Bastet


Bastet – Die rätselhafte Katzengöttin des alten Ägypten

Die Göttin Bastet nimmt in der faszinierenden Welt des alten Ägypten eine besondere Stellung ein. Verehrt als Symbol des Schutzes, der Fruchtbarkeit und der Anmut, reichte ihr Einfluss weit über die heiligen Tempel hinaus und durchdrang das tägliche Leben der alten Ägypter. Sie verkörperte eine bemerkenswerte Dualität, indem sie sowohl sanfte und nährende Qualitäten als auch wilde und beschützende Aspekte in sich vereinte. Diese komplexe Natur machte sie zu einer vielschichtigen und tiefgründigen Figur im ägyptischen Pantheon.


Ursprünge und Entwicklung des Kultes der Bastet

Die Verehrung der Göttin Bastet lässt sich bis in die frühdynastische Zeit um etwa 2890 v. Chr. zurückverfolgen. Die frühesten Erwähnungen der Göttin datieren aus der Zweiten Dynastie, wobei sie zunächst als löwenköpfige Gottheit dargestellt wurde, ähnlich anderen feline Gottheiten wie Sechmet und Mafdet. In dieser frühen Phase war ihre Rolle eng mit dem Königtum verbunden, da sie als Schutzpatronin des Pharaos galt.

 

Im Laufe der Zeit, insbesondere während des Mittleren Reiches (ca. 2055-1650 v. Chr.), vollzog sich ein Wandel in der Darstellung und im Fokus der Verehrung Bastets. Sie wurde zunehmend mit dem Kopf einer Hauskatze dargestellt, besonders ab dem Neuen Reich, was ihre sanfteren Aspekte als Göttin der Fruchtbarkeit, Mutterschaft und des Schutzes des Hauses betonte.

 

Mehrere Faktoren trugen zu dieser Entwicklung ihrer Form und ihrer Attribute bei. Die Domestizierung der Katze und ihre zunehmende Präsenz in ägyptischen Haushalten spielten eine wesentliche Rolle. Katzen wurden für ihre Fähigkeit geschätzt, Vorräte vor Schädlingen zu schützen.

 

Die Verbindung Bastets zu anderen feline Gottheiten wie Sechmet und Hathor führte ebenfalls zu einer Verschmelzung von Attributen. Nicht zuletzt spielte die Rolle von Bubastis als frühes und wichtiges Kultzentrum eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Kultes der Bastet.

 

Die Verlagerung des Hauptkultzentrums von Memphis nach Bubastis deutet auf eine Veränderung der regionalen Bedeutung und möglicherweise der Aspekte der Göttin hin, die betont wurden. Die Erhebung von Bubastis zur Hauptstadt während der 22. Dynastie trug maßgeblich zur Popularität und zum Ausbau des Tempels der Bastet bei. Die Wahl eines bestimmten Kultzentrums durch Herrscher konnte politische und religiöse Agenden widerspiegeln.


Bastet in der Kunst: Ikonographie und Symbolismus

In ihren frühesten Darstellungen erscheint Bastet als Frau mit dem Kopf einer Löwin, oft in Verbindung mit königlichen Insignien, was ihre ursprüngliche Rolle als Schutzpatronin des Königtums widerspiegelt. Mit der Zeit entwickelte sich ihre Ikonographie weiter, und die Darstellung mit dem Kopf einer Hauskatze oder als reine Hauskatze gewann an Bedeutung. Diese Veränderung betonte ihre sanfteren Aspekte als Göttin des Hauses, der Freude und der Fruchtbarkeit.

 

Zwei wichtige Attribute, die oft mit Bastet dargestellt werden, sind das Sistrum und die Ägis. Das Sistrum, ein antikes Schlaginstrument in Form einer Rassel, symbolisierte ihre Rolle als Göttin der Musik, des Tanzes, der Freude und der Festlichkeiten. Es wurde auch geglaubt, dass sein Klang böse Geister abwehren konnte. Die Ägis hingegen war ein schützendes Brustschild oder eine Halskette, oft mit dem Kopf einer Löwin oder Katze verziert, und symbolisierte Schutz und Fruchtbarkeit.

Neben diesen Attributen finden sich auch andere Symbole, die mit Bastet in Verbindung gebracht werden, wie das Anch-Zeichen, das Leben und Fruchtbarkeit repräsentiert, das Salbgefäß, das auf ihren Namen und ihre Verbindung zu schützenden Salben hinweist, und die Sonnenscheibe, die ihre Verbindung zum Sonnengott Ra symbolisiert. Die ikonographische Entwicklung von Bastet veranschaulicht einen Wandel in ihrer theologischen Bedeutung und den kulturellen Werten, wobei die Betonung von Wildheit zu Sanftheit und Häuslichkeit verlagerte.

