Die Zunge der Hauskatze
Die bemerkenswerte Zunge der Hauskatze: Anatomie, Funktion und Gesundheitsaspekte
Die Zunge ist ein vielseitiges und faszinierendes Organ, das für das Überleben und das Wohlbefinden der Hauskatze von entscheidender Bedeutung ist. Weit mehr als nur ein Geschmacksorgan erfüllt die Katzenzunge eine Vielzahl von Funktionen, die von der Nahrungsaufnahme über die Fellpflege bis hin zur Kommunikation reichen.
Dieser Beitrag beleuchtet detailliert die Anatomie dieses bemerkenswerten Organs, untersucht seine vielfältigen Funktionen, beleuchtet die Geschmackswelt der Katze im Vergleich zu anderen Tieren, erörtert mögliche Gesundheitsprobleme und betrachtet die Zunge als potenziellen Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres.
Anatomie der Katzenzunge: Ein detaillierter Überblick
Die Katzenzunge zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Flexibilität und die Fähigkeit zu präzisen Bewegungen aus. Diese Agilität ermöglicht es der Katze, Aufgaben wie Trinken und die sorgfältige Fellpflege effizient zu bewältigen. Das Organ ist reich an Blutgefäßen, was zu seiner Reaktionsfähigkeit beiträgt.
Die Zunge der Hauskatze ist ein längliches, muskulöses Organ, das sich vom Zungenbein (Os hyoideum) bis zur freien Spitze im vorderen Bereich des Unterkiefers erstreckt. Sie ist in drei Hauptregionen unterteilt: die Spitze (Apex), den Körper (Corpus) und die Wurzel (Radix). Die Spitze ist leicht abgerundet und weist in der Mitte eine flache Vertiefung auf, die als mittlere Furche (Sulcus medianus linguae) bezeichnet wird. Der Körper bildet den größten Teil der Zunge, während die Wurzel auf ihrer Oberseite eine linguale Erhebung aufweist. Die Unterseite der Zunge ist glatt und frei von Papillen. Diese regionale Gliederung deutet auf eine funktionelle Spezialisierung der verschiedenen Bereiche hin.
Die markanteste Eigenschaft der Katzenzunge ist die Vielzahl von kleinen, nach hinten gerichteten Stacheln auf ihrer Oberseite, den sogenannten Papillen. Fünf verschiedene Arten von Papillen lassen sich auf der dorsalen Seite der Zunge unterscheiden: Filiform-Papillen (Fadenpapillen), Fungiform-Papillen (Pilzpapillen), Foliate-Papillen (Blätterpapillen), Vallate-Papillen (Wallpapillen) und Conical- oder Cylindrical-Papillen (Kegel- oder Zylinderpapillen).
Die Filiform-Papillen sind die am häufigsten vorkommende Art und bedecken die gesamte Oberseite der Zunge. Sie bestehen aus Keratin, demselben Material, aus dem auch Krallen und Fingernägel bestehen, was ihnen eine raue, sandpapierartige Textur verleiht. Diese Papillen sind spitz und hakenförmig und zeigen in Richtung des Rachens. Ihre Größe variiert je nach Position auf der Zunge; sie sind kleiner an der Spitze und werden zur Mitte und zur Wurzel hin größer. Einige dieser Papillen sind dünn und stark nach hinten gebogen, was beim Festhalten der Nahrung und beim Abstreifen von Fleisch von Knochen hilfreich sein kann.
Die Fungiform-Papillen sind über die gesamte Zunge zwischen den Filiform-Papillen verteilt. Sie haben eine abgerundete, pilzartige Form und ragen leicht über die Oberfläche der Zunge hinaus. Im Vergleich zu den Filiform-Papillen sind sie weniger zahlreich und enthalten Geschmacksknospen, die für die Geschmackswahrnehmung verantwortlich sind. An der Spitze der Zunge können auch größere Formen dieser Papillen, sogenannte Riesen-Fungiform-Papillen, vorkommen.
Die Foliate-Papillen befinden sich an den seitlichen Rändern der Zungenwurzel und erscheinen als eine Reihe von blattartigen Falten oder ähneln in ihrer Form einem Traubenbüschel. Sie sind durch Geschmacksfurchen voneinander getrennt und spielen ebenfalls eine Rolle bei der Geschmackswahrnehmung. Ihre Ausprägung und das Vorhandensein von Geschmacksknospen können zwischen verschiedenen Tierarten variieren.
