Funktion der Schnurrhaare (Vibrissen)
Die bemerkenswerten Vibrissen der Hauskatze
Die Vibrissen der Hauskatze, im Volksmund besser als Schnurrhaare bekannt, faszinieren Katzenliebhaber und Wissenschaftler gleichermaßen. Diese markanten, steifen Haare sind weit mehr als nur ein charmantes äußeres Merkmal. Sie stellen hochentwickelte Sinneswerkzeuge dar, die eine entscheidende Rolle im Leben unserer felinen Begleiter spielen. Von der Navigation in dunkler Umgebung bis zur Unterstützung bei der Jagd und sogar der Kommunikation von Stimmungen sind die Vibrissen unverzichtbar für das Wohlbefinden und die Interaktion der Katze mit ihrer Umwelt.
Dieser Bericht zielt darauf ab, einen umfassenden und dennoch leicht verständlichen Überblick über die Vibrissen der Hauskatze zu geben und ihre wissenschaftliche Definition, anatomische Struktur sowie ihre vielfältigen Funktionen zu beleuchten.
Was sind Vibrissen? Eine wissenschaftliche Definition und anatomische Übersicht
Wissenschaftlich werden die Schnurrhaare der Katze als Vibrissen bezeichnet. Es handelt sich dabei um spezialisierte, steife, haarähnliche Strukturen, die bei den meisten Säugetieren zur Wahrnehmung ihrer Umgebung dienen. Der Begriff "Vibrissen" leitet sich vom lateinischen Wort "vibrio" ab, was so viel wie "vibrieren" bedeutet. Im Gegensatz zu normalem Fell sind Vibrissen deutlich dicker und länger. Ihre Wurzeln reichen dreimal so tief in die Haut, genauer gesagt bis in die Hypodermis.

Die Follikel, aus denen die Vibrissen entspringen, sind reich an Blutgefäßen und Nerven, was sie extrem empfindlich macht. Jede einzelne Vibrisse wächst aus einem komplexen Gebilde, dem sogenannten Follikel-Sinus-Komplex (FSC), der von Blutsinussen umgeben ist. Der eigentliche Haarschaft der Vibrisse besteht aus Keratin und enthält keine Nervenendigungen. Die Reizaufnahme erfolgt jedoch über die Bewegung der Vibrisse, welche die Sinneszellen im Follikel stimuliert und so Informationen an das Gehirn weiterleitet. Interessanterweise besitzt jedes Vibrissenfollikel eine eigene Repräsentation in der somatosensorischen Rinde des Gehirns.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist das Vorhandensein von Propriozeptoren an der Basis oder Spitze der Vibrisse. Diese speziellen Sinnesrezeptoren ermöglichen es der Katze, die Position ihres eigenen Körpers und ihrer Gliedmaßen wahrzunehmen. Dies trägt maßgeblich zur außergewöhnlichen Fähigkeit der Katze bei, bei einem Fall fast immer auf ihren Pfoten zu landen.
Die tiefere Verankerung und die reichhaltige Nervenversorgung der Vibrissen im Vergleich zu normalem Fell deuten auf eine spezialisierte Sinnesfunktion hin, die über den einfachen Tastsinn hinausgeht. Die direkte Verbindung zur somatosensorischen Rinde des Gehirns unterstreicht die bedeutende Rolle der Vibrissen für die Wahrnehmung der Umgebung durch die Katze. Das Vorhandensein von Propriozeptoren in den Vibrissenfollikeln zeigt, dass diese Sinnesorgane nicht nur zur externen Umwelterkennung dienen, sondern auch zum internen Bewusstsein der Katze für ihre Körperhaltung im Raum beitragen. Dies ist ein wichtiger Faktor für ihre bemerkenswerte Geschicklichkeit und ihren Gleichgewichtssinn.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vibrissen weit mehr als nur dickere Haare sind. Sie sind hochentwickelte Tastorgane mit einzigartigen anatomischen Merkmalen, die es ihnen ermöglichen, subtile Veränderungen in der Umwelt zu erfassen und maßgeblich zur räumlichen Wahrnehmung der Katze beizutragen.