 

Die zunehmende Domestizierung von Katzen und ihre Integration in den Haushalt führten zu einer stärkeren Betonung des katzenhaften Aspekts von Bastet in der Kunst. Die Attribute, die Bastet hält, deuten auf ihre vielseitigen Zuständigkeiten hin, die von Schutz und Macht bis hin zu Freude und Fruchtbarkeit reichen.


Mythologische Erzählungen: Bastet Rolle im Pantheon des alten Ägypten

In der ägyptischen Mythologie wird Bastet oft als Tochter des Sonnengottes Ra dargestellt und trug den Titel "Auge des Ra". In dieser Rolle war sie eine Beschützerin des Sonnengottes und verteidigte ihn gegen seinen Erzfeind, die Schlange Apep, ein Symbol des Chaos und der Dunkelheit.

 

Ihre Beziehungen zu anderen Gottheiten waren ebenfalls von Bedeutung. Besonders eng war ihre Verbindung zu Sechmet, einer weiteren löwengestaltigen Göttin, mit der sie oft als zwei Aspekte derselben Gottheit betrachtet wurde – Sechmet repräsentierte die kriegerische und rachsüchtige Seite, während Bastet die sanftere und schützende Seite verkörperte. Zu Hathor, der Göttin der Freude, Musik, des Tanzes und der Fruchtbarkeit, bestanden ebenfalls Verbindungen, die sich in Ähnlichkeiten in der Ikonographie, wie dem Sistrum, zeigten. Mut, die Muttergöttin, wurde ebenfalls mit Bastet in Verbindung gebracht, insbesondere in ihrer Rolle als Beschützerin und in ihrer gelegentlichen Darstellung in löwengestaltiger Form.

 

Seth, der Gott des Chaos, war ein weiterer Akteur in Bastets mythologischen Erzählungen, insbesondere in der Geschichte vom Auge des Horus, in der Bastet als Gegenspielerin des Chaos auftrat. Zahlreiche Mythen erzählten von Bastets Verwandlungen, wie beispielsweise von der wilden Löwin zur sanften Katze, und betonten ihre Rolle als sowohl schützende als auch nährende Gottheit. Die Rolle Bastets als "Auge des Ra" und ihre Verbindung zu anderen Göttinnen, die diese Rolle innehatten (Sechmet, Hathor), deuten auf einen gemeinsamen Ursprung oder eine gemeinsame theologische Funktion als Vollstreckerinnen der solaren Macht hin.

 

Die Notwendigkeit, die Ordnung gegen das Chaos zu verteidigen, führte zur Vorstellung von Göttinnen wie Bastet als "Augen des Ra". Die synkretistische Natur der ägyptischen Religion ermöglichte die Überlappung von Rollen und Attributen zwischen verschiedenen Gottheiten.


Der Kult der Bastet: Tempel, Priester und religiöse Praktiken

Das wichtigste Kultzentrum der Bastet war die Stadt Bubastis im östlichen Nildelta, die seit mindestens dem 5. Jahrhundert v. Chr. eine zentrale Rolle in ihrer Verehrung spielte. Der Tempel der Bastet in Bubastis wurde von dem griechischen Historiker Herodot als besonders prächtig beschrieben, umgeben von Kanälen und geschmückt mit beeindruckenden Statuen und Reliefs.

 

Im Kult der Bastet spielten Priester eine wesentliche Rolle als Mittler zwischen der Göttin und ihren Anhängern. Sie waren nicht nur für die Instandhaltung des Tempels und die Durchführung von Ritualen verantwortlich, sondern dienten auch als Gelehrte, Heiler und spirituelle Führer, die die Traditionen und Lehren der Bastet bewahrten. Tägliche Rituale und Opfergaben von Nahrungsmitteln, Weihrauch und kleinen Figuren wurden der Göttin in ihren Tempeln und in Hausschreinen dargebracht.

 

Ein besonders bemerkenswerter Aspekt des Kultes war die Praxis der Katzenmumifizierung, die als Zeichen tiefster Verehrung und als eine Form der Opfergabe an die Göttin diente. Die detaillierte Beschreibung des Tempels in Bubastis durch Herodot und die zahlreichen archäologischen Funde bestätigen die enorme Bedeutung dieses Ortes und die Komplexität der religiösen Praktiken, die dort stattfanden. Die zentrale Rolle von Bubastis im Kult führte zur Errichtung eines prächtigen Tempels, der Pilger aus ganz Ägypten anzog. Die religiösen Praktiken um Bastet spiegeln die tiefe Verbindung zwischen den alten Ägyptern und ihrer Umwelt wider, insbesondere zu Katzen.


Heilige Gefährten: Die Verehrung von Katzen im alten Ägypten

Katzen spielten eine äußerst wichtige Rolle in der Gesellschaft des alten Ägypten, sowohl auf praktischer als auch auf religiöser Ebene. Sie wurden für ihre Fähigkeit geschätzt, Schädlinge wie Nagetiere und Schlangen zu bekämpfen und so die Getreidevorräte und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.