Die Vallate-Papillen sind die größten der Zungenpapillen und befinden sich an der Zungenbasis, typischerweise in einer umgekehrten V-Form. Bei der Hauskatze sind es in der Regel fünf dieser Papillen, die von einem ringförmigen Wall umgeben sind, der einen Graben bildet. Auch diese Papillen sind an der Geschmackswahrnehmung beteiligt.
Die Conical- oder Cylindrical-Papillen haben eine kegel- oder zylinderförmige Gestalt und sind auf einen bestimmten Bereich des Zungenkörpers nahe der Spitze beschränkt. Sie sind in diesem Bereich zunächst klein, nehmen dann an Größe zu und werden zur Wurzel hin wieder kleiner. In einigen Klassifikationen werden sie als eine Variante der Filiform-Papillen betrachtet. Ihre Funktion ist wahrscheinlich mechanischer Natur und unterstützt das Festhalten und den Transport von Nahrung.
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass die Papillen aus keratinisierten Epithelzellen bestehen. Eine bemerkenswerte Entdeckung ist, dass die Filiform-Papillen hohl und schaufelförmig sind, was ihnen die Fähigkeit verleiht, Speichel aufzunehmen und während der Fellpflege im Fell zu verteilen. Diese Struktur ermöglicht eine effiziente Befeuchtung des Fells bis zur Hautoberfläche.
Neben den Papillen ist die Zunge auch reich an Blutgefäßen und Nerven. Die Blutversorgung gewährleistet die Reaktionsfähigkeit des Organs, während die Nerven für die Geschmackswahrnehmung und die Steuerung der komplexen Zungenbewegungen unerlässlich sind.
Die Funktionen der Katzenzunge: Mehr als nur Schmecken
Die Katzenzunge erfüllt eine Vielzahl von Funktionen, die weit über die reine Geschmackswahrnehmung hinausgehen. Ihre spezielle Anatomie, insbesondere die Beschaffenheit der Papillen, ermöglicht es der Katze, Nahrung effizient aufzunehmen, zu trinken und ihr Fell zu pflegen.
Beim Fressen spielt die raue Oberfläche der Zunge eine entscheidende Rolle. Die keratinisierten Filiform-Papillen wirken wie kleine Haken, die es der Katze ermöglichen, Fleisch von den Knochen ihrer Beute zu raspeln. Diese nach hinten gerichteten Stacheln helfen auch dabei, die Nahrung in Richtung des Rachens zu transportieren und zu verhindern, dass sie wieder aus dem Maul gleitet. Die bemerkenswerte Flexibilität der Zunge unterstützt die Katze zusätzlich bei der Aufnahme und Bewegung der Nahrung im Maul. Diese anatomischen Merkmale sind eine deutliche Anpassung an die carnivore Ernährung der Katze, die darauf abzielt, die maximale Nährstoffausbeute aus ihrer Beute zu erzielen.
Auch die Trinktechnik der Katze ist einzigartig und wird maßgeblich durch die Form ihrer Zunge und die Anwesenheit der Papillen ermöglicht. Katzen trinken, indem sie die Spitze ihrer Zunge nach hinten krümmen, wodurch eine Art kleine Schöpfkelle entsteht. Sie tauchen die Zungenspitze nur leicht in die Wasseroberfläche und ziehen dann schnell eine Wassersäule nach oben, die sie mit Hilfe der Oberflächenspannung des Wassers auffangen und schlucken können. Die Papillen auf der Zunge tragen dazu bei, das Wasser während dieses Vorgangs zu halten. Dieses elegante Verfahren unterscheidet sich von der Art, wie beispielsweise Hunde trinken, die ihre Zunge eher löffelartig verwenden, um Wasser aufzunehmen. Die spezielle Trinktechnik der Katze ist eine weitere Anpassung an ihre Anatomie und ermöglicht eine effiziente Wasseraufnahme, ohne dass sie ihren Kopf vollständig ins Wasser tauchen muss.
