Freyjas Katzen
Die Göttin Freyja und ihre Katzen
Freyja, deren Name im Altnordischen "Herrin" bedeutet, nimmt in der nordischen Mythologie eine herausragende Stellung ein. Sie gehört dem Geschlecht der Vanen an, einer Gruppe von Gottheiten, die für ihre Verbindung zur Natur, Fruchtbarkeit und Magie bekannt sind, und wurde nach dem Krieg zwischen Asen und Vanen als Geisel zu den Asen gesandt.
Innerhalb des pantheistischen Gefüges der nordischen Götterwelt verkörpert Freyja vielfältige Attribute und Rollen. Sie ist nicht nur die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, sondern auch mit Krieg, Tod, Gold und der magischen Praktik des Seiðr assoziiert. Diese Vielschichtigkeit macht sie zu einer der faszinierendsten und komplexesten Figuren der nordischen Mythologie.
Ein charakteristisches Merkmal Freyjas ist ihr Streitwagen, der nicht von Pferden, sondern von zwei Katzen gezogen wird. Tierbegleiter spielten in der nordischen Mythologie generell eine bedeutende Rolle, indem sie oft die Eigenschaften oder die Domäne der jeweiligen Gottheit widerspiegelten. Freyjas Verbindung zu Katzen ist daher nicht zufällig, sondern tief in der Symbolik und den Attributen der Göttin verwurzelt. Dieser Bericht untersucht die Namen, das Erscheinungsbild, die Symbolik und die anhaltende Relevanz von Freyjas Katzen in der nordischen Mythologie.
Namen und Erscheinungsbild von Freyjas Katzen
Die Namen, die heute am häufigsten mit Freyjas Katzen in Verbindung gebracht werden, sind Bygul und Trjegul. Diese Namen, die oft in verschiedenen Quellen im Internet und in populären Darstellungen der nordischen Mythologie auftauchen, werden in der Regel als die Namen der beiden Katzen präsentiert, die Freyjas Wagen ziehen. Eine genauere Untersuchung der ursprünglichen altnordischen Texte, wie der Prose Edda und der Poetic Edda, zeigt jedoch, dass diese Namen dort nicht explizit genannt werden.
Die Aufklärung über den Ursprung dieser Namen findet sich in modernen Quellen. Es wird berichtet, dass die Namen Bygul und Trjegul von der amerikanischen Autorin Diana L. Paxson in ihrem 1984 erschienenen Buch "Brisingamen" geprägt wurden. In diesem Werk wählte Paxson die Namen "Tregul", was "Baumgold" oder "Bernstein" bedeutet, und "Bygul", was "Bienengold" oder "Honig" bedeutet, um die Katzen zu benennen, die Freyjas Wagen ziehen.
Die Popularität von Paxons Buch hat dazu geführt, dass diese Namen heute weitläufig als die authentischen Namen von Freyjas Katzen angesehen werden, obwohl sie tatsächlich eine moderne literarische Schöpfung sind. Diese Tatsache verdeutlicht, wie moderne Interpretationen und populäre Darstellungen unser Verständnis alter Mythen beeinflussen können.
Neben Bygul und Trjegul werden gelegentlich auch andere Namen wie Þófnir und Högni oder Brundr und Kælinn für Freyjas Katzen genannt, jedoch ist der literarische Ursprung dieser Namen ebenfalls unklar und sie scheinen eher Produkte moderner Folklore zu sein.
Die primären Quellen der nordischen Mythologie bieten nur spärliche Informationen über das genaue Erscheinungsbild von Freyjas Katzen. Detaillierte Beschreibungen, wie sie beispielsweise von anderen mythologischen Tieren bekannt sind, fehlen weitgehend.
In allgemeinen Beschreibungen werden die Katzen als "groß" und "majestätisch" charakterisiert, manchmal auch als "Viking Beasts". Bezüglich ihrer Farbe gibt es unterschiedliche Angaben. Sie werden oft als grau oder blau beschrieben, aber auch als dunkel wie die Nacht oder sogar silberfarben. Eine Quelle beschreibt ihre Augen als smaragdgrün leuchtend.
