von Katzen in diesen Gebieten ist nicht nur abstrakte Spiritualität, sondern eine direkte Anerkennung ihrer wirtschaftlichen und schützenden Beiträge. Dies deutet darauf hin, dass lokale Folklore und Anbetungspraktiken oft tief in den praktischen Realitäten und spezifischen Bedürfnissen einer Gemeinschaft verwurzelt sind. Die Identität von Tashirojima als "Katzeninsel" zeigt weiter, wie diese Beziehung zu einem prägenden kulturellen Merkmal und sogar zu einer Touristenattraktion werden kann, was die Entwicklung traditioneller Verehrung zu modernen Kulturphänomenen demonstriert.

Allgemein gelten Katzen in Japan als Symbole für Schutz und Glück. Historisch wurden sie für den Schutz buddhistischer Schriften geschätzt. In einigen Regionen gibt es "Katzenmonumente", die als Götter verehrt werden. Der aktuelle "Katzen-Boom" in Japan hat das Interesse an der Katzenverehrung wiederbelebt.

Shinto-Rituale, die oft mit der Verehrung von Kami verbunden sind, sind stark ritualisiert und legen Wert auf Aufrichtigkeit, Fröhlichkeit und Reinheit. Opfergaben von Blumen und Speisen werden an Heimschreinen (kami-dana) dargebracht. Öffentliche Rituale umfassen Reinigung, Anbetung, Speiseopfer (kein Fleisch), Gebete (Norito), Musik, Tanz und symbolische Opfergaben. Es gibt auch Praktiken zur Gedenkfeier für Haustiere, die von buddhistischen Ahnenverehrungsritualen beeinflusst sind.

Das Nekogami Jinja in Kagoshima, wo Menschen Gebete für ihre Katzen schreiben, und der allgemeine "Katzen-Boom", der zu einem erneuten Interesse an Katzenschreinen führt, zeigen, wie sich traditionelle Shinto-Praktiken an die zeitgenössische Haustierkultur anpassen. Während Katzen historisch aus praktischen Gründen (Schädlingsbekämpfung) verehrt wurden, erstreckt sich die moderne Verehrung auf ihre Rolle als geliebte Begleiter, was die sich ändernden Mensch-Tier-Beziehungen widerspiegelt. Dies zeigt die Flexibilität des Shinto, wo das Konzept des "Kami" sowohl alte Gottheiten als auch moderne Objekte der Zuneigung umfassen kann, was neue Formen der Verehrung ermöglicht. Die Praktiken zur Gedenkfeier für Haustiere unterstreichen diese moderne Anpassung traditioneller spiritueller Rahmenwerke zusätzlich.

5. Nekogami in der modernen Popkultur und darüber hinaus

Die Präsenz des Nekogami und anderer Katzenwesen ist in der modernen japanischen Popkultur allgegenwärtig, was ihre anhaltende Relevanz und Anpassungsfähigkeit an neue Medien und Sensibilitäten unterstreicht.

5.1 Anime und Manga: "Nekogami Yaoyorozu" (Cat God)

Ein prominentes Beispiel ist die übernatürliche Comedy-TV-Anime-Serie "Nekogami Yaoyorozu", die 2011 ausgestrahlt wurde und auf einem gleichnamigen Manga (2007-2012) basiert. In Japan ist sie auch als "Nekogami Yaoyorozu" (Cat God Myriads) bekannt. Die Serie dreht sich um Mayu, eine kleine Nekogami, die wegen Glücksspiels ihrer Kräfte beraubt und aus Takamagahara (dem himmlischen Reich der Shinto-Gottheiten) verbannt wurde. Sie lebt fortan bei der Antiquitätenhändlerin Yuzu und führt ein eher faules Leben, das sie mit Spielen und dem Verzehr von Meeresfrüchten verbringt. Trotz ihrer Faulheit ist Mayu bei Bedarf kompetent und fürsorglich. Die Handlung ist eine "Alltags-Comedy", die von verschiedenen Shinto-Göttern und Geistern bevölkert wird und Themen wie verlegte Erinnerungen und vergessene Dinge behandelt. Die Serie spiegelt eine himmlische Bürokratie von Göttern in Heian-Kleidung wider, die eine komplexe Hierarchie aufweisen, und nutzt Humor zur Darstellung von Shinto-Gottheiten.

5.2 Andere Medien

Die Präsenz von Katzenwesen erstreckt sich über verschiedene Medienformen:

  • Videospiele: Nekogami erscheint als Charakter in "Foxy Boxy Games", wo es als kosmischer Beschützer, Katzenidol und Wächter der Neko-Insel beschrieben wird, der Katzen mit mehreren Leben, Heilung und Entrückung segnet. Auch in "Monster Girl Quest" ist ein Nekogami mit spezifischen Statistiken und Fähigkeiten zu finden.
  • Handarbeit (Häkelmuster): Inugami und Nekogami werden als "Yokai"-Häkelmuster angeboten, wobei für Nekogami Mysterium und Agilität betont werden. Hier wird Nekogami explizit als Yokai bezeichnet, trotz der traditionellen Unterscheidung, was die flexiblere Interpretation in der Popkultur zeigt.
  • Allgemeine Popkultur: In der Moderne haben sich Nekomata und Bakeneko zu "liebenswerteren" Versionen ihrer früheren, oft bösartigen Selbst entwickelt. Die Legenden leben in Manga, Anime, Filmen und Büchern weiter. "Monsterkatzen"-Filme (kaibyō eiga) waren bereits früher populär und erlebten in den 1950er und 1960er Jahren eine Wiederbelebung.

