Hauskatzen in Europa
Vor mehr als 1000 Jahren kamen die ersten Hauskatzen nach Europa. Auf Kreta wurde ein Katzenkopf aus der Zeit vor 1100 v. Chr. gefunden, um 500 v. Chr. wird von Katzen in Griechenland berichtet, doch erst um 100 v. Chr. gelangten sie in das Zentrum des römischen Imperiums - nach Rom.
Bis dahin hielten sich die Südeuropäer nur Schlangen und Frettchen zum Schutz der Nahrungsvorräte. In unser Gebiet kamen die Katzen im Gefolge der römischen Truppen über Gallien (Frankreich) und Britannien.
Doch die Katzen wurden in den nördlichen Gefilden keineswegs so verehrt wie die ehrwürdigen Tempelkatzen Ägyptens. Ende des 9. Jahrhunderts gehörten sie in Nordeuropa zum Alltag, wurden geduldet und beäugt, jedoch nicht verfolgt. Dies änderte sich aber mit der Ausbreitung des Christentums. Nun wurden ihnen böse, übersinnliche Kräfte zugeschrieben, die verantwortlich für Seuchen und Tod sein sollten. Hierbei darf man nicht vergessen: Die Katzen waren damals noch immer fremdartige Tiere, Eindringlinge, die nach Meinung der christlichen Bevölkerung das natürliche Gefüge durcheinander brachten.
Als Inbegriff des Bösen wurden sie im Mittelalter schnell mit den „Hexen" in Verbindung gebracht und sogar regelmäßig am 24. Juni lebendig ins lodernde Johannisfeuer geworfen. Im Zeitalter der Inquisition (13. bis 18. Jahrhundert) wurden nicht nur über 300000 unschuldige Frauen der Hexerei beschuldigt, gefoltert und verbrannt, sondern mit ihnen auch ihre „teuflischen" Hauskatzen umgebracht, die man zuvor in Öl tauchte. Aber trotz Verfolgung und Verteuflung war der Siegeszug der Katzen nicht aufzuhalten: Zu stark waren ihre Anpassungsfähigkeit und ihr unglaublicher Überlebenswille - auch wenn sie flüchteten und sich zunächst aus Angst in die menschenleeren Wälder zurückzogen.
Katzentypen
Die verschiedenen Katzentypen und -rassen entstanden erst mit dem Beginn der Katzenzucht, die im 19. Jahrhundert ihre erste Blüte erlebte. Vorher waren Katzen reine Nutztiere, die zur Mäusejagd vermehrt wurden. Durch die fortschreitende Industrialisierung und die wachsende Entfremdung des Menschen von der Natur entstand zu der Zeit ein gewaltiger Heimtiertrend, in
dessen Folge zahlreiche Zuchtverbände gegründet wurden. Die Menschen wollten sich ein Stück lebendige Natur ins städtische Heim holen und lernten besonders den Wert der Katze zu schätzen.
Als erstes bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Katzenzucht gilt die Katzenschau im Londoner Crystal Palace im Jahr 1871, bei der 177 Aussteller und 25 Katzenkategorien vertreten waren. Die Schau läutete die Ära der Katzenausstellungen ein, die von England aus die Welt eroberte.
Ihr Initiator, Harrison Weir, gilt heute als „Vater“ der Rassekatzen und der Modernen Katzenzucht.
Heute ist der Begriff „Rasse" längst vereinheitlicht. Eine Gruppe von Individuen wird als Rasse bezeichnet, wenn sie dieselben morphologischen Charakteristika, dieselbe Fellart, dieselbe Farbverteilung und denselben geographischen Ursprung haben.
Gerade in den letzten Jahren haben sich sehr viele Katzenrassen entwickelt (die zumeist noch gar nicht offiziell anerkannt werden), sodass die traditionellen Edelkatzen wie Perser, Europäische Hauskatze, Siam, Maine Coon oder Norwegische Waldkatze längst in der Minderheit sind.
Für welche Rasse und welchen Katzentyp man sich entscheidet, bleibt einem allein vorbehalten. Man sollte aber bedenken, dass jede Rasse unterschiedliche Ansprüche hat und sich die Tiere in Wesen und Charakter voneinander unterscheiden können.