Die Katzenzunge ist auch ein äußerst effektives Putz- und Fellpflegeinstrument. Die raue Oberfläche der Zunge, die durch die keratinisierten Filiform-Papillen entsteht, wirkt wie ein natürlicher Kamm. Beim Putzen heben diese Papillen lose Haare, Staub, Schmutz und trockene Hautschuppen aus dem Fell. Die nach hinten gerichtete Anordnung der Papillen erleichtert das Entfernen von Verfilzungen und verhindert, dass das Fell lediglich hin- und hergeschoben wird.
Ein faszinierender Mechanismus der Fellreinigung besteht darin, dass die hohlen, schaufelförmigen Filiform-Papillen (auch Cavo-Papillen genannt) Speichel aufnehmen und ihn im Fell verteilen. Dieser Speichel trägt zur Reinigung und Befeuchtung des Fells bei und verleiht ihm Glanz. Zudem werden durch das Putzen natürliche Öle, die von den Hautdrüsen produziert werden, gleichmäßig im Fell verteilt. Die Zunge spielt auch eine Rolle bei der Temperaturregulierung. Durch das Ablecken des Fells wird Speichel auf der Oberfläche verteilt, der durch Verdunstung einen kühlenden Effekt erzeugt, ähnlich dem Schwitzen beim Menschen.
Ein unerwünschter Nebeneffekt der nach hinten gerichteten Papillen ist, dass Katzen die beim Putzen aufgenommenen Haare oft verschlucken, was zur Bildung von Haarballen führen kann. Das gegenseitige Putzen zwischen Katzen (Allogrooming) dient nicht nur der Hygiene, sondern stärkt auch die sozialen Bindungen und trägt zum Austausch von Gruppengerüchen bei. Die Struktur der Katzenzunge ist somit eine bemerkenswerte evolutionäre Anpassung, die es ihr ermöglicht, ein äußerst effizientes Werkzeug für die Körperpflege zu sein. Die Entdeckung der hohlen Papillen und ihres Speicheltransportmechanismus unterstreicht die Komplexität und Effizienz dieser Funktion.
Die Geschmackswelt der Katze: Was Katzen schmecken können und was nicht
Im Vergleich zu Menschen und Hunden besitzen Katzen eine geringere Anzahl an Geschmacksknospen, etwa 473 im Vergleich zu den rund 9.000 des Menschen und den etwa 1.700 des Hundes. Diese Geschmacksknospen sind an der Spitze, den Seiten und im hinteren Bereich der Zunge lokalisiert. Die relativ geringe Anzahl an Geschmacksknospen deutet darauf hin, dass der Geschmackssinn bei Katzen möglicherweise eine weniger dominante Rolle spielt als bei Allesfressern oder Pflanzenfressern, was mit ihrer obligat carnivoren Ernährungsweise übereinstimmt.
Katzen können die Geschmacksrichtungen salzig, sauer und bitter wahrnehmen. Sie zeigen eine besonders ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber bitteren Geschmäckern, was vermutlich als Schutzmechanismus gegen die Aufnahme potenziell giftiger Substanzen dient. Diese Empfindlichkeit kann jedoch die Verabreichung notwendiger Medikamente erschweren, da viele Arzneimittel einen bitteren Geschmack haben.
Ein für Katzen wichtiger Geschmack ist Umami, der als herzhaft oder fleischig beschrieben wird und mit dem Vorhandensein bestimmter Aminosäuren wie Glutamat assoziiert ist. Katzen besitzen spezielle Rezeptoren, die diesen Geschmack erkennen können, was für die Identifizierung proteinreicher Nahrungsquellen unerlässlich ist. Studien haben gezeigt, dass Katzen eine besondere Vorliebe für Thunfisch haben, was auf den hohen Gehalt an Umami-verstärkenden Nukleotiden wie Inosinmonophosphat zurückzuführen ist. Die Fähigkeit, Umami zu schmecken, unterstreicht die carnivore Natur der Katze und ihre Präferenz für proteinreiche Nahrung.
Ein bemerkenswertes Merkmal der Geschmackswahrnehmung bei Katzen ist das Fehlen der Fähigkeit, Süße zu schmecken. Dies ist auf eine genetische Mutation im Tas1r2-Gen zurückzuführen, das bei Katzen ein nicht-funktionelles Pseudogen ist. Infolgedessen zeigen Katzen keine natürliche Anziehung zu süßen Lebensmitteln. Wenn Katzen scheinbar Süßigkeiten wie Eis oder Gebäck mögen, wird vermutet, dass dies eher auf die Textur, den Geruch oder den hohen Fettgehalt dieser Produkte zurückzuführen ist als auf eine tatsächliche Geschmackswahrnehmung von Süße. Die evolutionäre Bedeutung dieses fehlenden Süßgeschmacks liegt wahrscheinlich in der rein fleischlichen Ernährung der Katzen, die keine Notwendigkeit für die Wahrnehmung von Zucker aus Pflanzen erfordert.