Die Transformation potenziell furchterregender Wesen wie Bakeneko und Nekomata in "liebenswertere Versionen" in modernen Medien und die Schaffung "niedlicher" Häkelmuster für Nekogami verdeutlichen einen Trend zur "Verniedlichung" (Kawaii-Kultur) in der japanischen Popkultur. Dieser Prozess "entwaffnet" oft die traditionelle Folklore und macht sie einem breiteren Publikum zugänglicher und vermarktbarer. Während die Legenden bewahrt werden, ändert sich ihr ursprünglicher Ton und ihre Wirkung, weg von warnenden Geschichten oder Objekten der Verehrung/Furcht hin zu Quellen der Unterhaltung und des Merchandising. Die explizite Bezeichnung von Nekogami als "Yokai" in einem Häkelmuster trotz traditioneller Unterscheidungen zeigt weiter, wie populäre Neuinterpretationen strenge folkloristische Definitionen überlagern.

5.3 Festivals und Veranstaltungen

Die Wertschätzung für Katzen manifestiert sich auch in öffentlichen Feiern:

  • Das Bakeneko Matsuri in Kagurazaka, Tokio, feiert die "Monsterkatze" mit Paraden, bei denen sich Teilnehmer als Katzen verkleiden, und dem "Nya-Tanz".
  • Japan feiert den "Neko no Hi" (Katzentag) am 22. Februar. Das Datum (2/22) wird gewählt, da die Aussprache der Ziffer 2 ("ni") dem Katzengeräusch "nya" ähnelt.

5.4 Der anhaltende "Katzen-Boom"

Das erneute, globale Interesse an Katzen hat zu vermehrten Besuchen von Katzenschreinen geführt. Darüber hinaus sind Katzen-Cafés in Japan sehr beliebt und bieten Besuchern die Möglichkeit, Zeit mit Katzen zu verbringen.

Die vielfältigen Darstellungen von Nekogami und anderen Katzenwesen in Anime, Manga, Videospielen und Festivals zeigen, dass die japanische Folklore nicht statisch ist, sondern eine lebendige, sich entwickelnde Erzählung. "Nekogami Yaoyorozu" interpretiert Shinto-Gottheiten in einem humorvollen Slice-of-Life-Kontext neu, während Videospiele sie in Charaktere mit spezifischen Statistiken und Fähigkeiten umwandeln. Diese ständige Neuinterpretation und Anpassung sichern die Langlebigkeit und Relevanz dieser mystischen Wesen in der heutigen Gesellschaft und zeigen, dass Folklore weiterhin die Populärkultur prägt und von ihr geprägt wird.

Die vielfältigen Darstellungen in modernen Medien, von einem "Katzengott", der wegen Glücksspiels seiner Kräfte beraubt wurde (Nekogami Yaoyorozu), bis hin zu einem "kosmischen Beschützer"-Roboter (Foxy Boxy Games), zeigen eine Verwischung traditioneller Kategorien. Während Nekogami traditionell kein Yokai ist, kann es in populären Medien der Einfachheit halber als solcher bezeichnet werden. Dies deutet darauf hin, dass für ein modernes Publikum die strengen akademischen Unterscheidungen zwischen "Kami" und "Yokai" weniger wichtig sein könnten als der allgemeine "übernatürliche Katzen"-Reiz des Charakters. Dies spiegelt eine Verschiebung von strenger religiöser/folkloristischer Einhaltung hin zu einem eher unterhaltungsorientierten Konsum mythischer Figuren wider.

6. Fazit: Das bleibende Erbe des Nekogami und der japanischen Katzenmythologie

Die Reise der Katze in Japan, von ihrer Einführung als pragmatischer Schädlingsbekämpfer bis zu ihrer Deifizierung als Nekogami und der Entwicklung komplexerer, oft unheilvoller Yokai wie Bakeneko und Nekomata, ist ein faszinierendes Zeugnis der Dynamik der japanischen Folklore. Diese Entwicklung unterstreicht die dualistische Natur der Katze in der japanischen Kultur – sie wird gleichzeitig als verehrter Beschützer und als gefürchteter Dämon wahrgenommen. Der Nekogami nimmt dabei eine einzigartige Position als wohlwollender Kami ein, dessen Rolle sich primär auf Schutz und Segen konzentriert.

Die anhaltende Faszination für mystische Katzenwesen, die sich in Schreinen, Festivals und einer lebendigen Präsenz in der Popkultur manifestiert, unterstreicht ihre tiefe Verankerung im japanischen kulturellen Bewusstsein. Der aktuelle "Katzen-Boom" in Japan ist ein deutliches Zeichen für die ungebrochene Liebe und Verehrung für diese Tiere. Diese Entwicklung zeigt, wie sich die Rolle der Katze von ihren historischen Funktionen zu modernen Begleitern und Objekten spiritueller und künstlerischer Inspiration entwickelt hat. Das Erbe des Nekogami und der japanischen Katzenmythologie ist somit ein lebendiges Beispiel für die dynamische Natur der Folklore, die sich anpasst und weiterentwickelt, während sie ihre Wurzeln in alten Überzeugungen und der tiefen Verbindung zwischen Mensch und Tier bewahrt.