BKH


Die Britisch Kurzhaar: Ein sanfter Riese erobert Herzen

 

Die Britisch Kurzhaar, oft liebevoll als BKH bezeichnet, hat sich weltweit zu einer der beliebtesten Katzenrassen entwickelt. Ihr charmantes Aussehen, das mit einem runden Gesicht, großen Augen und einem plüschigen Fell an einen Teddybären erinnert, zieht Katzenliebhaber magisch an. Doch nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr sanftes und ausgeglichenes Wesen machen sie zu einem idealen Begleiter für unterschiedlichste Lebensstile. Dieser Beitrag beleuchtet die faszinierende Geschichte, die charakteristischen Merkmale, das liebenswerte Temperament, die unkomplizierte Pflege, die gesundheitlichen Aspekte und die Lebenserwartung dieser bemerkenswerten Rasse.

 

Zeitreise in die Vergangenheit: Von römischen Siedlern zu Katzenausstellungen

Die Geschichte der Britisch Kurzhaar reicht weit zurück und ist eng mit der Geschichte Großbritanniens verbunden. Es wird vermutet, dass ihre Vorfahren Hauskatzen waren, die mit den römischen Truppen während ihrer Invasion im Jahr 43 n. Chr. nach England kamen. Über Jahrhunderte hinweg entwickelten sich diese Katzen zu robusten und widerstandsfähigen Tieren, die vor allem für ihre Fähigkeiten als Mäusefänger in Häusern und Scheunen geschätzt wurden.

 

Erst im Viktorianischen Zeitalter, im späten 19. Jahrhundert, begann man, dieser Rasse mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Mann spielte dabei eine besonders wichtige Rolle: Harrison Weir. Dieser Katzenliebhaber setzte sich für die gezielte Zucht ein und organisierte 1871 die erste Katzenausstellung im Londoner Crystal Palace, bei der auch Britisch Kurzhaar Katzen präsentiert wurden. Weir gilt somit als einer der Väter der modernen Katzenzucht und trug maßgeblich zur Anerkennung der Britisch Kurzhaar als eigenständige Rasse bei.

 

Die beiden Weltkriege stellten die Zucht der Britisch Kurzhaar vor große Herausforderungen und führten die Rasse beinahe an den Rand des Aussterbens. Um den Bestand zu sichern, wurden andere Rassen, wie beispielsweise Perserkatzen, eingekreuzt. Diese Einkreuzungen trugen nicht nur zur genetischen Vielfalt bei, sondern führten auch zur Entstehung der Britisch Langhaar. Im Laufe der Zeit wurde die Britisch Kurzhaar von verschiedenen Katzenzuchtverbänden anerkannt, wobei die American Cat Association sie im Jahr 1967 akzeptierte.

 

Ein Aussehen zum Verlieben: Stämmiger Körperbau und plüschiges Fell

Die Britisch Kurzhaar präsentiert sich als eine mittelgroße bis große Katze mit einem stämmigen und muskulösen Körperbau. Ihr Erscheinungsbild wirkt insgesamt rund und kompakt. Kater erreichen in der Regel ein Gewicht von 7 bis 8 Kilogramm, während Kätzinnen zwischen 3,5 und 6 Kilogramm wiegen. Bemerkenswert ist, dass diese Rasse relativ langsam heranreift und ihre endgültige Größe und ihr volles Gewicht erst im Alter von drei bis fünf Jahren erreicht. Ausgewachsene Kater können zudem ausgeprägte Backen entwickeln, was ihr ohnehin schon markantes Gesicht noch charakteristischer macht.

 

Ein weiteres prägnantes Merkmal der Britisch Kurzhaar ist ihr dichtes, kurzes und plüschiges Fell mit einer feinen Textur und einer dichten Unterwolle. Dieses Fell fühlt sich nicht nur angenehm an, sondern wird im Winter auch länger und dichter, um die Katze vor Kälte zu schützen. Die Farbpalette der Britisch Kurzhaar ist schier unendlich. Neben den klassischen einfarbigen Varianten wie Blau (die wohl bekannteste Farbe, oft auch als "British Blue" bezeichnet), Weiß, Schwarz, Rot, Creme, Lilac, Fawn und Chocolate gibt es auch zahlreiche Musterungen. Dazu gehören verschiedene Tabby-Varianten (getigert, getupft, gestromt, getickt), Tortie (Schildpatt), Bicolor (zweifarbig), Colorpoint (mit dunkleren Abzeichen an den kühleren Körperstellen), Smoke (mit silbrigem Haaransatz), Silber und Golden. Interessanterweise sind Tortie-Katzen aufgrund ihrer genetischen Veranlagung fast immer weiblich. Die immense Vielfalt an Fellfarben und -zeichnungen macht jede Britisch Kurzhaar zu einem einzigartigen Individuum und trägt maßgeblich zu ihrer großen Beliebtheit bei.

