Aoshima (Katzeninsel, Japan)
Aoshima, eine kleine Insel in der Präfektur Ehime im Süden Japans, hat sich in den letzten Jahren zu einem weltbekannten Reiseziel entwickelt.
Grund dafür ist nicht etwa ihre Landschaft oder Geschichte, sondern ihre tierischen Bewohner: Katzen. Die Tiere haben die Insel so stark geprägt, dass Aoshima längst als zweite große „Katzeninsel“ Japans gilt.
Besucher, die mit der Fähre anlegen, werden oft schon am Hafen von einer ganzen Schar neugieriger Samtpfoten begrüßt – ein Bild, das sich tief einprägt und die Insel unverwechselbar macht.
Geschichte und Hintergrund
Ursprünglich war Aoshima ein unscheinbares Fischerdorf. Wie in vielen Küstendörfern Japans hielten die Menschen Katzen, um ihre Vorräte vor Mäusen und Ratten zu schützen. Mit der Zeit vermehrten sich die Tiere, während die Zahl der menschlichen Bewohner abnahm. Immer weniger junge Leute wollten auf der Insel bleiben, und die älteren Bewohner konnten die Katzenpopulation nicht mehr kontrollieren. So wuchs die Zahl der Katzen stetig, während die menschliche Gemeinschaft fast verschwand.
Die Insel geriet zunächst in Vergessenheit, bis Fotos und Berichte in den sozialen Medien Aoshima plötzlich ins internationale Rampenlicht rückten. Bilder von Katzen, die in Gruppen über die schmalen Wege zogen oder auf Booten schliefen, gingen um die Welt und machten den Ort zu einem Symbol für das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier.
Die Katzeninsel heute
Heute leben auf Aoshima nur noch wenige Dutzend Menschen, dafür aber mehrere Hundert Katzen. Sie streifen durch die engen Gassen, liegen auf Booten im Hafen oder sonnen sich auf den Steinen am Ufer. Touristen besuchen die Insel, um dieses ungewöhnliche Miteinander von Mensch und Katze zu erleben. Anders als auf Tashirojima gibt es hier keine speziell angelegten Katzenhäuser oder touristischen Angebote – Aoshima ist in seiner Schlichtheit und Ursprünglichkeit geblieben. Wer die Insel besucht, sollte Verpflegung selbst mitbringen, denn Geschäfte oder Cafés gibt es hier nicht mehr.
Besonderheit
Aoshima unterscheidet sich von Tashirojima dadurch, dass die Katzen dort völlig frei und uninszeniert leben. Keine Andenkenläden, keine thematischen Gästehäuser – nur das pure Leben mit den Tieren, eingebettet in die ruhige Atmosphäre einer fast verlassenen Insel.
Das macht den Ort zu einem Kontrast zwischen Vergänglichkeit und Lebendigkeit: Während die Häuser verfallen und das Dorf langsam verschwindet, gedeihen die Katzen in voller Zahl. Wer Aoshima besucht, erlebt eine Art Zeitreise in eine Welt, in der Katzen nicht Beiwerk sind, sondern die eigentlichen Bewohner, die den Takt des Insellebens bestimmen.