Ein interessanter Aspekt ist die altisländische Bezeichnung für Freyjas Zugtiere als "fressa". Dieses Wort kann im Isländischen sowohl "Kater" als auch "Bär" bedeuten. Diese Doppelbedeutung führte im 19. Jahrhundert zu einer wissenschaftlichen Debatte darüber, ob Freyjas Wagen ursprünglich von Katzen oder Bären gezogen wurde.
Obwohl die moderne Ansicht die Interpretation als Katzen favorisiert, zeigt diese Diskussion die Vieldeutigkeit alter Texte und die Möglichkeit unterschiedlicher ursprünglicher Vorstellungen. Die Bezeichnung "fressa" selbst macht Freyja zur "Besitzerin der Fressa", was die enge Verbindung zwischen der Göttin und diesen Tieren unterstreicht.
Die genaue Art der Katze, die Freyjas Wagen zieht, ist ebenfalls Gegenstand von Spekulationen. Während die vorherrschende moderne Interpretation von großen Hauskatzen ausgeht, möglicherweise vom Typ Norwegische Waldkatze (Skogkatt), die für ihre imposante Erscheinung bekannt ist, gibt es auch die Theorie, dass es sich um Luchse gehandelt haben könnte.
Luchse waren bis etwa 1000 n. Chr. die einzigen Katzenartigen, die in Skandinavien heimisch waren, was diese Theorie plausibel erscheinen lässt, insbesondere im Hinblick auf Freyjas auch wilde und kriegerische Aspekte. Die späte Einführung der Vorfahren der Norwegischen Waldkatze in Skandinavien (um 1000 n. Chr.) spricht gegen diese Rasse als ursprüngliche Interpretation. Zudem wird die Verbindung zur Göttin Kybele in anderen Mythologien, die einen Wagen mit Löwen zog, als möglicher Einfluss auf die Vorstellung von großen, katzenartigen Zugtieren in der nordischen Mythologie diskutiert.
Die Symbolik der Katze in der Nordischen Mythologie
Katzen nahmen in der nordischen Kultur eine ambivalente Rolle ein, die sowohl praktische als auch symbolische Dimensionen umfasste. Sie wurden für ihre Jagdfähigkeiten geschätzt, insbesondere bei der Bekämpfung von Schädlingen in Häusern und auf Schiffen. Ihre Fähigkeit, Getreidespeicher vor Nagetieren zu schützen, führte zu einer Assoziation mit Glück und Wohlstand.
Zudem galten Katzen als Beschützer von Haus und Schiff, die sichere Reisen gewährleisten und vor bösen Kräften schützen sollten. Es gab auch den Glauben, dass Katzen magische Kräfte besaßen und eine Verbindung zur spirituellen Welt hatten, einschließlich der Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen und böse Geister abzuwehren.
Die Verbindung von Katzen mit Weiblichkeit und Fruchtbarkeit ist ein uraltes Motiv, das sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen lässt und in verschiedenen Kulturen existiert. Freyja als Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und weiblichen Sexualität steht daher in einer natürlichen Verbindung zu Katzen. Auch im Bereich der Magie (Seiðr) spielten Katzen eine Rolle und waren besonders mit Freyja verbunden, die diese magische Kunst lehrte.
Über ihre Rolle als Zugtiere hinaus könnten Freyjas Katzen auch als Symbole von Schutz und Loyalität interpretiert werden, insbesondere in modernen Interpretationen, die die Namen Bygul und Trjegul hervorheben. Der Glaube, dass Katzen Wächter gegen böse Geister sind und Glück bringen, verstärkt diese symbolische Dimension.
Archäologische Funde von Katzen in Gräbern aus der Wikingerzeit deuten darauf hin, dass diese Tiere als wertvolle Begleiter betrachtet wurden, möglicherweise sogar mit einer Bedeutung für das Jenseits.