Eine Rassekatze muss sich nicht nur deutlich von anderen Rassen unterscheiden, sondern auch die Erbfaktoren müssen so beschaffen sein, dass eine Zucht ohne ungezielte „Nebenprodukte" ausnahmslos möglich ist.
Erst dann erhält die Rassekatze Standards und Werte auf einer Punkteskala. Hinzu kommt, dass die Katzenzucht-Organisationen nicht immer dieselben Rassen anerkennen.
Das Leben der Katze
Blind, taub und völlig hilflos kommen Kätzchen auf die Welt.
Kaum zu glauben: Aus solch einem Fellbündel wird einmal das höchst entwickelte Raubtier, das die Natur hervorgebracht hat. Schon im ersten Vierteljahr machen die Kitten geradezu atemberaubende Fortschritte auf ihrem Lebensweg.
Gerade einmal 100 Gramm Gewicht bringt ein neugeborenes Kitten mit auf die Welt, ein dünnes Haarkleid und Beinchen, die nur zum Kriechen taugen. Die Kleinen sind auf Wärme von außen angewiesen, denn sie können ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren. Für den Kampf ums Dasein scheinen sie schlecht gerüstet. Tatsächlich aber haben sie eine tadellose Grundausstattung mitbekommen. Neugeborene Kätzchen orten über den Geruchs- und Tastsinn die mütterliche Milchquelle und sogar die bevorzugte Zitze, an der viele die ganze Stillzeit über festhalten. In der Zitzenpräferenz sehen Verhaltensforscher eine sehr frühe Form des Lernens. Angeboren dagegen sind der Milchtritt- das Treten, um den Milchfluss anzuregen - und das „Kreis-Kriechen": Die Winzlinge setzen zur Fortbewegung nur die rechten oder linken Gliedmaßen ein und beschreiben so eine Spirale. Diese verhindert, dass sie sich zu weit vom schützenden Lager entfernen.
Durch Schreien, Quietschen und Fiepen fordern hungrige oder frierende Neugeborene von der Mutter Aufmerksamkeit und Zuwendung. Fauchen können sie auch schon zum Erschrecken möglicher Störenfriede.
Aber im Großen und Ganzen gilt: Mehr als Schlafen, Nuckeln und Kuscheln tut ein Kitten in der ersten Woche nicht. Die anliegenden Öhrchen lassen seinen runden Babykopf, den es beim Krabbeln schon hochhält, noch größer wirken. Vom vierten Tag an können die Kleinen schnurren, ab dem fünften Tag zeigen sie erste Reaktionen auf Geräusche.
Aber im Großen und Ganzen gilt: Mehr als Schlafen, Nuckeln und Kuscheln tut ein Kitten in der ersten Woche nicht. Die anliegenden Öhrchen lassen seinen runden Babykopf, den es beim Krabbeln schon hochhält, noch größer wirken. Vom vierten Tag an können die Kleinen schnurren, ab dem fünften Tag zeigen sie erste Reaktionen auf Geräusche.
In der dritten Woche gibt es im Katzenleben einen Entwicklungssprung zum Augentier: Die Kätzchen können Geschwister und Mutter optisch erkennen. Hör- und Sehvermögen verfeinern sich zunehmend. Die Minitiger üben das Buckelmachen, kleine Sprünge, Schwanz aufplustern und den „Krebsgang."
Prägung
Von der vierten Lebenswoche an werden aus den Kitten quasi Kleinkinder. Sie sind sehr verspielt und treiben gern jede Menge Schabernack.
Erste Ausflüge aus dem Nest sorgen für Aufregung. Die Sprünge der Kleinen fallen noch etwas ungeschickt aus, Spielfreude und Forscherdrang machen dies jedoch wett. Die ersten Brocken Futter werden probiert. Katzenmütter mit freiem Auslauf tragen erstmals lebende Beute ins Nest. Mit dem Nahrungswechsel werden auch die ersten „Sitzungen“ auf dem Katzenklo fällig. Wie man es macht, haben die Kätzchen bereits abgeguckt aber in der Übungszeit geht schon einmal was daneben. Etwas „Nachhilfe" erteilt der Katzenfreund gern.