Die sensorischen Fähigkeiten der Vibrissen: Taktile Wahrnehmung im Detail
Die Vibrissen der Katze sind hochsensible Tastsinnesorgane, die wie eine Erweiterung des Tastsinns der Katze wirken und mit der Empfindlichkeit menschlicher Fingerspitzen vergleichbar sind. Sie übertragen Informationen über die Lage, Größe, Bewegung und Textur von Objekten an das Gehirn. Darüber hinaus können sie selbst kleinste Veränderungen in den Luftströmungen wahrnehmen.
Diese ausgeprägte Sensibilität hilft Katzen, Dinge zu "sehen", die sich direkt vor ihrer Nase befinden, da ihre Nahsicht nicht sehr gut ausgeprägt ist. Die Vibrissen gleichen die Schwierigkeiten aus, die Katzen beim Fokussieren auf nahe Objekte haben, was besonders bei der Jagd von Bedeutung ist. Die Sinneszellen in den Vibrissenfollikeln übermitteln taktile Informationen, die den Signalen ähneln, die unsere Fingerspitzen an unser Gehirn senden.
Vibrissen vermitteln einen taktilen Sinn, der den der Haut ergänzt, was besonders für nachtaktive Tiere von Vorteil ist. Sie werden zur Objektlokalisierung, Bewegungserkennung, Texturunterscheidung und Formerkennung eingesetzt. Die Vibrissen im Bereich des Mauls können grob in Makrovibrissen (lange Vibrissen zum Ertasten des Raumes um den Kopf) und Mikrovibrissen (kleine, nach unten gerichtete Vibrissen zur Identifizierung von Objekten) unterteilt werden.
Der Vergleich der Vibrissen mit menschlichen Fingerspitzen verdeutlicht ihre Bedeutung als primäre Tastorgane für Katzen, insbesondere angesichts ihrer eingeschränkten Nahsicht. Dies deutet darauf hin, dass Katzen stark auf ihre Vibrissen angewiesen sind, um mit Objekten in ihrer unmittelbaren Umgebung zu interagieren. Die Fähigkeit, Luftströmungen zu erkennen, erweitert den Tastsinn der Vibrissen und ermöglicht es Katzen, Objekte und Bewegungen ohne direkten physischen Kontakt wahrzunehmen. Diese "Fernberührungs"-Fähigkeit ist besonders nützlich für die Navigation in dunkler Umgebung und die Erkennung von Beute.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schnurrhaare der Katze fein abgestimmte Tastsensoren sind, die eine Fülle von Informationen über die unmittelbare Umgebung der Katze liefern, einschließlich der Anwesenheit, des Ortes, der Größe, der Form, der Textur und der Bewegung von Objekten, sowohl durch direkten Kontakt als auch durch die Erfassung subtiler Veränderungen in den Luftströmungen.
Navigation und Umwelterkennung: Wie Katzen ihre Vibrissen einsetzen
Katzen nutzen ihre Vibrissen auf vielfältige Weise, um ihre Umgebung wahrzunehmen und sich darin zurechtzufinden. Besonders in der Dunkelheit spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Navigation. Sie funktionieren wie ein Radar, indem sie subtile Veränderungen in den Luftströmungen erfassen, die von festen Gegenständen zurückgeworfen werden. Wenn eine Katze sich im Dunkeln vorwärts bewegt und ihre Vibrissen anstoßen, weiß sie, dass sie kurz davor steht, auf etwas zu treffen.
Die Länge der Vibrissen im Maulbereich entspricht in der Regel der Breite des Katzenkörpers. Dies hilft ihnen einzuschätzen, ob sie durch eine bestimmte Öffnung passen. Oftmals testen Katzen einen Raum, indem sie zuerst ihren Kopf hineinstecken, um zu prüfen, ob ihre Vibrissen die Ränder berühren. So vermeiden sie, im Dunkeln gegen Wände zu stoßen.
Die Vibrissen ermöglichen es Katzen, ein räumliches Bewusstsein zu entwickeln, wodurch sie Abmessungen einschätzen und nahegelegene Objekte erkennen können. Die Karpalvibrissen an den Vorderbeinen spielen eine wichtige Rolle bei der Jagd, indem sie die Bewegung der Beute erfassen, und sie unterstützen das Klettern. Vibrissen an den Hinterpfoten können bei der Orientierung helfen. Sie können Luftströmungen wahrnehmen, was ihnen in dunklen Räumen signalisiert, ob sie sich in der Nähe einer Wand oder eines anderen Objekts befinden.
