Rom – Largo di Torre Argentina
Geschichte & Bedeutung
Mitten in der Altstadt Roms liegt der Largo di Torre Argentina, ein Platz, der in den 1920er-Jahren bei Bauarbeiten zufällig freigelegt wurde. Dabei kamen vier Tempel aus der Zeit der römischen Republik sowie Teile des Theaters des Pompeius ans Licht – genau jener Ort, an dem Julius Cäsar im Jahr 44 v. Chr. ermordet wurde. Für Historiker ist die Anlage ein Schlüsselfund, der den Glanz und die Dramen der Antike mitten in der modernen Stadt sichtbar macht. Doch der Platz ist heute weit mehr als ein archäologisches Areal: Er ist Heimat einer großen Katzenkolonie, die den Ruinen neues Leben eingehaucht hat und den Ort weltweit bekannt machte.
Katzen im Alltag
Schon kurz nach der Freilegung entdeckten die ersten Streunerkatzen die warmen Steine der Tempel als perfekte Schlafplätze. Im Laufe der Jahrzehnte wurden es immer mehr. Heute leben hier oft über hundert Katzen, die zwischen antiken Mauern, überwachsenen Treppen und Säulen ihre Reviere gefunden haben. Besucher können sie von oben beobachten, da die Ruinen tiefer als das Straßenniveau liegen. Besonders in den Sommermonaten, wenn die Sonne die Steine aufheizt, sieht man Katzen in allen Farben dösen, jagen oder neugierig die Menschen beäugen – ein Bild, das längst zu einem Wahrzeichen Roms geworden ist.
Organisation & Pflege
Damit die Kolonie nicht unkontrolliert wächst, gründeten Tierschützer in den 1990er-Jahren eine Initiative. Das „Torre Argentina Cat Sanctuary“ kümmert sich seither um Kastrationen, medizinische Versorgung und die Vermittlung von Tieren in neue Zuhause. In einer kleinen Station direkt an den Ruinen arbeiten Freiwillige, die Spenden sammeln, Führungen anbieten und Besucher über die Geschichte der Katzen aufklären. So ist aus einer wilden, sich selbst überlassenen Kolonie ein betreutes Projekt entstanden, das heute als Vorbild für Katzenschutz-Initiativen weltweit gilt.
Kulturelle Präsenz
Die Katzen von Torre Argentina haben weltweite Bekanntheit erlangt. Sie sind Teil von Reiseführern, Bildbänden und zahllosen Fotos in sozialen Medien. Touristen berichten oft, dass sie wegen der Katzen länger an den Ruinen verweilen als wegen der historischen Bedeutung des Ortes. Manche nennen sie sogar die „wahren Herrscher“ von Torre Argentina – ein augenzwinkernder Gedanke, der die besondere Verbindung von Mensch, Tier und Geschichte gut beschreibt. Ihre Präsenz hat den Platz zu einem lebendigen Wahrzeichen gemacht, das über die Grenzen Roms hinaus bekannt ist und immer wieder neue Besucher anzieht.
Besonderheit
Kaum ein anderer Ort vereint so eindrucksvoll zweieinhalb Jahrtausende Geschichte mit lebendigem Alltag. Hier, wo Julius Cäsars Leben endete, haben Katzen eine neue Epoche begonnen – ihre ganz eigene. Der Largo di Torre Argentina ist damit ein einzigartiges Beispiel dafür, wie eine antike Stätte durch Tiere ein zweites Leben erhält und zugleich zu einem Symbol für Fürsorge, Verantwortung und kulturelles Miteinander wird.