Katzenfett gegen Gicht – Medizin im Spiegel der Zeit
🕯️ Katzenfett gegen Gicht – Medizin aus dem 17. Jahrhundert
😺 Einleitung
Im 17. Jahrhundert griff man bei Gicht nicht zu Tabletten oder Spritzen, sondern zu… ungewöhnlichen Mitteln. Neben Kräutern, Mineralien und Aderlass wurde auch Katzenfett als Heilmittel empfohlen – und zwar ausdrücklich gegen Gicht und „Gliederweh“. Was heute verstörend wirkt, war damals ernst gemeinte Hausmedizin.
😺 Beleg 1: Allerley wohlbewährte Artzneyen (ca. 1690, Nürnberg)
„Nimm das Fett eines schwarzen Katers, der im März gefangen ward. Reib es in warme Leinwand und lege es auf die schmerzenden Glieder. Das soll die Gicht vertreiben.“
📌 Quelle: Universitätsbibliothek Jena
Diese Art der Anwendung war typisch für die volkstümliche Medizin des 17. Jahrhunderts: einfache Zutaten, oft aus dem Haushalt – und ein fester Glaube an deren Wirkung.
😺 Beleg 2: Pharmacopoeia Medico-Chymica (Johann Schröder, 1675)
Auch im medizinischen Standardwerk von Johann Schröder wird „Pinguedo Catti“ – also „Katzenfett“ – als heilwirksames Mittel aufgeführt, insbesondere bei:
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Muskelverhärtungen
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Entzündungen
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Gelenkschmerzen
Das Fett wurde meist mit anderen Substanzen wie Wachs oder Kräutern vermischt und als Salbe aufgetragen.
😺 Historische Einordnung
Der Einsatz von tierischem Fett als Trägerstoff für Heilmittel war weit verbreitet. Hunde-, Dachs- und Gänsefett galten ebenfalls als nützlich. Katzenfett wurde jedoch besonders mit Gicht, Rheuma und kalten Gliedmaßen in Verbindung gebracht – vielleicht wegen der sprichwörtlichen Beweglichkeit der Katze.
😺 Heute undenkbar – aber kulturhistorisch interessant
Natürlich ist der Gedanke heute abstoßend – zu Recht. Aber in einer Zeit ohne Schmerzmittel, ohne ärztliche Versorgung auf dem Land, ohne Verständnis für Krankheitserreger, war der Rückgriff auf das „Verfügbare“ nicht nur normal, sondern lebenswichtig.
Diese Seite soll nicht zur Nachahmung anregen – sondern daran erinnern, wie eng Volksmedizin, Aberglaube und Alltag früher verbunden waren.