Die Korrelation zwischen der Länge der Vibrissen und der Körperbreite dient Katzen als entscheidendes "eingebautes Maßband", das es ihnen ermöglicht, sich effektiv in engen Räumen zu bewegen. Dies unterstreicht die evolutionäre Anpassung der Vibrissenlänge an die körperlichen Abmessungen des Tieres. Wenn die Vibrissen einer Katze bis zum breitesten Punkt ihres Körpers reichen, dann sollte der Rest des Körpers ebenfalls durch eine Öffnung passen, wenn die Vibrissen diese ohne Biegung passieren können. Dieser einfache, aber effektive Mechanismus reduziert das Risiko, dass Katzen in engen Räumen stecken bleiben.
Die doppelte Funktion der Vibrissen, sowohl physischen Kontakt als auch Luftströmungen zu erkennen, ermöglicht Katzen ein umfassendes Verständnis ihrer Umgebung, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen, in denen die Sicht eingeschränkt ist. Diese Redundanz in der sensorischen Eingabe verbessert ihre Fähigkeit, sich zu orientieren und erfolgreich zu jagen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Katzen ihre Vibrissen als hochentwickelte Umweltsensoren zur Navigation, zur räumlichen Orientierung und zur Vermeidung von Hindernissen nutzen, insbesondere in der Dunkelheit. Die Länge ihrer Gesichtsvibrissen hilft ihnen zu beurteilen, ob sie durch enge Spalten passen, und ihre Empfindlichkeit gegenüber Luftströmungen wirkt wie ein "Radar", um Objekte und Bewegungen ohne direkten Kontakt zu erkennen.
Mehr als nur Tastsinn: Der Schutz der Augen durch Vibrissen
Die Vibrissen der Katze erfüllen nicht nur eine taktile Funktion, sondern spielen auch eine wichtige Rolle beim Schutz ihrer Augen. Die Vibrissen, die sich oberhalb der Augen befinden (Superciliarvibrissen), ähneln in ihrer Funktion den menschlichen Augenbrauen und lösen bei Berührung einen Blinzelreflex aus. Dieser Reflex schützt die Augen vor Staub, Schmutz und potenziellen Verletzungen. Schon ein winziges Staubkorn, das die Vibrissen über dem Auge berührt, führt dazu, dass die Katze blinzelt oder den Kopf schüttelt.
Auch die Vibrissen im Maulbereich können Objekte wie hohes Gras oder dornige Büsche erkennen und die Katze dazu veranlassen, zurückzuweichen, um Kratzer an den Augen zu vermeiden. Die Genalvibrissen an den Wangen bieten möglicherweise ebenfalls einen gewissen Augenschutz.
Die strategische Platzierung der Superciliarvibrissen über den Augen, verbunden mit dem Blinzelreflex, zeigt eine klare Schutzfunktion. Dies unterstreicht, wie Vibrissen zum allgemeinen Wohlbefinden und zur Sicherheit der Katze beitragen. Die Schutzfunktion beschränkt sich nicht nur auf die Vibrissen über den Augen, sondern auch die Vibrissen im Maulbereich tragen dazu bei, indem sie potenzielle Gefahren erkennen, bevor sie das Gesicht und die Augen erreichen. Dies deutet auf ein mehrschichtiges sensorisches Abwehrsystem hin, an dem Vibrissen beteiligt sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vibrissen, insbesondere die oberhalb der Augen, eine entscheidende Rolle beim Schutz der empfindlichen Katzenaugen spielen, indem sie bei der Wahrnehmung potenzieller Bedrohungen wie Staub oder scharfer Gegenstände einen Blinzelreflex auslösen. Auch die Vibrissen im Maulbereich tragen zu diesem Schutz bei, indem sie Hindernisse in der Umgebung erkennen.
