Drei Tage

Wenn du jemals ein Tier wirklich liebst,
wirst du drei Tage in deinem Leben nie vergessen.

Der erste Tag ist voller Glück.
Es ist der Tag, an dem du deinen jungen Gefährten nach Hause bringst.
Du siehst, wie er neugierig seine neue Welt erkundet,
wie er sich einen Platz sucht – und dann dich.
Wenn er sich zum ersten Mal an dein Bein schmiegt,
ist da dieses leise Staunen, das zur Liebe wird –
eine Liebe, die bleibt.

Der zweite Tag schleicht sich leise heran.
Er kommt Jahre später – an einem scheinbar ganz gewöhnlichen Tag.
Du blickst deinen Freund an
und siehst auf einmal Alter, wo früher Jugend war.
Langsamkeit, wo einst Schwung war.
Mehr Schlaf als Spiel.

Du passt das Futter an,
versteckst vielleicht ein paar Tabletten im Napf,
spürst ein Ziehen im Herzen.
Eine Ahnung kündigt sich an:
Der Abschied kommt.

Und dann ist er da – der dritte Tag.
Der schwerste.
Du musst eine Entscheidung treffen.
Allein – aber in Liebe.
Wenn dein Freund geht,
bleibst du zurück wie ein einzelner Stern in dunkler Nacht.
Du fühlst dich leer, verloren.
Und doch ist da etwas –
etwas, das bleibt.

Denn wenn du ehrlich zu dieser Liebe stehst,
wirst du erkennen:
Eine Seele, nur ein wenig kleiner als deine,
geht mit dir durch den Schmerz.

Vielleicht spürst du manchmal ein Streifen an deinem Bein,
ganz leicht.
Oder du schaust auf den Platz,
an dem dein Freund immer lag –
und erinnerst dich an diese drei Tage.

Der Schmerz bleibt.
Er kommt und geht.
Mal lähmt er, mal vertieft er.
Und dann, eines Tages,
gibt es einen vierten Tag.

Dieser Tag bringt keine Trauer mehr,
sondern eine stille, klare Erkenntnis:
Die Liebe ist geblieben.
Nicht greifbar, aber da –
wie der Duft einer Blüte,
der in der Luft liegt,
wenn längst alle Blätter gefallen sind.

Diese Liebe ist das Vermächtnis,
das dein Tier dir hinterlässt.
Ein Geschenk.
Eine lebendige Liebe,
die du mit dir trägst,
solange du lebst.

(Nach „A Living Love“ von Martin Scot Kosins, aus dem Buch „Maya’s First Rose“), liebevoll übersetzt von Charlie.