Zusätzlich zu den herkömmlichen Geschmacksknospen besitzen Katzen ein spezielles sensorisches Organ, das Jacobson-Organ oder Vomeronasalorgan, das sich im Gaumendach befindet. Es wird angenommen, dass dieses Organ es Katzen ermöglicht, Aromen auf eine besondere Weise wahrzunehmen, die als "Schmecken-Riechen" bezeichnet wird. Dies spielt insbesondere im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Pheromonen und der Beurteilung der Schmackhaftigkeit von Nahrung eine Rolle. Geruchsstoffe werden dabei zur Zunge transportiert und dann zum Jacobson-Organ gebracht, wo sie weiter analysiert werden. Dieses zusätzliche sensorische System erweitert die Fähigkeit der Katze, ihre Umwelt wahrzunehmen und zu interpretieren.
Ein vergleichender Blick: Die Katzenzunge im Vergleich zu anderen Tieren
Die einzigartige Struktur und Funktion der Katzenzunge sind nicht auf Hauskatzen beschränkt, sondern finden sich auch bei anderen Mitgliedern der Familie der Katzen (Felidae). Untersuchungen an verschiedenen Wildkatzenarten wie dem Nebelparder (Neofelis nebulosa), dem südafrikanischen Löwen (Panthera leo bleyenberghi), der Manul (Otocolobus manul) und dem Eurasischen Luchs (Lynx lynx) haben gezeigt, dass sie ähnliche Arten von Papillen (Filiform, Fungiform, Vallate) wie die Hauskatze besitzen. Interessanterweise wurde festgestellt, dass die Höhe der Papillen bei verschiedenen Katzenarten, die ein sehr breites Spektrum an Körpergrößen abdecken, bemerkenswert konstant ist. Dies deutet auf eine fundamentale Bedeutung der Papillen für die Fellpflege hin, die unabhängig von der Größe der Katze zu sein scheint.
Es gibt jedoch auch Unterschiede zwischen den Zungen verschiedener Katzenarten. So kann die Entwicklung der Foliate-Papillen variieren, und auch die Struktur der Lyssa, eines Gewebestrangs unter der Zunge, kann sich unterscheiden. Einige Wildkatzenarten weisen besser entwickelte Foliate-Papillen mit Geschmacksknospen auf, während andere eine Lyssa aus Knorpel anstelle von Fettgewebe besitzen können. Diese feinen Unterschiede in der Zungenanatomie spiegeln möglicherweise Anpassungen an spezifische ökologische Nischen und Ernährungsgewohnheiten der jeweiligen Arten wider.
Im Vergleich zu anderen Raubtieren, wie beispielsweise Hunden, weist die Katzenzunge deutliche Unterschiede auf. Während die Hundezunge eher weich und feucht ist, fühlt sich die Katzenzunge rau und borstig an. Diese Rauheit ist auf die zahlreichen hakenförmigen Papillen zurückzuführen, die die Oberfläche der Katzenzunge bedecken und für die effiziente Fellpflege unerlässlich sind. Hunde besitzen keine solch ausgeprägten Papillen für diesen Zweck. Ein weiterer Unterschied besteht in der Anzahl der Geschmacksknospen: Katzen haben deutlich weniger als Hunde (etwa 473 gegenüber etwa 1.700). Obwohl sowohl Katzen als auch Hunde die Geschmacksrichtungen salzig, sauer, bitter und Umami wahrnehmen können, fehlt Katzen die Fähigkeit, Süße zu schmecken. Auch das Trinkverhalten unterscheidet sich: Hunde nehmen Wasser auf, indem sie ihre Zunge in die entgegengesetzte Richtung krümmen, während Katzen ihre Zunge nach hinten krümmen, um eine Wassersäule zu erzeugen. Diese Unterschiede in der Zungenstruktur und Geschmackswahrnehmung spiegeln die unterschiedlichen evolutionären Pfade und Ernährungsstrategien von Katzen und Hunden wider.