Die Sprache der Vibrissen: Nonverbale Kommunikation bei Katzen
Die Vibrissen der Katze dienen nicht nur als Sinnesorgane, sondern spielen auch eine wichtige Rolle in der nonverbalen Kommunikation. Die Position und Bewegung der Vibrissen können die Stimmung und die Absichten einer Katze anzeigen.
Entspannte und leicht hängende Vibrissen, die seitlich abstehen, deuten oft auf eine zufriedene und ruhige Katze hin. Nach vorne gerichtete oder aufgefächerte Vibrissen können Neugier, Aufmerksamkeit, Interesse, Aufregung oder Jagdmodus signalisieren. Zurückgezogene Vibrissen, die eng am Gesicht anliegen, können Angst, Unruhe, Stress, Aggression oder Irritation anzeigen. Zuckende oder vibrierende Vibrissen können Aufregung oder Verspieltheit widerspiegeln.
Katzen können ihre Vibrissen mithilfe kleiner Muskeln an der Basis unabhängig voneinander bewegen. Die Position der Vibrissen interagiert dabei mit anderen Körpersignalen wie Ohrenstellung, Schwanzbewegungen und Lautäußerungen.
Die Fähigkeit von Katzen, ihre Vibrissen so subtil zu bewegen, um verschiedene emotionale Zustände auszudrücken, unterstreicht die Rolle der Vibrissen als visuelles Kommunikationsmittel, das ihre sensorischen Funktionen ergänzt. Dies ermöglicht nuancierte soziale Interaktionen zwischen Katzen und mit Menschen. Die Koordination der Vibrissenbewegungen mit anderen Körpersignalen verdeutlicht, wie wichtig es ist, die gesamte Katze bei der Interpretation ihrer Stimmung zu berücksichtigen. Vibrissensignale sollten nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenderen Kommunikationsrepertoires.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Katzen die Position und Bewegung ihrer Vibrissen als subtile, aber bedeutsame Form der nonverbalen Kommunikation nutzen, um eine Reihe von Emotionen auszudrücken, von Zufriedenheit und Neugier bis hin zu Angst und Aggression. Die Beobachtung der Vibrissenposition kann wertvolle Einblicke in die Stimmung einer Katze geben.
Ein genauerer Blick: Die verschiedenen Arten von Vibrissen und ihre Funktionen
Katzen besitzen verschiedene Arten von Vibrissen, die sich an spezifischen Stellen ihres Körpers befinden und jeweils besondere Funktionen erfüllen.
- Mystacialvibrissen: Diese befinden sich am Maul (Oberlippe) und sind die auffälligsten und zahlreichsten (typischerweise 12 auf jeder Seite). Ihre Hauptfunktion besteht in der Wahrnehmung der Umgebung, der Erkennung von Objekten und Bewegungen sowie der Beurteilung von Entfernungen und Raum (ob die Katze hindurchpasst). Sie helfen bei der Navigation und der sensorischen Wahrnehmung und können auch den emotionalen Zustand anzeigen.
- Superciliarvibrissen: Diese befinden sich oberhalb der Augen (wie Augenbrauen), typischerweise zwei auf jeder Seite. Ihre primäre Funktion ist der Schutz der Augen, indem sie bei Berührung einen Blinzelreflex auslösen. Sie unterstützen auch die Erkennung von Veränderungen in den Luftströmungen.
- Genalvibrissen: Diese befinden sich an den Wangen, zwischen der Oberlippe und den Augen, und sind kürzer und feiner. Sie helfen bei der Erkennung von Objekten im Gesichtsbereich und tragen zum allgemeinen Umweltbewusstsein bei. Möglicherweise helfen sie auch bei der Verbreitung von Duftstoffen, da sie sich in der Nähe großer Hautdrüsen befinden.
- Mandibularvibrissen: Diese befinden sich am Kinn. Sie helfen Katzen, Objekte zu erfassen und sich in Räumen zu bewegen, insbesondere wenn der Kopf gesenkt ist. Sie können auch beim Fangen von Beute und der Verbreitung von Duftstoffen hilfreich sein.
