Ball-tailed Cat


Ball-tailed Cat – Die Keulenschwanz-Katze

Die Ball-tailed Cat gehört zu den legendären „Fearsome Critters“ Nordamerikas – jenen fantastischen Wesen, die in den Holzfällercamps zwischen dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählt wurden.

Beschrieben wird sie als katzenartige Kreatur, so groß wie ein Luchs oder sogar ein kleiner Puma. Ihr Fell soll rötlich bis orange schimmern, kräftige Hinterläufe tragen sie geschmeidig durch den Wald. Doch ihr eigentliches Markenzeichen ist der Schwanz: Er endet in einer schweren, knöchernen Kugel, die wie eine Keule geschwungen werden kann.

Jäger aus den Baumwipfeln

Die Ball-tailed Cat soll ein Meister des Kletterns sein. In den Geschichten lauert sie auf Ästen hoch über dem Boden und wartet geduldig, bis ein unvorsichtiger Holzfäller unter ihr hindurchgeht. Dann springt sie herab und erschlägt ihr Opfer mit einem einzigen Schlag des Schwanzknüppels. In manchen Varianten, etwa der „Silver Cat“, ist die Waffe noch grausamer: eine Seite glatt zum Betäuben, die andere mit Stacheln besetzt, um festzuhalten.


Folklore und Hintergedanken

Diese Erzählungen waren mehr als bloße Spukgeschichten. In den gefährlichen, isolierten Camps der Holzfäller dienten sie als Unterhaltung an langen Abenden, aber auch als Erklärung für tragische Unfälle. Wurde ein Arbeiter von einem herabfallenden Ast erschlagen, war es oft „leichter“, den Tod einer monströsen Katze zuzuschreiben, als von schierer Pechsträhne oder Unachtsamkeit zu sprechen. So verwandelte sich ein gewöhnlicher Unfall in eine Begegnung mit einer furchteinflößenden Bestie – und die Holzfällergemeinschaft gewann eine gemeinsame Geschichte, die Kameradschaft und schwarzen Humor förderte.

Varianten und Verwandte

Wie bei vielen „Fearsome Critters“ existieren regionale Abwandlungen. In Wisconsin wird von der „Silver Cat“ berichtet, in Maine vom „Dingmaul“. Der Südwesten kennt die „Cactus Cat“, die angeblich Kaktussaft trinkt, um sich zu berauschen. Gemeinsam ist allen die Vorstellung einer Katze, deren Schwanz zu einer tödlichen Waffe geworden ist.

Zwischen Mythos und Kryptid

Obwohl die Ball-tailed Cat klar als Folklore gilt, taucht sie in modernen Diskussionen manchmal als „Kryptid“ auf – ein Tier, dessen Existenz nicht wissenschaftlich belegt ist, das aber angeblich von Augenzeugen gesichtet wurde.

Manche vergleichen ihren Schwanz mit den Keulen prähistorischer Dinosaurier wie Ankylosauriern. Solche Parallelen zeigen, wie stark alte Geschichten auch heute noch Fantasie und Forschung beflügeln.


Fazit

Die Ball-tailed Cat ist mehr als nur ein Schauermärchen. Sie verkörpert die Gefahren des Waldes, den Galgenhumor der Holzfäller und die Kreativität menschlicher Erzählkunst. Ihre Legende hat die Lagerfeuer längst überlebt und findet bis heute Platz in Büchern, Blogs und moderner Kryptozoologie. Eine Keulenschwanz-Katze ist nie wirklich gesehen worden – doch im Reich der Geschichten hat sie überlebt.