Das Trinkverhalten von Katzen ist auch im Vergleich zu anderen Tieren bemerkenswert. Während Tiere mit beweglichen Lippen wie Pferde und Kühe Wasser durch Erzeugen eines Unterdrucks im Maul aufnehmen, nutzen Katzen eine einzigartige Technik, bei der sie eine Wassersäule mit ihrer Zunge formen. Auch Hunde verwenden eine andere Methode, indem sie ihre Zunge löffelartig einsetzen. Die spezielle Trinktechnik der Katze ermöglicht eine effiziente Wasseraufnahme, ohne dass das Tier seinen Kopf vollständig ins Wasser tauchen muss.
Gesundheitliche Aspekte: Erkrankungen und Probleme der Katzenzunge
Die Zunge der Katze kann von verschiedenen Gesundheitsproblemen betroffen sein, die das Wohlbefinden des Tieres erheblich beeinträchtigen können.
Ulzerationen und Läsionen auf der Zunge können Anzeichen für Verletzungen, Infektionen oder immunbedingte Erkrankungen sein. Sie können als offene Wunden, Schnitte oder rote, entzündete Bereiche in Erscheinung treten. Auch systemische Erkrankungen wie Nierenversagen können zu Geschwüren im Maulbereich führen.
Eine häufige und schmerzhafte Erkrankung der Maulhöhle bei Katzen ist die Stomatitis (Mundschleimhautentzündung). Diese Entzündung kann sich auf die Zunge, das Zahnfleisch und den hinteren Rachenbereich ausdehnen und tief in das Gewebe eindringen. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch vermutet, dass eine übermäßige Immunreaktion auf Zahnbelag eine Rolle spielt. Viele betroffene Katzen tragen auch das feline Calicivirus in sich. Die auffälligsten Symptome sind starke Schmerzen beim Öffnen des Mauls, verminderter Appetit, Schwierigkeiten beim Schlucken, übermäßiges Speicheln, Mundgeruch, Zähneknirschen, Gewichtsverlust und eine Vernachlässigung der Fellpflege. In einigen Fällen kann die Katze auch ihre Zunge vermehrt herausstrecken oder mit den Pfoten am Maul reiben. Die effektivste Behandlung der Stomatitis besteht in der chirurgischen Entfernung aller Prämolaren und Molaren, da dies die Entzündungsreaktion in vielen Fällen deutlich reduziert oder sogar vollständig beseitigt. Unterstützend können Antibiotika zur Behandlung bakterieller Sekundärinfektionen, Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden und antiseptische Mundspülungen eingesetzt werden.
Auch Pilzinfektionen der Maulhöhle, insbesondere durch den Pilz Candida albicans, können die Zunge betreffen. Diese Erkrankung tritt jedoch seltener auf und steht oft im Zusammenhang mit anderen oralen Problemen, einer langfristigen Antibiotikatherapie oder einem geschwächten Immunsystem. Symptome können Rötungen, Wunden, Blutungen sowie weißliche, flache Beläge auf der Zunge oder der Maulschleimhaut sein, begleitet von Mundgeruch, übermäßigem Speicheln und Appetitlosigkeit.
Eine ernste Erkrankung, die die Katzenzunge betreffen kann, ist der Zungenkrebs. Das Plattenepithelkarzinom ist die häufigste Form von bösartigen Tumoren in der Maulhöhle von Katzen, und die Zunge ist ein häufiger Ort für deren Entstehung. Obwohl dieser Krebs selten in andere Körperregionen streut, ist er sehr aggressiv und kann schnell wachsen. Symptome können übermäßiges Speicheln, Schwierigkeiten beim Fressen oder Trinken, Mundgeruch, weiße Wucherungen auf der Zunge, eine veränderte Form oder Farbe der Zunge, das Heraushängen der Zunge, Geschwüre oder Blutungen auf der Zunge sowie Anzeichen von Schmerzen sein. Es gibt Hinweise darauf, dass Katzen, die in Haushalten mit Rauchern leben, ein höheres Risiko für diese Erkrankung haben könnten. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine gründliche Untersuchung, gefolgt von Röntgenaufnahmen und einer Biopsie des verdächtigen Gewebes. Die Prognose hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose und der Möglichkeit einer vollständigen chirurgischen Entfernung des Tumors ab. In fortgeschrittenen Fällen kann die Behandlung oft nur noch palliativ erfolgen, um die Lebensqualität des Tieres zu verbessern.
