Matagot


Matagot – Die geheimnisvolle Katze aus dem französischen Volksglauben

Frankreich ist reich an Mythen, in denen Tiere eine zentrale Rolle spielen. Unter all diesen Gestalten nimmt der Matagot einen besonderen Platz ein. Er erscheint meist in Katzengestalt – mal als schwarzer Schatten, mal als leuchtendes Tier – und bewegt sich zwischen zwei Polen: Er kann Glück bringen oder Unheil stiften.

Im Unterschied zu vielen anderen Katzendämonen Europas, die vor allem Furcht verbreiten, verkörpert der Matagot die Ambivalenz: Wer ihn freundlich behandelt, darf auf Wohlstand und Schutz hoffen. 

Wer ihn jedoch missachtet oder schlecht behandelt, muss mit Krankheit, Unglück oder gar Tod rechnen. Damit ist der Matagot weniger ein „Monster“, sondern eher ein Spiegel des Verhaltens der Menschen – ein Wesen, das auf Gegenseitigkeit beruht.


Herkunft

Die Ursprünge des Matagot liegen im südfranzösischen Volksglauben, besonders in der Region Okzitanien. Der Name leitet sich vermutlich von „mata“ (Katze) und „got“ (Teufel oder Geist) ab – also „Katzengeist“ oder „Katzenteufel“.

Matagots tauchen in verschiedenen Gestalten auf: nicht nur als Katzen, sondern auch als Hunde, Rinder oder sogar Füchse. Am häufigsten ist jedoch die Darstellung als schwarze Katze mit glühenden Augen.

Die Legenden entstanden in einer Zeit, in der Katzen im europäischen Volksglauben noch immer zwischen Verehrung und Verdammung schwankten. Nach der Hexenverfolgung haftete Katzen, insbesondere schwarzen, ein Ruf des Unheimlichen an. Der Matagot verkörpert diese Ambivalenz in besonders reiner Form.


Erscheinung

Der Matagot wird fast immer als schwarze Katze beschrieben – mal von ungewöhnlicher Größe, mal mit unnatürlich glänzendem Fell. Seine Augen sollen wie Feuer oder Gold leuchten, und sein Blick durchdringt die Dunkelheit.

In manchen Erzählungen erscheint er als freundliches Hauskätzchen, das sich ruhig niederlässt, solange man ihm Gaben bringt. In anderen ist er ein dämonisches Wesen, das lautlos zuschlägt und Menschen ins Unglück stürzt.

Er kann sprechen, verschwinden oder plötzlich seine Größe verändern – Merkmale, die ihn klar in die Reihe der europäischen Zauberkatzen stellen.


Legenden und Geschichten

Die bekanntesten Erzählungen drehen sich um den Haushalts-Matagot. Man glaubte, dass jemand Wohlstand erlangen könne, wenn er sich einen Matagot unterwarf. Dazu musste man eine bestimmte Zeremonie durchführen:

  • Man lockte ihn mit einem gebratenen Huhn, das an einer Wegkreuzung hingelegt wurde.

  • Wenn der Matagot erschien, durfte man nur ein einziges Stück Fleisch selbst essen und den Rest dem Tier überlassen.

  • Wer diese Regel befolgte, konnte den Matagot mit nach Hause nehmen.

Von da an brachte er dem Besitzer Goldstücke oder andere Reichtümer – jedoch nur, solange er gut versorgt wurde. Jede Woche musste man ihm das beste Stück Fleisch servieren. Vernachlässigte man ihn, wandte sich das Glück in Unglück.

Andere Legenden erzählen vom Toten-Matagot. Hier erscheint er als Geist in Katzengestalt, der Seelen Verstorbener begleitet oder den Übergang ins Jenseits stört. In manchen Gegenden fürchtete man, dass eine Katze, die über einen frisch Verstorbenen sprang, dessen Seele in Beschlag nehmen könne – ein Motiv, das eng mit dem Matagot verknüpft ist.


Symbolik und Bedeutung

Der Matagot ist ein Wesen der Zweiseitigkeit. Seine Symbolik spiegelt zentrale Themen des Volksglaubens wider:

  • Schwarze Katze → geheimnisvoll, magisch, Grenzgängerin zwischen Welten.

  • Gaben und Versorgung → die Verpflichtung des Menschen, Verantwortung zu übernehmen.

  • Glück und Unglück → Spiegel menschlichen Handelns, keine reine Willkür.

Damit unterscheidet sich der Matagot von rein boshaften Dämonen. Er verkörpert das Prinzip von Gebot und Gegengabe – Glück gibt es nur, wenn man bereit ist, dafür zu sorgen.

Gleichzeitig zeigt er, wie stark Katzen mit Aberglauben verknüpft waren. Sie standen für Selbstständigkeit, Unabhängigkeit – Eigenschaften, die Menschen faszinierten und zugleich verunsicherten.


Moderne Rezeption

Heute taucht der Matagot in vielfältiger Form wieder auf. In der Fantasy-Literatur und in Rollenspielen gilt er als klassisches Beispiel für eine „dämonische Katze“. Besonders in Frankreich wird er als kulturelles Erbe gepflegt, vergleichbar mit anderen europäischen Sagenwesen.

Ein größeres Publikum erreichte er durch die „Phantastische Tierwesen“-Filme (Harry-Potter-Universum), wo Matagots als geisterhafte, bedrohliche Katzenwächter erscheinen. Diese Darstellung ist düsterer als im Volksglauben, zeigt aber, wie wandelbar die Figur ist.

Auch in der modernen Esoterik taucht der Matagot gelegentlich auf – dort oft als Krafttier, das die Schattenseiten des Lebens verkörpert, die man annehmen und kontrollieren muss.


Vergleich mit anderen Katzenwesen

Der Matagot steht im Kontrast zu vielen anderen Katzengestalten:

  • Der Kasha in Japan ist ein reiner Leichenräuber und Dämon.

  • Die Kaktuskatze aus Nordamerika ist humorvoll und grotesk.

  • Der Glawackus aus Neuengland ist ein furchteinflößendes Phantom.

  • Der Matagot dagegen ist ambivalent: Er kann Gutes wie Böses bewirken, je nach Umgang.

Damit ähnelt er am ehesten den europäischen Hausgeistern, die sowohl segnen als auch strafen konnten.


Fazit

Der Matagot ist eine der spannendsten Katzenfiguren des Volksglaubens. Er ist weder reiner Dämon noch reiner Glücksbringer, sondern ein Wesen der Gegensätze. In ihm spiegeln sich Ängste und Hoffnungen zugleich: die Furcht vor Unglück, aber auch der Wunsch nach Wohlstand und Schutz.

Seine Rolle als Katzendämon zeigt, wie eng Katzen in Europa mit dem Übernatürlichen verknüpft wurden. Gleichzeitig erinnert er daran, dass Mythen oft moralische Lektionen enthalten: Respekt, Fürsorge und Maß sind entscheidend, wenn man Glück im Leben haben will.

So bleibt der Matagot bis heute ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Tiere im Volksglauben zwischen Alltag und Mythos schweben können – geheimnisvoll, unberechenbar und voller Symbolkraft.