 

Die großen, runden und weit auseinanderliegenden Augen sind ein weiteres charakteristisches Merkmal dieser Rasse. Die Augenfarbe korreliert in der Regel mit der Fellfarbe. Häufig anzutreffen sind goldene, blaue, grüne und kupferfarbene Augen. Bei der "British Blue" ist beispielsweise ein tiefes Kupferorange typisch. Weiße Britisch Kurzhaar können blaue oder sogar verschiedenfarbige Augen (Odd Eyes) haben, neigen aber in manchen Fällen zu Taubheit. Colorpoint-Varianten der BKH haben immer strahlend blaue Augen. Die Augenfarbe von Tabby-Katzen hängt von der Grundfarbe des Fells ab, wobei einfarbige Tabby-Katzen kupferfarbene Augen haben, Point-Tabbys blaue und silberne oder goldene Tabbys grüne Augen. Bei Golden Colorpoints gibt es ebenfalls Variationen in der Augenfarbe: Siamese-Typen haben blaue Augen, Burmese-Typen gelbe oder grüne und Mink-Typen aquamarinfarbene. Diese vielfältigen Augenfarben verleihen der Britisch Kurzhaar einen ganz besonderen Ausdruck.

 

Charakterkopf mit Herz: Sanftmut und Unabhängigkeit vereint

Die Britisch Kurzhaar wird oft als "sanfter Riese" bezeichnet und zeichnet sich durch ein ruhiges, ausgeglichenes und gutmütiges Wesen aus. Sie sind liebevoll und anhänglich und bauen eine enge Bindung zu ihren Menschen auf. Im Vergleich zu anderen Rassen sind sie jedoch nicht übermäßig fordernd und genießen auch ihre Unabhängigkeit. Sie kuscheln gerne mit ihren Menschen auf dem Sofa, sind aber keine typischen Schoßkatzen und lassen sich nicht immer gerne hochheben. Stattdessen bevorzugen sie es oft, ihre Familie aus der Nähe zu beobachten und in ihrer Nähe zu sein.

 

Ihr Aktivitätslevel ist moderat, und sie sind gut für das Leben in der Wohnung geeignet, da sie keinen übermäßigen Bewegungsdrang haben. Mit zunehmendem Alter werden sie tendenziell etwas ruhiger. Die Britisch Kurzhaar ist keine sehr gesprächige Katze und miaut eher selten. Ihr sanftes Gemüt macht sie zu einem idealen Familienmitglied, das sich in der Regel gut mit Kindern und anderen Haustieren versteht, insbesondere wenn sie frühzeitig aneinander gewöhnt wurden. Allerdings schätzen sie einen respektvollen Umgang und mögen es nicht, grob behandelt zu werden. Trotz ihres ruhigen Charakters spielen Britisch Kurzhaar gerne und lassen sich oft für ein Spiel mit Spielzeug begeistern. Weibliche Tiere zeigen sich hierbei oft besonders spielfreudig. Fremden gegenüber können sie anfangs etwas reserviert sein.

 

Rundum gut versorgt: Pflegeleicht, aber mit Hang zum Schlemmen

Trotz ihres dichten Fells ist die Pflege der Britisch Kurzhaar relativ unkompliziert. Ihr kurzes Fell neigt nicht zum Verfilzen, sodass regelmäßiges Bürsten, besonders während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst, ausreicht, um lose Haare zu entfernen und das Fell glänzend zu halten. Außerhalb der Fellwechselzeiten genügt es in der Regel, die Katze einmal pro Woche zu bürsten. Da sie eine dichte Unterwolle haben, haaren sie jedoch tendenziell stark. Eine Besonderheit ist, dass viele Britisch Kurzhaar eine ungewöhnliche Vorliebe für Wasser haben und gerne mit tropfenden Wasserhähnen oder Katzenbrunnen spielen. Gebadet werden sollten sie jedoch nur in Ausnahmefällen.

