Hauskatzen im Krieg
Katzen begleiteten Soldaten durch die dunkelsten Zeiten der Geschichte. Auf Schiffen, in Schützengräben und in Feldlagern waren sie Mäusefänger, Glücksbringer und vor allem stille Gefährten. Gerade inmitten von Zerstörung und Gefahr schenkten sie Momente der Normalität – und erinnerten an Zuhause.
Katzen auf See – die stillen Matrosen
Seit Jahrhunderten waren Katzen ein fester Bestandteil der Seefahrt. Schon in Zeiten der Segelschiffe nahm man sie mit an Bord, um die gefürchteten Rattenplagen einzudämmen.
An Bord von Kriegsschiffen während der beiden Weltkriege hatten die Tiere eine doppelte Rolle: Sie hielten nicht nur die Vorratskammern frei von Schädlingen, sondern wurden auch zu Symbolen von Heimat und Geborgenheit.
Die langen Wochen auf See, oft unter schwierigen Bedingungen, schweißten Mensch und Tier eng zusammen. Viele Matrosen erzählten später, dass es die Katzen waren, die im Alltag für kleine Lichtblicke sorgten – ob beim Spielen mit Wollfäden, beim gemeinsamen Essen oder wenn sie einfach zusammengerollt in der Hängematte schliefen.
Manche Schiffe machten ihre Katzen sogar offiziell zu Maskottchen. Sie bekamen Namen, wurden auf Fotos festgehalten und fanden ihren Platz in der Schiffs-Chronik. Berühmt wurde etwa „Simon“ von der HMS Amethyst, der während des chinesischen Bürgerkriegs 1949 trotz schwerer Verletzungen weiter Ratten bekämpfte und die Moral der Besatzung stärkte. Für seine Tapferkeit erhielt er die Dickin Medal – eine Art Viktoriakreuz für Tiere.
Doch das Leben an Bord war gefährlich, und viele dieser Tiere teilten das Schicksal ihrer Schiffe. Manche überlebten Untergänge, wurden mit Rettungsbooten an Land gespült oder von anderen Schiffen aufgenommen. Berühmtheit erlangte etwa „Unsinkable Sam“, der den Untergang der Bismarck, der HMS Cossack und der HMS Ark Royal überstand. Solche Geschichten zeigten, dass auch Tiere mitten im Krieg Schicksale erlebten, die man kaum für möglich hielt.
Solche Geschichten zeigen:
Die Katzen waren keine Randerscheinung, sondern für viele Seeleute ein Stück psychischer Stabilität. Zwischen Kanonendonner und endloser See verkörperten sie das einfache, friedliche Leben – und erinnerten die Männer daran, wofür sie kämpften.
Katzen an Land – Gefährten im Schützengraben
Im Schmutz und Lärm der Schützengräben waren Katzen kleine Oasen. Sie halfen gegen Ratten, doch wichtiger noch war ihre Nähe. Soldaten hielten sie auf dem Schoß, fütterten sie aus den Feldschüsseln und gaben ihnen Deckung in Helmen oder Jackentaschen.
Gerade in den langen Phasen des Wartens, wenn die Front still lag, wurden die Katzen zu vertrauten Begleitern.
Ein schnurrender Gefährte konnte mehr Trost spenden als jede Rede eines Offiziers.
In Tagebüchern von Soldaten finden sich immer wieder Einträge, in denen sie von „unserer Katze“ sprechen – fast so, als gehöre sie zur Einheit.
Viele Fotos zeigen, wie innig diese Momente waren: harte Männer, verdreckt von Schlamm und Pulver, die ein winziges Kätzchen vorsichtig im Arm halten.
Es sind Szenen, die den menschlichen Kern sichtbar machen – trotz aller Grausamkeit des Krieges.
Katzen in der Luft – Glücksbringer der Piloten
Auch in der Luftfahrt spielten Katzen eine Rolle. Manche Piloten nahmen ihre Maskottchen mit ins Cockpit, andere posierten stolz mit ihnen auf den Tragflächen. Für die Flieger waren die Tiere Glücksbringer – fast wie ein lebendiger Talisman gegen die ständige Gefahr.