Ab der fünften Woche genügt den Kleinen Milch allein nicht mehr. Die Mutter stillt auch weniger als früher. Im Milchgebiss erscheinen die Eckzähne. Für das Jägerleben machen sich die Kleinen mit Fangspielen fit.
Weil der „Stellreflex” (das Auf-die-Füße-Fallen) jetzt voll entwickelt ist, werden die Kitten beim Klettern und Springen zunehmend kühner. Das Sehvermögen hat sich deutlich verbessert und die Augen sind strahlend blau.
Ab der sechsten Woche haben die Kleinen ein komplettes Milchgebiss.
Ganz selbstverständlich benutzen sie das Katzenklo und fangen an, eigenständig Katzenwäsche zu betreiben.
Sie wuseln überall herum und bewegen sich von Tag zu Tag geschickter. Kätzchen, die Gelegenheit dazu haben, können schon selbst ihre erste Beute erlegen.
Was nicht niet- und nagelfest ist, wird ab der siebten Woche von den Kätzchen zur „Spielbeute" erklärt. Die Kleinen spielen auffallend häufig mit herumliegenden Gegenständen und balgen mit ihren Geschwistern.
Mit Kordeln und Schnüren sollten die Kleinen aber nur unter Aufsicht spielen - sie könnten sich ansonsten verstricken. Die Kätzchen belauern und beschleichen sich jetzt gegenseitig.
Das Spiel- und Sportprogramm hält die Antriebe zur Beutejagd wach. Von der Mutter übernehmen die Kleinen ihre Nahrungsvorlieben - mag es nun Katzenfutter sein oder lebende Beute. Die Körpertemperatur ist jetzt weitgehend stabil.
Mit der achten Woche ist die Entwöhnung von der Mutter meist abgeschlossen. Bei Wohnungskatzen fällt diese Phase nicht immer so eindeutig aus. Sind nur ein oder zwei Tiere in der Kinderstube, säugt die Mutter ebenfalls oft länger. Die Balgereien mit den Geschwistern werden ruppiger.
In der neunten Woche weicht das Babyblau der bleibenden Augenfarbe. Die Muttermilch versiegt langsam. Auch der Infektionsschutz, den die Kleinen von der Mutter mitbekommen haben, schwächt sich ab. Jetzt sollten die Kätzchen ihre ersten Impfungen vom Tierarzt bekommen. Kater legen jetzt - im Gegensatz zu ihren weiblichen Geschwistern - deutlich an Gewicht und Größe zu.
Ab der zehnten Woche erweisen sich die Kitte als wahre Artisten: Sie können nicht nur hervorragend klettern und springen, auch ihre Fähigkeiten zum Balancieren sind mittlerweile voll entwickelt. Sie können auf einer schmalen Latte gehen und wenden oder über ein voll gestelltes Bord laufen, ohne etwas umzustoßen. Solange sie nicht erschreckt werden oder der Spieltrieb sie überkommt, werfen sie auch nichts herunter.
Ab der elften Woche werden die Kätzchen immer unternehmungslustiger, ihr Spieltrieb ist auf dem Höhepunkt. Oftmals haben sich im Wurf Zweier-Allianzen gebildet, Kumpels, die jeden Unsinn am liebsten gemeinsam anstellen. Schön, wenn solche Tiere gemeinsam in ihre neue "Menschenfamilie" umziehen können.
Grundsätzlich sollten Katzen immer zu zweit sein, aber es gibt natürlich auch die Ausnahme das eine Katze keine Artgenossen in ihrer Nähe duldet.
Mit der zwölften Woche nähert sich die Prägungsphase ihrem Ende.
Wettkampfspiele werden seltener, das Interesse an der Beutejagd wird größer. Das Sehvermögen der Kätzchen ist voll ausgebildet. Sie haben jetzt von der Mutter und voneinander das Wichtigste für ein erfolgreiches Katzenleben gelernt: Sie wissen, wo man seine Geschäfte erledigt, wie man sich unter Katzen zu benehmen hat, können ihre Artgenossen verstehen und sich ihnen verständlich machen und kennen die Grundregeln des Jägerhandwerks. Die Familienbande werden lockerer. Dies ist also die beste Zeit für den Wechsel in die neue "Menschenfamilie". Dort gibt es meist gemeinsam so viel Neues zu entdecken, dass die Katzen gar keine Zeit haben, irgendetwas zu vermissen.