 

In Bezug auf die Ernährung ist es wichtig zu wissen, dass die Britisch Kurzhaar zu Übergewicht neigt. Dies liegt zum einen an ihrer Liebe zum Fressen und zum anderen an ihrem tendenziell eher inaktiven Lebensstil, insbesondere im Alter. Daher ist es entscheidend, ihnen hochwertiges Katzenfutter in kontrollierten Portionen anzubieten, um Fettleibigkeit vorzubeugen. Spezielle Futtersorten für die Gewichtskontrolle können hierbei hilfreich sein. Zudem neigen sie dazu, ihr Futter schnell herunterzuschlingen, was ebenfalls zur Gewichtszunahme beitragen kann.

 

Die Britisch Kurzhaar fühlt sich in der Wohnung oder im Haus wohl und benötigt nicht viel Platz, um glücklich zu sein. Ein kleiner Garten oder ein gesicherter Balkon werden jedoch gerne angenommen. Wichtig ist es, ihnen ausreichend Kratzmöglichkeiten, Spielzeug und Versteckplätze zur Verfügung zu stellen, damit sie ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen können. Wer seine BKH ausschließlich in der Wohnung hält, sollte über die Anschaffung einer zweiten Katze nachdenken, da sie die Gesellschaft Artgenossen in der Regel genießen.

 

Gesundheitliche Aspekte und Lebenserwartung: Ein robuster Begleiter mit potenziellen Schwachstellen

Die Britisch Kurzhaar gilt als eine robuste Katzenrasse, ist aber wie viele Rassekatzen anfällig für bestimmte genetische Erkrankungen. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen gehören die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine Erkrankung des Herzmuskels, und die Polyzystische Nierenerkrankung (PKD), bei der sich Zysten in den Nieren bilden. In einigen Regionen ist es für Züchter obligatorisch, Zuchtkater auf HCM testen zu lassen. Eine frühzeitige Diagnose von PKD durch Ultraschalluntersuchungen kann ebenfalls sinnvoll sein.

 

Aufgrund der Zucht auf ein rundes Gesicht kann es bei einigen Linien zu Atemwegsproblemen und Problemen mit den Tränenkanälen kommen (Brachyzephalie). Verantwortungsbewusste Züchter achten jedoch darauf, extreme Kurzköpfigkeit zu vermeiden. Auch Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Hämophilie B (eine Blutgerinnungsstörung) können bei dieser Rasse auftreten. Weiße Katzen, insbesondere solche mit blauen Augen, haben ein erhöhtes Risiko für Taubheit.

 

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Britisch Kurzhaar ist für eine Rassekatze relativ hoch und liegt in der Regel zwischen 12 und 16 Jahren, wobei einige Tiere sogar 18 bis 20 Jahre alt werden können. Eine britische Studie ergab eine durchschnittliche Lebenserwartung von 9,58 Jahren für Britisch Kurzhaar und Britisch Langhaar, während schwedische Daten eine mittlere Lebenserwartung von über 12,5 Jahren zeigen. Eine gesunde Ernährung, eine artgerechte Haltung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen tragen maßgeblich zu einem langen und gesunden Katzenleben bei.

 

Fazit: Ein liebenswerter Gefährte für viele Jahre

Die Britisch Kurzhaar ist eine faszinierende Katzenrasse, die mit ihrem charmanten Aussehen und ihrem sanften Wesen überzeugt. Ihre unkomplizierte Pflege und ihre Anpassungsfähigkeit machen sie zu einem idealen Begleiter für Familien, Senioren und Einzelpersonen. Wer einen ruhigen, liebevollen und unabhängigen Gefährten sucht, der nicht ständig Aufmerksamkeit einfordert, findet in der Britisch Kurzhaar eine wunderbare Bereicherung für sein Zuhause. Mit der richtigen Pflege und Aufmerksamkeit können Besitzer viele Jahre lang die Gesellschaft dieses sanften Riesen genießen.