Aufgrund der nach hinten gerichteten Papillen können sich leicht Fremdkörper wie Fäden oder kleine Partikel in der Zunge verfangen und zu Irritationen oder Verletzungen führen. Versuche der Katze, diese Fremdkörper loszuwerden, können zu ungewöhnlichen Zungenbewegungen führen.
Die Zunge als Spiegel der Gesundheit: Was uns die Beschaffenheit verraten kann
Die Farbe, Feuchtigkeit und das Aussehen der Katzenzunge können wertvolle Hinweise auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres geben. Eine gesunde Katzenzunge ist in der Regel rosa und gut durchfeuchtet, ohne übermäßigen Speichelfluss.
Eine sehr rote Zunge könnte auf eine übermäßige Hitze oder Entzündungen im Körper hindeuten. Eine blasse Zunge hingegen kann ein Zeichen für einen Mangelzustand sein, beispielsweise eine Anämie. Eine bläulich verfärbte Zunge oder bläuliches Zahnfleisch deuten auf einen Sauerstoffmangel hin und stellen einen medizinischen Notfall dar.
Eine trockene Zunge kann ein Anzeichen für Dehydrierung sein. Übermäßiger Speichelfluss kann auf Übelkeit, Zahnerkrankungen oder eine Entzündung der Maulhöhle (Stomatitis) hindeuten. Das Vorhandensein von weißen Flecken oder Belägen auf der Zunge könnte auf eine Pilzinfektion hindeuten.
Auch ungewöhnliche Bewegungen oder das ständige Heraushängen der Zunge können auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Während ein gelegentliches Heraushängen der Zunge, insbesondere im Schlaf oder in entspanntem Zustand ("Blepping"), normal sein kann, kann ein häufiges oder anhaltendes Heraushängen auf verschiedene Ursachen hindeuten, darunter Fremdkörper im Maul, Zahnprobleme, Stomatitis, Übelkeit, neurologische Störungen oder sogar Tumore im Maulbereich. Bei bestimmten Rassen mit einer verkürzten Kieferstruktur kann das Heraushängen der Zunge ebenfalls häufiger vorkommen. Auch Atembeschwerden können dazu führen, dass die Katze ihre Zunge herausstreckt.
Veränderungen in der Farbe, Feuchtigkeit oder im Aussehen der Katzenzunge sollten daher immer aufmerksam beobachtet und bei Bedenken tierärztlich abgeklärt werden.
Fazit
Die Zunge der Hauskatze ist ein bemerkenswertes Organ, dessen komplexe Anatomie und vielfältige Funktionen perfekt an die Bedürfnisse des Tieres angepasst sind. Von der Aufnahme und dem Transport der Nahrung über die effiziente Fellpflege bis hin zur Wahrnehmung von Geschmäckern spielt die Zunge eine zentrale Rolle im Leben der Katze. Die einzigartige Struktur der Papillen ermöglicht es der Katze, ihre Umgebung auf besondere Weise zu interagieren und sich selbst zu pflegen.
Die evolutionären Anpassungen, wie das Fehlen der Süßwahrnehmung und die ausgeprägte Sensibilität für Umami, spiegeln die carnivore Natur der Katze wider. Der Vergleich mit anderen Katzenarten und Raubtieren verdeutlicht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die sich aus spezifischen ökologischen Anforderungen ergeben.
Darüber hinaus kann die Zunge auch als Indikator für den Gesundheitszustand der Katze dienen. Veränderungen in Farbe, Feuchtigkeit oder ungewöhnliche Bewegungen können auf zugrunde liegende Erkrankungen hinweisen und sollten daher nicht ignoriert werden. Die Kenntnis der Anatomie und der normalen Funktion der Katzenzunge ist somit für jeden Katzenbesitzer von großem Wert, um das Wohlbefinden seines Tieres besser einschätzen und frühzeitig mögliche Probleme erkennen zu können. Die weitere Forschung in diesem Bereich wird zweifellos noch weitere faszinierende Details über dieses vielseitige Organ ans Licht bringen.