- Karpalvibrissen: Diese befinden sich an der Rückseite der Vorderbeine am Handgelenk (Karpus), normalerweise 4-6 an jedem Bein. Sie sind entscheidend für die Jagd und das Klettern und liefern taktiles Feedback über die Umgebung, insbesondere über die Position und Bewegung von Beute, die in den Pfoten gehalten wird. Sie helfen auch, die Beschaffenheit der Oberfläche beim Gehen oder Klettern zu erfassen.
Die Verteilung verschiedener Arten von Vibrissen über den Katzenkörper unterstreicht die spezialisierten sensorischen Bedürfnisse für verschiedene Aktivitäten, von der Navigation in engen Räumen mit Gesichtsvibrissen bis zur präzisen Kontrolle von Beute mit Karpalvibrissen. Dies demonstriert ein elegantes evolutionäres Design. Die Karpalvibrissen, oft übersehen, spielen eine entscheidende Rolle in den Endphasen der Jagd und gleichen die schlechte Nahsicht der Katze aus. Dies betont, dass Vibrissen nicht nur für die Fern- oder Raumwahrnehmung dienen, sondern auch für die fein abgestimmte Interaktion mit Objekten in unmittelbarer Nähe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Katzen verschiedene Arten von Vibrissen besitzen, die sich an spezifischen Körperstellen befinden und jeweils spezialisierte Funktionen erfüllen. Mystacialvibrissen sind essentiell für Navigation und räumliche Orientierung, Superciliarvibrissen schützen die Augen, Genal- und Mandibularvibrissen helfen bei der Erkennung von Objekten im Gesichts- und Kinnbereich, und Karpalvibrissen an den Vorderbeinen sind entscheidend für Jagd und Klettern.
Wenn die Sensoren fehlen: Auswirkungen von beschädigten oder abgeschnittenen Vibrissen
Das Schneiden oder Trimmen der Vibrissen einer Katze wird generell nicht empfohlen und kann zu Desorientierung, Stress und Angst führen. Es kann ihre Fähigkeit beeinträchtigen, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und Entfernungen einzuschätzen, was sie ungeschickter macht und dazu führt, dass sie eher gegen Dinge stoßen. Auch ihre Jagdfähigkeiten können darunter leiden, da es schwieriger wird, Beute zu lokalisieren und zu fangen. Ohne ihre Vibrissen, die sie führen, haben Katzen möglicherweise Schwierigkeiten, durch enge Spalten zu passen. Sie können in ihren Bewegungen zögerlicher und weniger selbstbewusst werden.
Obwohl die Vibrisse selbst keine Nervenendigungen besitzt, ist der Follikel empfindlich, und das Ausreißen einer Vibrisse kann schmerzhaft sein. Beschädigte oder abgeschnittene Vibrissen wachsen in der Regel mit der Zeit wieder nach (normalerweise innerhalb weniger Wochen bis Monate), aber während dieser Zeit ist die sensorische Wahrnehmung der Katze beeinträchtigt. In seltenen medizinischen Fällen kann es notwendig sein, dass ein Tierarzt eine Vibrisse zur Behandlung trimmt, beispielsweise bei einer Follikelinfektion.
Der Vergleich, das Abschneiden der Katzenvibrissen käme dem Anlegen einer Augenbinde beim Menschen gleich, veranschaulicht eindrücklich die erheblichen Auswirkungen des Vibrissenverlusts auf die Fähigkeit einer Katze, mit ihrer Umwelt zu interagieren. Dies unterstreicht das ethische Gebot, sie nicht unnötig zu trimmen. Obwohl die Auswirkungen des Abschneidens der Vibrissen vorübergehend sind, kann die Phase der sensorischen Beeinträchtigung für die Katze stressig und potenziell gefährlich sein, insbesondere wenn sie sich im Freien aufhält. Dies betont die Bedeutung, die Vibrissen einer Katze zu schützen und ihnen zu ermöglichen, normal zu funktionieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Beschädigen oder Abschneiden der Vibrissen einer Katze ihre sensorische Wahrnehmung erheblich beeinträchtigen kann, was zu Desorientierung, Schwierigkeiten bei der Navigation, verminderter Jagdfähigkeit und erhöhter Angst führt. Obwohl Vibrissen nachwachsen, ist es entscheidend, sie nicht zu trimmen oder zu schneiden, es sei denn, dies ist medizinisch notwendig und wird von einem Tierarzt durchgeführt.