Fliegen im Zweiten Weltkrieg bedeutete ein extrem hohes Risiko. Besonders die Besatzungen von Bombern lebten mit der ständigen Gewissheit, dass viele ihrer Kameraden den nächsten Einsatz nicht überstehen würden. In einer solchen Situation waren kleine Rituale und vertraute Symbole von unschätzbarem Wert. Eine Katze, die neugierig über den Flugplatz stromerte oder im Cockpit döste, konnte mehr Zuversicht geben als jede Statistik.
Katzen hatten zudem einen praktischen Nutzen: Auf Feldflugplätzen hielten sie die Mäuse und Ratten fern, die Kabel anfraßen oder Vorräte beschädigten konnten. So verband sich der Aberglaube mit echtem Nutzen – ein Glücksbringer, der auch noch für Ordnung sorgte.
Die Fotos aus dieser Zeit zeigen Katzen, die auf Motorhauben balancieren, sich in Cockpits niederlassen oder von lachenden Piloten auf den Armen getragen werden.
Sie spiegeln eine besondere Kameradschaft wider, in der das Tier Teil der Einheit wurde.
Auch wenn sie keinen Orden erhielten, waren sie für die Flieger oft so wichtig wie jedes Crewmitglied.
Bis heute wirken diese Bilder eindrücklich, weil sie zeigen: Selbst in einer hochmodernen Waffengattung wie der Luftwaffe hatten Menschen das Bedürfnis, ein kleines, lebendiges Stück Alltag mit sich zu tragen.
Die Katze stand dabei für Hoffnung – und für die Hoffnung auf eine sichere Rückkehr.
Besondere Geschichten
Nicht alle Kriegskatzen waren an der Front oder auf Schiffen. Manche Szenen spielen sich in Städten oder im Alltag ab – und gerade sie berühren, weil sie die Verbindung von Mensch und Tier inmitten des Krieges auf eine andere Weise zeigen.
Ein berühmtes Beispiel stammt aus dem Jahr 1925, noch vor dem Zweiten Weltkrieg: In New York hielt ein Polizist den Verkehr an, damit eine Katze mit ihrem Kätzchen sicher die Straße überqueren konnte. Das Foto dieser kleinen Szene ging um die Welt und wurde zum Symbol für Fürsorge inmitten von Hektik und Lärm. Es zeigte, dass Menschlichkeit selbst im Großstadtalltag ihren Platz hatte.
Auch nach dem Krieg entstanden Bilder, die ihre Wirkung bis heute entfalten. Besonders eindrücklich ist die Aufnahme von Kindern, die ehrfürchtig vor dem Grabstein von Simon stehen – der berühmten Schiffskatze der HMS Amethyst.
Simon war im Einsatz schwer verwundet worden, überlebte und wurde für seine Tapferkeit mit der Dickin Medal ausgezeichnet. Nach seinem Tod errichtete man ihm ein Grab, das bis heute existiert. Die Kinder am Grab machen deutlich: Die Erinnerung an Tiere im Krieg war mehr als ein Nebenaspekt – sie wurde Teil der Kulturgeschichte.
Solche Aufnahmen rühren, weil sie über den militärischen Rahmen hinausgehen. Sie erzählen nicht von Waffen oder Schlachten, sondern von Mitgefühl und Respekt.
Katzen werden hier zu Symbolen für Menschlichkeit, die selbst im Chaos des Krieges nicht verloren ging.
Damit schließen sich die Geschichten: ob in den Schützengräben, auf Decks von Kriegsschiffen, in den Lüften oder in den Straßen einer Stadt – überall begleiteten Katzen die Menschen. Mal als Mäusejäger, mal als Glücksbringer, mal als stilles Mahnmal für das, was wirklich zählt.
Fazit
Katzen im Krieg sind mehr als eine Anekdote. Sie verkörpern Nähe, Hoffnung und Menschlichkeit in einer Zeit, in der beides oft fehlte. Zwischen Kanonenrohren, Schützengräben und Propellern erinnerten sie die Soldaten daran, dass es jenseits des Krieges noch etwas anderes gab – das Leben selbst.