Die Symbolik von Freyjas Katzen im Kontext ihrer Attribute
Die Eigenschaften von Katzen scheinen viele von Freyjas Kernattributen als Göttin widerzuspiegeln. Ihre Anmut, Unabhängigkeit und Geschmeidigkeit können als Parallelen zu Freyjas Wesen gesehen werden. Die Schönheit und der Reiz, die Katzen zugeschrieben werden, stehen im Einklang mit Freyjas Attributen, die oft mit Sinnlichkeit und Anziehungskraft verbunden sind.
Obwohl Freyja primär mit Liebe und Schönheit assoziiert wird, ist sie auch eine Göttin des Krieges und des Todes. Die Wildheit und Stärke, die einigen Beschreibungen ihrer Katzen zugeschrieben werden, insbesondere wenn sie als Luchse interpretiert werden, könnten auch diese kriegerische Seite Freyjas symbolisieren. Ihre Rolle als Anführerin der Walküren und ihre Verbindung zu gefallenen Kriegern könnten durch die Stärke ihrer tierischen Begleiter widergespiegelt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Freyjas Verbindung zur Magie (Seiðr). Katzen sind in verschiedenen Kulturen traditionell mit Magie und Hexerei verbunden. Da Freyja als Meisterin des Seiðr gilt und diese Kunst an Odin und die anderen Asen weitergab, unterstreichen ihre Katzen möglicherweise ihre Verbindung zum Magischen und Übernatürlichen. Die Erwähnung von Katzenfell in der Kleidung der Völva (nordische Seherinnen, die Seiðr praktizierten) ist ein weiterer Hinweis auf diese symbolische Verbindung.
Individuelle Symbolische Bedeutungen
Die modernen Namen Bygul und Trjegul, obwohl nicht altnordischen Ursprungs, tragen symbolische Bedeutungen, die gut zu Freyjas Attributen passen. "Bienengold" (Bygul) wird oft als Symbol für Honig und damit für Fruchtbarkeit interpretiert. Honig war in der nordischen Kultur ein wertvolles Gut und wurde mit Wohlstand und Lebenskraft assoziiert. "Baumgold" (Trjegul) hingegen wird als Symbol für Bernstein und Reichtum gedeutet.
Bernstein war ebenfalls ein geschätzter Handelsartikel und wurde oft mit Gold verglichen. Diese Namen könnten also nachträglich gewählt worden sein, um Freyjas Verbindung zu Fruchtbarkeit und Reichtum hervorzuheben.
Auch die Beschreibungen der Katzen in Bezug auf Farbe und Größe könnten symbolische Bedeutung haben. Die häufig genannten Farben Grau oder Blau könnten mit Mysterium und dem Göttlichen assoziiert werden.
Die Größe und Stärke der Katzen könnten Freyjas Macht und Dominanz widerspiegeln. Die gelegentliche Erwähnung der Farbe Silber könnte eine Verbindung zum Mond und zur Magie herstellen.
Darstellungen in Kunst und Literatur
Freyja mit ihren Katzen ist ein beliebtes Motiv in der Kunst, sowohl in historischen als auch in modernen Werken. Es gibt zahlreiche historische Illustrationen und Fresken, die Freyja in einem von Katzen gezogenen Wagen zeigen. Interessanterweise setzte sich die Darstellung mit Katzen als Zugtiere auch während der wissenschaftlichen Debatte über die "fressa"-Interpretation (Bären) fort, was darauf hindeutet, dass die Vorstellung von Katzen als Freyjas Begleiter in der Kunstwelt stark verankert war.
Auch in der Literatur finden sich Erwähnungen von Freyjas Katzen. Die Prose Edda von Snorri Sturluson erwähnt mehrmals, dass Freyja in einem Wagen fährt, der von Katzen gezogen wird. Im Skáldskaparmál, einem Teil der Prose Edda, wird Freyja sogar als "Besitzerin der Kater" (eigandi fressa) bezeichnet. Eine bekannte Geschichte, in der Freyjas Katzen eine Rolle spielen, ist die der Rettung ihres Bruders Freyr vor dem Riesen Þjazi.