Sozialisierung
Mit zwölf Wochen ist die Katze kaum 25 Zentimeter groß und dennoch bereits eine „Halbstarke." Jetzt sollten die Katzen bereits mit den "Menschen" Freundschaft geschlossen haben, denn in dieser sensiblen Phase werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Nach der zwölften Woche sollten die Kitten auch spätestens von ihrer Mutter getrennt werden, zumal diese ihre Kitten mehr und mehr ignoriert oder sie durch Fauchen und Beißen von sich fernhält.
Sie sind seelisch und körperlich fit für ihr Leben in Selbstständigkeit und beginnen, auf eigenen Füßen zu stehen. Zu beachten ist nun auch das Geschlecht der Jungkatzen, das bisher kaum eine Rolle gespielt hat.
Denn Kater werden in Kolonien wild lebender Katzen nicht geduldet, solange noch ein anderer dominierender Kater, der so genannte Platzhirsch, das Revier beherrscht. Es könnte deshalb sein, dass Sie Ihre jungen Kater, denen Sie freien Auslauf gewähren, nicht mehr zu Gesicht bekommen werden, weil sie sich auf die Suche nach einem „freien“ Revier machen!
Vom dritten beziehungsweise vierten Monat an bekommen Katzenkinder ihre bleibenden Zähne.
Mit etwa acht Monaten kommen Katzen und Kater in die Pubertät. Jetzt muss mit dem Tierarzt ein Termin für die Kastration vereinbart werden. Am besten man kastriert die Katzen, noch bevor sie geschlechtsreif werden. Das ist bei Katzen und Katern unterschiedlich. Weibchen kommen schon mit fünf bis neun Monaten in die Pubertät, Männchen erst mit acht bis zehn Monaten.
Je früher kastriert wird desto besser.
Schon im ersten Jahr werden die Katzen zu jungen Erwachsenen mit veränderten Bedürfnissen, ohne freilich schon voll ausgewachsen zu sein. Jetzt kann man mit den Katzen das „volle Programm" starten und muss keine Rücksicht mehr auf die jugendliche Unvernunft legen.
Katzen sind mit etwa zwei, Kater erst mit drei Jahren voll ausgewachsen.
Wenn man die Katze selbst aufgezogen hat, kennt man den Charakter natürlich bis ins kleinste Detail.
Die Lebenserwartung einer Katze liegt bei etwa 15 Jahren. Manchmal stirbt eine gesunde Katze früher, manchmal erreicht sie gar ein biblisches Katzenalter.
Das eigentliche Seniorenalter beginnt mit zehn Jahren, obwohl dies nur ein ungefährer Wert sein kann.
Viele Katzen erscheinen mit 13 oder 14 Jahren noch ausgesprochen sportlich, andere werden bereits viel früher behäbig.
In liebevoller Obhut fühlen sich jedoch ältere Katzen sehr wohl. So ist gerade in den letzten Jahrzehnten die Lebenserwartung von Hauskatzen drastisch gestiegen - 20-jährige Tiere sind heute keine Seltenheit mehr.
Man bemerkt schnell, wenn sich eine Katze „zur Ruhe" setzt. Sie wirkt nicht nur weniger lebhaft, sondern schenkt dann auch weitaus weniger Jungen das Leben (wenn sie nicht sowieso sterilisiert ist). Sie wird Auseinandersetzungen schnell aus dem Weg gehen, die Augen sind nicht mehr so gut und auch Nase und Gehör lassen allmählich nach. In diesem ihrem letzten Lebensabschnitt sollte man ihr so viel Ruhe wie möglich gönnen,denn sie möchte vor allem eins: viel schlafen! Da Katzensenioren ausgesprochene Gewohnheitstiere sind, sollte der Tagesablauf keine großen Veränderungen aufweisen.