Mythen und Fakten: Interessantes und Wissenswertes über Katzenvibrissen
Rund um die Vibrissen der Katze ranken sich einige Mythen und existieren viele interessante Fakten.
- Mythos: Vibrissen dienen dem Gleichgewicht. Fakt: Während sie zur räumlichen Wahrnehmung beitragen, wird das Gleichgewicht primär durch das Innenohr und die Körperkoordination gesteuert.
- Katzen besitzen typischerweise 24 Mystacialvibrissen (12 auf jeder Wange). Die Gesamtzahl sollte immer gerade sein, um eine genaue Einschätzung der Umgebung zu ermöglichen.
- Vibrissen bestehen aus Keratin, demselben Protein wie Haare und Nägel.
- Die Länge der Vibrissen korrespondiert oft mit der Breite des Katzenkörpers.
- Katzen können unter "Vibrissenstress" oder "Vibrissenmüdigkeit" leiden, wenn ihre Vibrissen ständig gegen enge Futter- oder Wassernäpfe stoßen. Breitere, flachere Näpfe können hier Abhilfe schaffen.
- Vibrissen können mit dem Alter ihre Farbe verändern und manchmal grau oder schwarz werden.
- Einige Rassen, wie die Sphynx, können sehr kurze oder gar keine Vibrissen haben.
- Mutterkatzen kauen manchmal die Vibrissen ihrer Kitten ab, möglicherweise um deren Erkundungsdrang vor dem Abstillen zu hemmen.
- Wissenschaftler können Katzenvibrissen untersuchen, um durch die Analyse stabiler Isotopenverhältnisse Informationen über die Ernährung der Katze zu gewinnen.
- Der Weltrekord für die längsten Katzenvibrissen lag 2005 bei 19,05 cm (7,5 Zoll) und wurde von einer Maine-Coon-Katze namens Missi aus Finnland gehalten.
- Vibrissen sind die ersten Haare, die sich im Mutterleib entwickeln.
Die Entlarvung des Mythos, Vibrissen dienten primär dem Gleichgewicht, ist wichtig für ein genaues Verständnis. Während sie zur räumlichen Wahrnehmung beitragen, was indirekt die Bewegung unterstützt, sind sie nicht die Hauptorgane für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Diese Unterscheidung verdeutlicht die spezifische sensorische Rolle der Vibrissen. Das Phänomen des "Vibrissenstresses" unterstreicht die extreme Empfindlichkeit dieser Organe und die Bedeutung, die Umgebung und die Gewohnheiten einer Katze zu berücksichtigen, um ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. Dies deutet darauf hin, dass selbst scheinbar unbedeutende Aspekte der täglichen Routine einer Katze, wie die Art des Futternapfes, ihr Wohlbefinden beeinflussen können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es einige interessante Fakten und verbreitete Missverständnisse über Katzenvibrissen gibt. Es ist wichtig zu verstehen, dass sie zwar nicht primär dem Gleichgewicht dienen, aber hochsensible Sinnesorgane sind, die entscheidend für die Navigation, das Umweltbewusstsein und sogar die Kommunikation sind. "Vibrissenstress" ist ein echtes Problem, und die Länge der Vibrissen steht oft im Verhältnis zur Körpergröße der Katze.
Fazit: Die unverzichtbare Rolle der Vibrissen im Katzenleben
Die Vibrissen der Hauskatze sind unverzichtbare Sinneswerkzeuge, die maßgeblich zu ihrer Fähigkeit beitragen, sich zu orientieren, zu jagen, zu kommunizieren und sich selbst zu schützen. Sie sind weit mehr als nur dekorative Haare; sie sind hochentwickelte Sensoren, die der Katze ein detailliertes Bild ihrer Umgebung vermitteln. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Vibrissen einer Katze niemals zu trimmen oder zu beschädigen, da dies ihre sensorischen Fähigkeiten erheblich beeinträchtigen und zu Stress und Desorientierung führen kann. Die bemerkenswerten sensorischen Fähigkeiten dieser faszinierenden Merkmale unterstreichen die Komplexität und Anpassungsfähigkeit der Hauskatze.