In der modernen Zeit sind Freyjas Katzen weiterhin ein beliebtes Motiv in verschiedenen Medien. Sie treten in modernen Romanen, Spielen und Kunstwerken auf, und die modernen Namen Bygul und Trjegul werden in diesen Kontexten häufig verwendet. Auch in Online-Foren und Communities finden lebhafte Diskussionen über Freyjas Katzen statt, was die anhaltende Faszination für dieses mythologische Detail zeigt.
Freyjas Katzen im Modernen Heidentum
Für moderne Anhänger des nordischen Heidentums haben Freyjas Katzen eine besondere Bedeutung. Sie werden oft als heilige Tiere der Freyja betrachtet und spielen eine Rolle in der Verehrung der Göttin. Die Symbolik von Freyjas Katzen wird im modernen spirituellen Kontext oft mit Loyalität, Schutz, Unabhängigkeit und Magie in Verbindung gebracht.
Einige moderne Heiden interpretieren Katzen als mögliche Repräsentationen von Freyjas Energie oder bestimmten Aspekten ihrer Göttlichkeit. Es gibt auch den Glauben, dass verstorbene Katzen zu Freyja nach Fólkvangr, ihrem himmlischen Feld, gehen. In Altären und Ritualen zur Ehrung Freyjas werden oft Katzensymbole verwendet.
Vergleichende Mythologie: Katzen als göttliche Begleiter in anderen Kulturen
Das Motiv von Göttinnen, die von Katzen oder katzenartigen Wesen begleitet werden, ist in verschiedenen mythologischen Systemen zu finden. Eine bekannte Parallele ist die ägyptische Göttin Bastet, die oft als Katze dargestellt wird und als Göttin der Freude, des Schutzes und der Fruchtbarkeit verehrt wurde.
Die phrygische Göttin Kybele wurde oft mit Löwen dargestellt, die ihren Wagen zogen, was eine interessante Parallele zur Debatte um die Art von Freyjas "fressa" darstellt. Die griechische Göttin Artemis (in der römischen Mythologie Diana) wurde als Göttin der Jagd und der Wildnis manchmal mit Katzen oder anderen Wildkatzen assoziiert. Im Hinduismus reiten die Göttinnen Durga und Parvati oft auf großen Katzen (Löwen oder Tigern).
Diese Vergleiche zeigen, dass das Motiv von Göttinnen mit Katzenbegleitern in verschiedenen Kulturen existiert und oft mit ähnlichen Themen wie Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und Schutz verbunden ist. Es gibt jedoch auch spezifische Unterschiede in der Darstellung und Symbolik, die die einzigartigen kulturellen Kontexte widerspiegeln.
Fazit: Die Bedeutung von Freyjas Katzen in der Nordischen Mythologie und ihre Relevanz heute
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Freyjas Katzen ein faszinierendes Element der nordischen Mythologie darstellen. Obwohl die Namen Bygul und Trjegul modernen Ursprungs sind, haben sie sich fest im modernen Verständnis etabliert und tragen symbolische Bedeutungen, die zu Freyjas Attributen passen. Die ursprünglichen Beschreibungen der Katzen sind vage, was Raum für Interpretationen hinsichtlich ihrer Art und ihres symbolischen Gewichts lässt. Die Katze selbst hatte in der nordischen Kultur sowohl praktische als auch symbolische Bedeutung, insbesondere in ihrer Verbindung zu Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und Magie.
Freyjas Katzen spiegeln ihre vielfältigen Rollen als Göttin der Liebe, Schönheit, des Krieges und der Magie wider. Sie sind nicht nur mythologische Reittiere, sondern auch Symbole für Loyalität, Schutz und die geheimnisvolle Verbindung zum Übernatürlichen. Ihre anhaltende Relevanz zeigt sich in ihrer Popularität im modernen Heidentum, wo sie als heilige Tiere Freyjas verehrt werden, sowie in zahlreichen Darstellungen in der Popkultur. Die Untersuchung von Freyjas Katzen bietet somit einen tieferen Einblick in die Komplexität der nordischen Mythologie und die anhaltende Faszination, die von ihren Göttern und ihren Begleitern ausgeht.